Digital Life

Scanner überwachen die Pausen von Amazon-Mitarbeitern minutengenau

Ein neuer Bericht zeigt, wie Amazon-Mitarbeiter*innen in den USA minutiös kontrolliert werden. Die Geräte, mit denen sie Pakete scannen nehmen auch auf, wenn die Angestellten gerade untätig sind. 

Diese "Time off Task" (TOT) wird dann an die Vorgesetzten übermittelt. Diese sind angehalten, täglich die Zeiten zu kontrollieren. Die Mitarbeiter*innen mit dem höchsten TOT werden am nächsten Tag gefragt, warum sie beispielsweise so lange am WC waren, berichtet Motherboard.

Kontrolle durch Videoüberwachung

Können sie die Zeiten nicht erklären, kann das zu einer Verwarnung oder sogar Kündigung führen. Zusätzlich sollen Manager*innen die Aussagen der betroffenen Mitarbeiter*innen durch Aufnahmen von Überwachungskameras überprüfen. Können die Angestellten die Zeiten erklären, befragen die Manager*innen die Person mit der zweithöchsten TOT.

Das Magazin erhielt Einblick in Dokumente, die der Arbeitnehmerschutzbehörde (National Labor Relations Board) im Rahmen eines Rechtstreits vorgelegt wurden. Dort wird das Warenhaus JFK8 in Staten Island, New York, genannt. Dort wurde erst kürzlich die erste Gewerkschaft bei Amazon gegründet (futurezone berichtete).

Verwarnung ab 30 Minuten

Den Daten ist zu entnehmen, dass Mitarbeiter*innen in JFK8 eine schriftliche Verwarnung erhalten, wenn sie an einem Tag 30 Minuten TOT angesammelt haben. Sammeln sich an einem Tag 120 Minuten an TOT an oder 30 Minuten an 3 unterschiedlichen Tagen, können die Mitarbeiter*innen entlassen werden. 

Auszug aus den Dokumenten, die Motherboard bereitgestellt hat

Die Daten werden in Tabellen minutiös festgehalten. So zeigt Motherboard einen Auszug, in dem eine betroffene Person 36 Minuten inaktiv war. Dort ist genau die Uhrzeit und der Grund dafür dokumentiert, etwa ein Klogang oder ein Gespräch mit anderen Mitarbeiter*innen. An 11 Minuten Fehlzeit kann sich die Person nicht erinnern.

Angst vor Konsequenzen wegen Klo- und Trinkpausen

Amazon-Manager haben zudem seit 2019 bereits die Listen mit den "Top-TOT-Tätern" geführt, wie auch die New York Times berichtet. Gegenüber Motherboard sagten Amazon-Beschäftigte, sie hätten keine Einsicht in angesammelte TOTs und würden Angst vor Konsequenzen keine Toiletten- und Trinkpausen machen. 

Gegenüber der New York Times sagte Amazon, dass 2019 nur ein Prozent der Kündigungen aufgrund von TOT-Daten erfolgt sei. Die Maßnahme solle Mitarbeiter*innen motivieren, heißt es.

Kündigung noch am selben Tag

Eine Mitarbeiter*in berichtet, dass sie wegen eines verspäteten Busses an einen anderen Arbeitsplatz geschickt wurde, der aber bereits besetzt war. Sie habe dann im Warehouse nach einer anderen Beschäftigung gesucht und dabei so viel TOT angesammelt, dass sie noch am selben Tag entlassen wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass Amazon durch solche Praktiken negativ auffällt. So musste sich das Unternehmen entschuldigen, weil Zusteller*innen aus Zeitdruck in Flaschen urinierten, weil sie keine Klopausen machen konnten (futurezone berichtete).

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