FILE PHOTO: An Amazon delivery worker pulls a delivery cart full of packages during its annual Prime Day promotion in New York
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Diese Wörter dürfen Amazon-Angestellte nicht verwenden

Amazon will bestimmte Wörter in seiner firmeninternen Messaging-App verbieten. Darunter sollen Begriffe wie „Gewerkschaft“, „Gefängnis“ oder „Sklavenarbeit“. Das geht aus internen Dokumenten hervor, die The Intercept vorliegen. Der Online-Händler möchte mit solchen Maßnahmen wohl verhindern, dass sich seine Mitarbeiter*innen über die Arbeitsbedingungen im Unternehmen oder die Gründung eines Betriebsrats austauschen.

Sternesammeln soll Angestellte motivieren

Hochrangige Führungskräfte von Amazon sollen sich der anonymen Quelle zufolge im November 2021 dazu entschieden haben, ein hauseigenes soziales Netzwerk zu entwickeln. In dem Netzwerk sollen Amazon-Angestellte durch sogenannte „Shout Outs“ die Beiträge ihrer Kolleg*innen würdigen können und selbst virtuelle Belohnungen erhalten. Ziel der Aktion sei es, die weltweite Personalfluktuation im Unternehmen zu verringern und die Zufriedenheit und Produktivität der Mitarbeiter*innen zu steigern.

Diese „Shout Outs“ seien Teil eines Videospiel-artigen Belohnungssystems, in dem zum Beispiel Sterne und Abzeichen an jene Angestellte vergeben werden, „die einen direkten Mehrwehrt für das Business schaffen“, heißt es in den geleakten Dokumenten. „Einige Leute sind wahnsinnige Sternesammler“, soll Dave Clark, leitender Manager bei Amazon, angeblich bei dem Treffen gegenüber den Anwesenden festgehalten haben.

Auch "Toilette" ist verboten

Die Unternehmensvertreter*innen warnten weiter von der „dunklen Seite von Social Media“ und plädierten dafür, die Beiträge aktiv zu überwachen. Das solle eine „positive Gemeinschaft“ gewährleisten.

Im Zuge dessen habe Amazon laut The Intercept einen automatisierten „Bad-Word-Monitor“ entwickelt, der Angestellte vor der Benützung unangemessener Keywords warnt oder Nachrichten gar blockiert. Neben Schimpfwörtern enthält diese „Schwarze Liste“ auch Begriffe wie „unfair“, „Freiheit“, „Ungerechtigkeit“ oder „Lohnerhöhung“. Auch das Wort „Toilette“ soll der Versandhandel angeblich blockieren. Damit will Amazon wohl verhindern, dass sich seine Mitarbeiter*innen darüber beschweren, keine Zeit für regelmäßige Toilettenbesuche zu haben.

Amazon verteidigt sich

Gegenüber The Verge weicht Amazon Fragen nach seinem ethisch bedenklichen Vorgehen aus: "Unsere Teams denken immer über neue Wege nach, um den Mitarbeitern zu helfen, sich miteinander zu engagieren", sagt Amazon-Sprecherin Barbara Agrait gegenüber dem Magazin. "Dieses spezielle Programm ist noch nicht genehmigt worden und kann sich erheblich ändern oder sogar nie starten. Sollte es irgendwann starten, sei nicht geplant, dass viele der Wörter, die Sie nennen, geprüft werden", so die Pressesprecherin weiter.

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