5 Tipps, wie man Familienmitgliedern die Smartphone-Nutzung beibringt
Sich auf das neue Handy einzulassen und den Umgang damit lernen zu wollen, ist der erste wichtige Schritt, um am digitalen Leben teilzunehmen. Der Zweite ist das Fragen nach Hilfe. Oft werden hier Familienmitglieder mit Fragen gelöchert. Damit das nicht zu Frust oder Ärger auf beiden Seiten führt, haben wir einige Tipps für ein produktives Miteinander.
1. Anwendungsbezogen Lernen
Ja, das Smartphone hat Tausende Funktionen. Man sollte sich beim Erklären aber immer fragen: Ist das jetzt alles so wichtig? Wenn Oma oder Opa nur Fotos empfangen und verschicken möchten, braucht man ihnen nicht gleichzeitig erklären, wie man diese bearbeitet und als Hintergrund einstellt.
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Es ist wichtiger, niemanden zu überfordern. Nur weil man selbst diese Dinge gerne nutzt, heißt das nicht, dass es anderen auch so geht. Eine große Informationsflut kann eher dafür sorgen, dass man durcheinanderkommt oder überwältigt ist.
2. Genügend Zeit investieren
Es reicht meistens nicht, Funktionen einmal zu erklären - das wäre, als würde man eine neue Sprache lernen, indem man einen Nachmittag lang ein Vokabelheft liest. Das ist beim Handy nicht anders. Man muss sich Zeit nehmen, Fragen zu beantworten und Handgriffe zu üben.
„WhatsApp ist nicht in einer Stunde erklärt. Man geht kleine Schritte, schaut sich z.B. an, wie man zur Familiengruppe kommt und wo man Fotos außerhalb von WhatsApp findet“, sagt Edith Simöl, Leiterin der Servicestelle „digitale Senior:innen“ der futurezone.
Wichtig ist, es nicht beim einmaligen Zeigen zu belassen. Man sollte über Tage und Wochen hinweg dabei helfen, Funktionen zu verstehen und Sicherheit bei der Nutzung zu entwickeln. So kann man vorschlagen, dass jeden Tag ein Foto verschickt und empfangen werden soll, bis es zur Routine wird.
3. Das passende Handy wählen
Die Wahl des richtigen Smartphones ist entscheidend. Wichtig ist, dass es das gleiche System nutzt wie das der Familie. Im besten Fall ist es das gleiche Gerät. „Dann kann man auch aus der Ferne helfen, sonst sind telefonische Auskünfte schwierig“, sagt Simöl.
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Nutzt man ein iPhone, Opa hat aber ein Samsung-Gerät, macht man es sich schwer. iPhone und Android sind völlig andere Systeme, was auch die gemeinsame Kommunikation erschweren kann. Selbst zwischen Android-Handys verschiedener Hersteller können Bezeichnungen abweichen. Deshalb sind auch Seniorenhandys nicht immer die beste Wahl, da sie meistens ein stark angepasstes Betriebssystem nutzen.
Wichtig ist jedenfalls, dass die Geräte noch Software-Updates erhalten, etwa um Sicherheitslücken zu schließen. Den Eltern und Großeltern einfach das alte Gerät weiterzugeben, ist deshalb nicht immer eine Option.
4. Mehrere Helfer
Es ist wichtig, mehrere Bezugspersonen für Nachfragen zu haben, auch außerhalb der Familie. Das können Bekannte sein oder man kann sich professionelle Hilfe durch Schulungen oder bei speziellen Stammtischen holen. Dort arbeitet geschultes Personal, das auf Fragen gezielt eingehen kann.
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Vor einem Kurs sollte man sich informieren, ob er sich für die eigenen Bedürfnisse eignet: Ist der Kurs für iPhone oder Android? Muss man Vorkenntnisse mitbringen? Werden meine speziellen Andwendungsfälle und Fragen überhaupt behandelt?
Schulungen
Auf der Webseite der Servicestelle digitale Senior:innen findet man eine Liste an Kursangeboten, die mit einem Gütesiegel versehen sind. Eine Auswahl:
- A1 Seniorenakademie: A1 bietet speziell für Menschen ab 60 Technik-Kurse an, u.a. um spezielle Apps oder Videotelefonie mit dem Smartphone kennenzulernen
- SeniorenColleg: Einzelkurse in Wien, bei denen man den Umgang mit dem eigenen Smartphone lernen kann
- handykurse.at: Ausführliche Schulungen in der Steiermark, im Südburgenland und im östlichen Kärnten
- SeniorInnenUNI: Die SeniorInnenUNI der IMC Fachhochschule in Krems bietet ein Lehrangebot über vier Semester an, das sich vor allem an Senioren richtet, die sich ehrenamtlich engagieren und dafür weiterbilden möchten
5. Vorsicht, aber keine Angst
Betrug über WhatsApp, Anrufe oder SMS sind inzwischen alltäglich. „Das darf man nicht kleinreden, aber es gibt auch Schutzmaßnahmen dagegen und Möglichkeiten, sie zu erkennen“, sagt Simöl. Über bekannte Maschen aufzuklären ist daher wichtig. Und: Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel bei Kindern und Enkeln nachfragen, als Kriminellen auf den Leim gehen.
Vorsicht ist also geboten - sowohl bei jung als auch alt. Angst vor der Nutzung eines Smartphones, weil man ja dann auf Betrüger hereinfallen könnte, sollte man deshalb aber nicht haben.
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