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Erstes Mini-Atomkraftwerk in den USA wurde aufgegeben

Small Modular Reactors, also kleine modulare Reaktoren, sollen eigentlich günstige Kernenergie produzieren. Anders als große Atomkraftwerke sollen sie zentral in einer Fabrik gefertigt und dann an ihren Bestimmungsort gebracht werden. Durch diese Art von Massenfertigung sollen die Baukosten massiv gesenkt werden. Doch ganz so einfach ist das aber nicht, wie ein Fall aus den USA zeigt.

SMR-Projekt wieder abgewürgt

Bislang wurde in den USA nur ein Design eines Small Modular Reactors (SMR) zugelassen, nämlich das des Unternehmens NuScale Power. Ihr 50 Megawattreaktor wurde im Jänner 2023 von der Nuclear Regulatory Commission zertifiziert und sollte bis 2029 im US-Bundesstaat Idaho gebaut werden. Der Plan sah vor, dass die Forschungseinrichtung Idaho National Lab einige der ersten Reaktoren am Standort erhält, während andere Reaktoren die Unternehmen in der Umgebung mit Strom versorgen sollten.

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Da die Kosten für die Erzeugung von grünem Strom allerdings schnell fallen, scheinen selbst SMRs nicht mehr wirtschaftlich zu sein. Die Stromerzeugung durch Sonne, Wasser und Wind ist einfach zu günstig, um in vergleichsweise teure Kernkraft zu investieren. Viele Unterstützer haben sich deshalb aus dem Projekt zurückgezogen.

Der Todesstoß kam dann am Mittwoch, als sich auch der Hauptpartner von NuScale Energy, das Energieunternehmen Utah Associated Municipal Power Systems, aus dem Projekt zurückzog. Laut dem Stromgroßhändler scheint es "unwahrscheinlich, dass das Projekt genügend Abnehmer finden wird, um die Einführung fortzusetzen."

John Hopkins, CEO von NuScale, gab sich in einer Aussendung positiv gestimmt: "Unsere Arbeit in den vergangenen 10 Jahren hat die NuScale-Technologie bis zum Stadium der kommerziellen Nutzung vorangebracht; das Erreichen dieses Meilensteins ist ein enormer Erfolg, auf den wir mit zukünftigen Kunden weiter aufbauen werden." Ob NuScale überhaupt noch Kunden an Land ziehen kann, ist fraglich. Der Bau eines SMR bis zum Ende des Jahrzehnts ist unwahrscheinlich.

In Europa setzt man weiter auf SMRs

Während in den USA Projekte für Mini-Atomkraftwerke scheitern, setzt man in Europa weiterhin auf SMRs. Erst im vergangenen Jahr kündigte Tschechien an, dass im Atompark Temelín der erste SMR Europas entstehen soll. Die nötige Technik soll das US-Unternehmen GE Hitachi Nuclear Energy liefern.

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Laut der Studie "Sicherheitstechnische Analyse und Risikobewertung einer Anwendung von SMR-Konzepten" aus dem Jahr 2021 ist das Sparpotenzial von kompakten Reaktoren allerdings gering. Je nach Größe bräuchte man zwischen 3 und 1.000 Reaktoren, um gleich viel Energie wie ein großes Atomkraftwerk zu erzeugen. Preiseinsparungen würden sich erst ergeben, wenn mehrere Tausend SMRs produziert werden können. 

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