Meinung

KI-Hype: Vorsicht vor dem hungrigen Schwarzen Loch

Es riecht stark nach Blase. Alle machen plötzlich “etwas mit KI”, auch wenn bei vielen vorerst unklar bleibt, was sie eigentlich genau als Firma anbieten. Vom Beratungsunternehmen bis hin zum professionellen Prompt-Schreibe-Anbieter ist derzeit alles dabei. Ob das wirklich in nachhaltige Geschäftsmodelle münden wird, sei dahingestellt. Soweit man das bisher überblicken kann, ist Künstliche Intelligenz zwar zum dauerpräsenten Thema in so gut wie jeder Branche geworden und führt technologisch gesehen unbestritten in ein neues Zeitalter, Geld verdient aktuell aber noch kaum jemand damit. 

Das gilt nicht nur für die vielen Glücksritter, die auf den KI-Zug aufgesprungen sind, weil man das seit dem Boom von Generative AI nun mal allerorts so macht (Ich habe das hier schon mal vor einigen Monaten ein bisschen ausgeführt). Auch die wirklich großen Player auf dem Spielfeld der Künstlichen Intelligenz haben bis dato noch keinen Weg gefunden, den Hype auch in Gewinne zu verwandeln. 

Gefräßiger Boom

Momentan wird vor allem viel Geld in das Thema und die Weiterentwicklung der Technologie hineingepumpt. Am anderen Ende kommt - aus wirtschaftlicher Sicht - noch wenig heraus. Es erinnert ein wenig an ein Schwarzes Loch, das alles verschlingt, das in seine Nähe kommt, wohin bleibt aber unklar. Microsoft, Google, OpenAI, sie haben trotz KI-Boom finanziell bislang nichts davon. Das wird sich, zumindest für diese großen Marktdominierer, zwar wohl irgendwann noch ändern, aktuell aber schreibt beispielsweise OpenAI noch Verluste in Milliardenhöhe. 

Und ob es sich für all die Firmen, die im weißen Rauschen des Hypes umher flirren, jemals auszahlen wird, ist eher fraglich. Man sollte mit Prognosen zwar immer vorsichtig sein, aber es ist wohl nicht allzu riskant, die Wette einzugehen, dass viele der oben genannten Glücksritter den Hype nicht überleben werden. In der Tech-Welt sind auch in der Vergangenheit schon Blasen geplatzt, die überbordender Euphorie nicht standhalten konnten. Was sich gerade rund um das Thema KI abspielt, lässt Ähnliches zumindest erahnen. 

Ressourcenfresser

Damit die KIs irgendwann wirklich all das halten, was uns bereits jetzt versprochen wird, damit das Wort “Intelligenz” irgendwann vielleicht wirklich zutrifft und nicht bloß ein Marketingbegriff bleibt, wird seitens der Unternehmen viel in Forschung und Weiterentwicklung investiert. Das bedeutet vor allem auch viel Rechenleistung und sehr viel Energie. Und das bedeutet am Ende wiederum sehr viel mehr Geld. Dabei sind wir noch gar nicht bei der Thematik Klima. Denn aktuell ist es nicht möglich, den unglaublichen Energiehunger der KIs (der weiter rasant wachsen wird) aus Erneuerbaren Energien zu stillen. Hier und da denken Big Player daher bereits (wieder) über Atomkraft, Mini-Atomkraftwerke, etc. nach. 

Selbst technologisch, wenngleich das die spannende Seite des Themas ist, scheint man mit GenAI bereits an Grenzen zu stoßen. Seitens OpenAI etwa ist zwischen den Zeilen zu vernehmen, dass der GPT-Hype schon bald durch einen neuen KI-Hype abgelöst werden soll. Die vortrainierten Modelle lassen sich nicht unendlich weiterentwickeln, daher setzt man inzwischen auf die Entwicklung einer KI, die nicht nur Wahrscheinlichkeiten berechnet, sondern für ihre Antworten auch “nachdenken” soll. Im September startete eine erste Preview-Version von OpenAI o1. Wie viel davon sich wirklich bewahrheiten wird und wie viel wiederum bewussten und gut klingenden Versprechungen zuzurechnen ist, damit die Investorengelder weiter fließen, muss man wohl abwarten. 

Gesundes Wachstum

Dass Künstliche Intelligenz tief in unser aller Leben, Alltag wie Beruf, eingreifen wird und bereits eingreift, steht ohne Zweifel fest. Dass KI uns viele Vorteile und Erleichterungen bringen wird ebenso. Man denke nur an das unglaubliche Potenzial in Industrie und Wissenschaft. Auf der anderen Seite kämpfen wir mit Risikoeinschätzungen, Gefahren des Missbrauchs, Meinungsmanipulation und dem richtigen Maß zwischen Innovation und Regulierung. 

Was in Hinblick auf die negativen wie auch auf die positiven Aspekte dieser mächtigen Technologie jedenfalls nicht schaden würde, wäre ein stärkerer Fokus auf sinnvolle Einsatzmöglichkeiten, gesundes Wachstum und realistische Erwartungshaltungen. Ständig nur schneller, höher, weiter zu schreien und sich in ein Wettrennen möglichst verheißungsvoller PR-Strategien hineinsteigern, wird am Ende nicht nur den Nutzerinnen und Nutzern nichts bringen. Es wird auch den Unternehmen selbst schaden, wenn sie nicht einlösen, was jetzt getrommelt wird. 

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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