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Weg vom Gas: Mit 500 Erdsonden werden 2.000 Wohnungen geheizt

Am Gelände der Aspanggründe im 3. Wiener Gemeindebezirk in der Nähe von St. Marx befindet sich eine Baustelle zu einem stadtplanerischen Energie-Vorzeigeprojekt. Dieses wird von der Austrian Real Estate (ARE) zusammen mit der Wien Energie umgesetzt. Bis 2027 soll dort ein 11 Hektar großes Immobilienprojekt fertig werden. Als „perfektes Klimaschutzquartier“ bezeichnet es Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie.

Das Besondere am Projekt: Es gibt ein klimafreundliches Gesamtkonzept für die Wärme-, Kälte- und Stromversorgung mit Erdwärmesonden und Photovoltaik-Anlagen. Laut ARE-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss sollen 90 Prozent des Stroms und 75 Prozent der Heizleistung direkt am Standort des „Village im Dritten“ erzeugt werden. 

Schweizer Käse mit 500 Löchern

Aus diesem Grund sieht die Baustelle derzeit wie „Schweizer Käse“ aus. Überall am Areal gibt es tiefe Löcher. Denn um die 2.000 geplanten Wohnungen, Gewerbeflächen, Kindergärten und Schulen mit ausreichend Energie zu versorgen, werden derzeit auf nahezu allen der 22 Baufelder 500 Erdwärmesonden mit Bohrmaschinen in 150 Meter Tiefe transportiert.

Mit den Sonden wird das Erdreich unter den Baufeldern im Winter zum Heizen, und im Sommer zum Abkühlen genutzt. „Die Erdwärmesonde darf man sich wie ein Plastikrohr mit U-Hackerl vorstellen“, erklärt Michaela Deutsch, die Bauleiterin von Wien Energie, im futurezone-Gespräch.

Ich habe die Baustelle besichtigt. So sieht es derzeit dort aus:

Im Sommer kühlt es, im Winter heizt es

„Durch das Plastikrohr wird Wasser langsam nach unten transportiert, womit die enthaltene Wärme im Sommer langsam abgegeben werden kann, und dann im Kreislauf wieder abgekühlt nach oben transportiert wird“, erklärt die Bauprojektleiterin. Im Sommer gelangt etwa 5 bis 19 Grad kaltes Wasser nach oben, welches durch einen Wärmetauscher geschickt wird. Danach wird es in den Gebäuden als Fußbodenkühlung eingesetzt.

Das System ist in der Lage, die Raumtemperatur bei Hitze um bis zu 5 Grad zu senken. „Ein gutes Leben“, nennt das etwa der Wiener Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Da kann man auch in der siebten oder achten Tropennacht durchschlafen.“ Die einzelnen Sonden sind dabei im unteren Teil des Gebäudes über Leitungen miteinander zu einem sogenannten „Anergienetz“ verbunden.

Denn das Erdreich in 150 Meter Tiefe hat noch weitere Vorteile: Es ist in der Lage, die im Sommer abtransportierte Wärme aus den Gebäuden bis zum Winter dort zu speichern. Während des Winters wird diese Wärme wieder mit Wasser aus dem Boden geholt. Dieses kann zwischen 5 und 19 Grad warm sein. Im Anschluss wird das Wasser mit einer Wärmepumpe auf maximal 37 Grad aufgeheizt, bevor es mittels Fußbodenheizung im Gebäude ankommt.

Erläuterungen

Anergienetz
So wird ein Wärmeverteilnetz bezeichnet, das verschiedene Energiequellen verbindet und mithilfe von Wärmepumpen das gewünschte Temperaturniveau erreicht. Die Wärmepumpen können mit Photovoltaik-Anlagen kombiniert werden. Mögliche Wärmequellen sind Abwärme, Geothermie oder Solarthermie.

Village im Dritten
In dem neuen Viertel in St. Marx werden neben Photovoltaikanlagen insgesamt 500 Erdwärmesonden verbaut. Es handelt sich dabei um das größte Erdsondenfeld Österreichs.

Photovoltaik auf den Dächern für die Wärmepumpen

Somit wird ein Großteil der Energie aus lokalen Ressourcen gewonnen. Die Energie, die für die Wärmepumpe notwendig ist, soll aus den Photovoltaik-Anlagen stammen. Die werden am Dach der jeweiligen Gebäude angebracht sein. Strebl betont, dass etwa 90 Prozent der Sonnenenergie am Areal verbraucht werden kann.

„Das liegt daran, dass wir Büros, Gewerbebetriebe und Wohnungen haben, die zu unterschiedlichen Zeiten Strom verbrauchen“, sagt Strebl. Die gesamte Anlage ist aber zusätzlich an das Fernwärme- und Stromnetz angebunden.

Damit die Energie vor Ort wirklich optimal genutzt, verteilt und gespeichert wird, wurde das Start-up Ampeers Energy mit an Bord geholt. Das Spin-off der Fraunhofer-Gesellschaft unterstützt mit einer Software zur Anlagenbetriebsführung, damit dieses Energieprojekt am Ende auch funktioniert.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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