Fleischball aus dem Labor
© Memphis Meats

Science

Fleisch aus dem Labor soll 2018 in erste Restaurants kommen

Forscher auf der ganzen Welt arbeiten daran, Fleisch im Labor herzustellen. Dieses als "Clean Meat" ("sauberes Fleisch") vermarktete Produkt soll die Misshandlung von Tieren und den überbordenden Ressourcenverbrauch der Fleischindustrie einschränken. Das funktioniert, indem Stammzellenkulturen angelegt werden, die dann im Labor zu Muskelfasern ausdifferenziert werden, die zu einem Stück Fleisch heranwachsen. "Sie beginnen, sich zu teilen und neues Gewebe zu bilden. Das lassen wir so lange passieren, bis wir Billionen von Zellen haben", sagt Mark Post, CEO von Mosa Meats, gegenüber CNN.

Was den Geschmack und die Textur angeht, ist die Forschung mittlerweile so weit gediehen, dass einzelne Tester, wie der Autor Bruce Friedrich, der Bücher über die saubere Zukunft des Fleisches schreibt, sagen, dass kein Unterschied mehr zu gewöhnlichem Fleisch festzustellen sei. Auch außerhalb der Labore soll das künstlich geschaffene Fleisch bald probiert werden können. "Noch bevor das Jahr 2018 zu Ende geht" würden einige Produkte in Restaurants in Asien und den USA in einzelnen Restaurants auf der Karte stehen, sagt Josh Tetrick, CEO des Laborfleischherstellers JUST. Zu Beginn werde es Chicken Nuggets, Würste und Foie Gras aus der Retorte geben.

Hürden

Andere Firmen schätzen etwas konservativer und rechnen nicht vor 2021 mit entsprechenden Angeboten. Der Preis für einen Hamburger mit Laborfleisch werde etwa bei elf US-Dollar liegen (rund 9 Euro), schätzt ein involvierter Unternehmer. Das wäre eine beachtliche Preissenkung: Der erste Hamburger aus Zellkulturfleisch kostete 2013 noch etwa 330.000 US-Dollar (rund 268.000 Euro). Die US Zulassungsbehörde FDA hat jüngst bekanntgegeben, dass bei korrekter Herstellung der Verzehr nicht mit Sicherheitsbedenken verbunden sei.

Die Zulassung wurde aber noch nicht erteilt. Der Prozess ist üblicherweise langwierig und könnte die optimistischen Pläne einiger Unternehmer noch durchkreuzen. Die Hersteller preisen ihr Produkt als sicher, da es keine Keime oder andere Schädlinge enthalte. Zudem lasse sich der Fettgehalt niedrig einstellen. Auch als gesund geltende Omega-3-Fettsäuren könnten integriert werden. Eine Hürde für den Markteintritt könnte aber der Ekelfaktor sein: In einer Umfrage durch Pew Research in den USA 2014 gaben 80 Prozent der befragten US-Amerikaner an, sie würden kein Fleisch aus dem Labor essen. In einer Befragung 2017 sagte aber bereits ein Drittel der Teilnehmer, sie könnten sich vorstellen, regelmäßig "Clean Meat" zu essen.

Um ihr Image zu verbessern planen einige Hersteller, die Produktionsanlagen für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mittlerweile sind auch große konventionelle Fleischhersteller an der Technologie interessiert. Tierzüchter sind allerdings weniger angetan von der Idee und argumentieren, dass die Stammzellen immer noch aus Tieren gewonnen werden müssten. Investoren wie Bill Gates pumpen trotzdem große Summen in die Entwicklung, auch wegen des großen Potenzials: Das Laborfleisch soll die Treibhausgasemissionen in der Fleischproduktion um 78 bis 96 Prozent verringern können. Der Energieverbrauch soll um sieben bis 45 Prozent gesenkt werden, der Bedarf nach Land sogar um 99 Prozent. Auch der Wasserverbrauch könnte um 82 bis 96 Prozent sinken. Diese Zahlen hat eine Studie der Universität Oxford ergeben.

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