2 von insgesamt 3 Großwärmepumpen.

2 von insgesamt 3 Großwärmepumpen.

© Wien Energie

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Das ist die größte Wärmepumpe Mitteleuropas

Wertvolle Wärmenergie wird von Wiener Haushalten täglich den Abfluss runtergespült. Das will Wien Energie in Zukunft für sich nutzen. Ab Ende 2023 werden Großwärmepumpen die Wärme aus dem Klärwasser in Energie für die Fernwärme umwandeln.  

Zwischen Hauptkläranlage und Einkaufszentrum errichtet Wien Energie eine Großwärmepumpen-Anlage. Sie soll eine der leistungsstärksten Wärmepumpen Europas werden. Für die erste Ausbaustufe wurden 3 große Wärmepumpen aus Frankreich nach Simmering geliefert. Die jeweils 205 Tonnen schweren Pumpen sollen noch bis Ende des Jahres in Betrieb gehen und mit 55 Megawatt 56.000 Wiener Haushalte versorgen.

Wärmepumpen entziehen Abwasser Energie

Wärmepumpen funktionieren ähnlich wie Kühlschränke. Ein Kältemittel entzieht der Luft, Erde oder Wasser Wärme, wodurch die Umgebung gekühlt wird. Anders als beim Kühlschrank, wo die Wärme entweicht, wird sie bei Wärmepumpen weitergenutzt.

So funktioniert die Großwärmepumpe in Simmering.

So funktioniert die Großwärmepumpe in Simmering.

Die Anlage der Wien Energie ist da nicht anders: Restwärme wird aus dem Abwasser entzogen, um daraus Wasser für das Fernwärmenetz auf 90 Grad Celsius aufzuheizen. Das ist für das Wiener Fernwärmenetz eher niedrig, hier liegen die Temperaturen im Durchschnitt zwischen 100 und 150 Grad Celsius. Selbst mit Hochleistungswärmepumpen ist es aber schwierig, Temperaturen von über 100 Grad zu erreichen. “Wir bereiten das Wiener Fernwärmenetz daher vermehrt auf niedrigere Temperaturen vor”, sagt Projektleiter Christoph Segalla.

Positiver Effekt für die Donau

Der Strom für die Wärmepumpe stammt aus dem Wasserkraftwerk Freudenau, das geklärte Abwasser wird mit einer Temperatur von 12 bis 23 Grad eingeleitet, auf 6 bis 17 Grad abgekühlt und in die Donau geleitet. Das hat auch für die dortige Flora und Fauna einen positiven Effekt. Generell wird das Donauwasser nämlich durch die Abwärme aus Kläranlagen und Industrie aufgewärmt. Mit den Wärmepumpen kann diese Erwärmung zumindest abgeschwächt werden.

Der Vollausbau der Großwärmepumpe an der ebswien Kläranlage ist für 2027 geplant. Dann sollen mit 110 Megawatt doppelt so viele Haushalte (112.000) versorgt werden und 3 weitere Pumpen hinzukommen. Wien Energie investiert rund 70 Millionen Euro in das Großprojekt.

Großwärmepumpe

Wien Energie setzt auf Wärmepumpen und Geothermie

Langfristig sollen Großwärmepumpen heutige Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen zum größten Teil ablösen. Diese Kraftwerke erzeugen sowohl Strom als auch Wärme und tragen momentan 50 bis 60 Prozent der Energie zum Wiener Fernwärmenetz bei. Bis 2040 will Wien Energie diesen Anteil mit Energie aus Großwärmepumpen und Geothermie abdecken. Der Rest soll aus Müllverbrennung, Industrieabwärme und grünen Brennstoffen wie etwa grüner Wasserstoff kommen.

Dabei gibt es bereits einige Großwärmepumpen in Wien. Die Abwärme aus den Klimaanlagen der UNO-City versorgt dank Wärmepumpen etwa 2.400 Haushalte, die Abwärme des Rechenzentrums von InterXion heizt teilweise die anliegende Klinik Floridsdorf. Eine weitere Anlage bei der Therme Wien beliefert rund 1.900 Haushalte mit warmem Wasser und im Kraftwerk Wien Simmering ging bereits 2019 eine Großwärmepumpe in Betrieb. Sie liefert genug Warmwasser für 25.000 Haushalte.

Wien in Mitteleuropa Vorreiter

Mit dem Betrieb der Wärmepumpen am Klärwerk Simmering steigt der Anteil der grünen Energie im Fernwärmenetz mit einem Schlag um 13 Prozent. Wien kann man dabei in Sachen Großwärmepumpen getrost als Vorreiter bezeichnen. Die Anlage im Kraftwerk Simmering war bei ihrem Bau die größte in Mitteleuropa, die Großwärmepumpenanlage bei der Wiener Hauptkläranlage soll sie Ende 2023 ablösen.

“Es gibt in Europa nur wenige Wärmepumpenanlagen, die größer sind, etwa in Norwegen oder Schweden”, verrät Segalla. Laut Report des Netzwerks Euroheat & Power aus dem Jahr 2022 werden in Österreich knapp 110 Megawatt durch Wärmepumpen in Fernheiznetzwerke eingespeist. Die Wärmepumpe in Simmering steuert noch einmal 55 Megawatt bei. Damit liegt Österreich zwar hinter Schweden, Norwegen, Finnland oder Dänemark, aber noch vor Italien, Deutschland oder Tschechien.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation mit Wien Energie.

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Marcel Strobl

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Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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Marcel Strobl

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