Überwachungskameras für Zuhause: Das muss man vor dem Kauf beachten
Die Tage werden kürzer und Einbrecher nutzen die frühe Dämmerung, um sich Zugang zu Wohnungen und Häusern zu verschaffen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Anzeigen von Einbruchsdelikten in Wohnräume auf rund 7.600 an - 2022 lag man hier noch bei knapp über 6.000 Delikten. Auch die Zahl der angezeigten Kellereinbrüche legte 2023 wieder zu.
Dennoch sind die Anzeigen von Einbruchsdelikten in Wohnräume in den vorangegangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2014 wurden etwa noch mehr als 17.000 Einbrüche gemeldet. Den Rückgang führt die polizeiliche Kriminalstatistik auch auf verbesserte Sicherheitstechnologien zurück, einschließlich Alarmanlagen und Videoüberwachungssysteme.
Letztere gibt es auch online, oft für deutlich unter 100 Euro pro Kamera. Bevor man die Katze im Sack kauft, sollte man einige Punkte beachten und sich überlegen, wie und wo man die Kamera einsetzen will.
Rechtliche Aspekte: Wo darf ich eine Kamera verwenden?
Zunächst stellt sich die Frage, ob und wo man Überwachungskameras überhaupt einsetzen darf. “Es gilt zu ermitteln, ob die Überwachung erforderlich und für den Überwachungszweck auch das gelindeste Mittel ist”, sagt Rechtsanwalt Nino Tlapak, Partner und Co-Head des Datenschutzteams bei Dorda Rechtsanwälte GmbH. Als berechtigtes Interesse gilt etwa der Schutz des Lebens und körperlichen Unversehrtheit sowie der Schutz des Eigentums.
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In der eigenen Wohnung oder im eigenen Haus ist eine Installation einer Überwachungskamera weitestgehend unproblematisch, solange man Besucherinnen und Besucher (dazu gehören auch Handwerker) vor dem Eintritt darauf hinweist (z. B. über Schilder).
Außerhalb der eigenen 4 Wände ist es wichtig, dass die Kamera keine angrenzenden Häuser, Grundstücke oder Nachbarwohnungen aufzeichnet. Öffentliche Bereiche wie Gehwege sind ebenfalls eine Tabu-Zone - es sei denn, der Schutz kann anders nicht erfüllt werden. “50 Zentimeter gelten hier auf Basis der Rechtssprechung in der Regel als zulässig”, sagt Tlapak zur futurezone. Hier muss eine Videoüberwachung ebenso deutlich gekennzeichnet werden, etwa durch ein Schild an der Grundstücksgrenze.
Auch Kameraattrappen dürfen nur auf das eigene Grundstück ausgerichtet werden – hier werden zwar keine Daten gesammelt, aber das Gefühl der dauerhaften Überwachung kann ein Eingriff in allgemeine Persönlichkeitsrechte sein. Bei echten Überwachungskameras darf das Videomaterial laut Tlapak 72 Stunden lang gespeichert werden. Die Aufnahmen dürfen nur im Anlassfall ausgewertet werden, etwa nach einem versuchten Einbruch oder Vandalismus. “Dann ist auch eine Weitergabe an die Polizei, zuständigen Behörden oder Versicherung in der Regel zulässig”, sagt Tlapak.
Funktionsumfang: Was brauche ich?
Moderne Überwachungskameras sind heute mit einer Vielzahl an Funktionen ausgestattet. Sie können Bewegungen, Autos und Tiere erkennen und sogar Gesichter zuordnen. So erhält man etwa eine Benachrichtigung am Smartphone, wenn sich eine unbekannte Person nähert. Das Handy bleibt aber stumm, wenn ein Vogel aufgenommen wird.
Manche Kameras sind zudem motorisiert und können ihre Linse in die Richtung des Eindringlings schwenken sowie diesen verfolgen. Unbefugte Personen lassen sich zudem oft mit integrierten Alarmtönen, eingebauten Flutlichtern oder via Sprachausgabe abschrecken.
Bei Überwachungskameras im Freien ist es wichtig, dass die Kameras ausreichend schmutz- und wasserfest sind. Eine Schutzart von IP65 (staubdicht und wassergeschützt) oder höher wird empfohlen. Die meisten Kameras verfügen zudem über eine Nachtsichtfunktion. Diese nimmt Bilder bei günstigeren Geräten meistens in Schwarzweiß, bei teureren auch in Farbe auf.
Bei der Auflösung der Kameras verwirren die Hersteller gerne mit verschiedenen Angaben: 1080p, 2K, 5MP, Ultra HD - diese Bezeichnungen beschreiben, aus wie vielen Pixeln ein Bild besteht. Obwohl zumindest theoretisch gilt, dass ein Bild mit mehr Pixel detailreicher ist, kommt es bei der Bildqualität auf mehrere Faktoren an. Am besten sieht man sich vor dem Kauf Vergleichsvideos oder Testberichte an.
Stromversorgung: Wie will ich die Kamera betreiben?
Je nachdem, wo Überwachungskameras eingesetzt werden, muss man sich überlegen, wie man sie mit Strom versorgt. Es gibt kabelgebundene Geräte, die einen Stromanschluss in der Nähe benötigen, sowie akku- und batteriebetriebene Kameras. Hier muss - je nach Modell und Nutzung - der Akku alle paar Wochen bis Monate geladen bzw. die Batterien getauscht werden. Akkubetriebene Modelle mit Photovoltaik-Modul versprechen höhere Laufzeiten, solange sie an einem sonnigen Standort eingesetzt werden.
Andere Modelle können über PoE (Power over Ethernet) mit Strom versorgt werden. Hier liefert das Netzwerkkabel, das auch für die Datenübertragung verwendet wird, gleichzeitig die Energie für die Kamera.
Internetanbindung: Mit oder ohne Kabel?
Die meisten erhältlichen digitalen Überwachungskameras können heutzutage mit dem Heimnetzwerk bzw. mit dem Internet verbunden werden. Dies geschieht entweder über ein Netzwerkkabel, eine WLAN-Verbindung oder eine SIM-Karte im Gerät. Bei einer WLAN-Verbindung muss man bedenken, dass sich der Router in der Nähe befinden muss. Zudem kann diese Verbindungsart durch einen Störsender unterdrückt werden. Die meisten Modelle speichern ihre Aufnahmen zusätzlich auf einer internen SD- oder microSD-Karte.
Die Verbindung mit dem Internet wird allerdings benötigt, damit Videoaufnahmen auf externen Geräten, wie etwa dem Laptop oder Smartphone, abgespielt werden können. Die Bilder werden meist in der Cloud des Herstellers gespeichert und man kann mit einer dazugehörigen App von unterwegs auf die Live-Übertragung zugreifen.
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Hier ist allerdings Vorsicht geboten. Diese Cloud-Funktion macht vernetzte Überwachungskameras auch zum Angriffspunkt für Cyberkriminelle. Nicht nur, dass die Aufnahmen mancher Kameras ungeschützt im Internet zu finden sind, Kriminelle können unsichere Überwachungskameras nutzen, um Zugriff auf das Heimnetzwerk zu erhalten - sofern es damit verbunden ist.
Um sich davor zu schützen, sollte man auf bekannte Hersteller setzen. Von zu günstigen Angeboten von unbekannten Herstellern, die erst seit Kurzem auf dem Markt sind, ist abzuraten. Darüber hinaus sollte man beim Kauf darauf achten, dass Überwachungskameras völlig ohne Internetzugang funktionieren - also z. B. auf einem internen Speicher die Videos aufnehmen, falls das Internet mal ausfällt.
Bekannte Hersteller
Tapo hat eher günstige Modelle. Allerdings ist für nahezu allen sinnvollen Funktionen ein kostenpflichtiges Abo nötig.
Reolink bietet eine Vielzahl an Modellen für drinnen und draußen an.
Eufy, eine Untermarke des Technik-Konzerns Anker, ist ebenfalls sehr bekannt. Vor etwa 2 Jahren war das Unternehmen allerdings in einem Datenskandal verwickelt. Eufy will laut eigenen Angaben seitdem nachgebessert haben.
Die Kameras des Herstellers Netatmo sind zwar etwas teurer, kommen allerdings gänzlich ohne Abo aus.
Amazon lässt unter den Markennamen Blink und Ring eigene Überwachungskameras herstellen. An Aktionstagen wie dem Black Friday sind die Produkte oft vergünstigt.
Auch Google mischt mit der Marke Nest auf dem Markt mit Überwachungskameras mit.
Laufende Kosten: Achtung vor der Abo-Falle
Bevor man sich für eine Überwachungskamera entscheidet, sollte man sich vergewissern, ob wichtige Cloud-Funktionen, wie Benachrichtigungen aufs Handy und Zugriff auf die Live-Aufnahme, auch ohne kostenpflichtiges Abonnement funktionieren. Die meisten Hersteller bieten Abos an, mit denen sich Aufnahmen länger in der Cloud speichern lassen oder wodurch mehrere Personen auf die Aufnahmen zugreifen können.
Einige Hersteller beschränken aber wesentliche Funktionen der Kameras, wenn kein Abo abgeschlossen wird. Auch für die Gesichtserkennung muss manchmal extra gezahlt werden. Die Kosten reichen von etwa 50 bis 100 Euro pro Jahr und Kamera. Für jemanden, der gleich mehrere Kameras installieren will, lohnt sich vielleicht ein Plus- oder Premium-Abo. Dieses deckt alle Kameras ab.
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