Netzpolitik

Was Tesla alles über dich weiß

Alle Connected Cars speichern eine Vielzahl an Daten. Schon länger ist ein Streit darum entbrannt, wem diese Daten eigentlich gehören, denn sie sind viel wert. Laut McKinsey werden Fahrzeugdaten im Jahr 2030 zwischen 450 und 750 Milliarden US-Dollar wert sein. Zu den gesammelten Informationen gehören etwa, wie schnell man gefahren ist, welche Musik man gehört hat, wie oft Fahrerassistenzsysteme eingegriffen haben oder wie viele Personen im Auto angegurtet waren. Auch Tesla bildet hier keine Ausnahme. Wir zeigen dir, was Tesla alles sammelt und über dich weiß.

Telematikdaten

Tesla speichert etwa alle Telematikprotokolldaten. Das sind Fahrzeugidentifikationsnummer, Geschwindigkeitsinformationen, Kilometerstand, Informationen über den Batterieverbrauch, Batterieladehistorie, sowie Funktionen des elektrischen Systems, Informationen über die Softwareversion, Daten des Infotainmentsystems, sicherheitsrelevante Daten und Kamerabilder (einschließlich Informationen über die SRS-Systeme, Bremsen und Beschleunigen, Sicherheit, e-Bremse und Unfälle) sowie kurze Videoaufnahmen von Unfällen.

Doch das ist nicht alles: Tesla weiß ganz genau, wann man seine Hände am Lenkrad hatte, und wann nicht. Zudem werden Informationen über die Verwendung und den Betrieb mit Autopilot gespeichert. Damit kann etwa festgestellt werden, ob jemand bei einem Unfall die Hände am Lenkrad hatte, während der Autopilot aktiviert war, oder nicht. Diese Information war bei Unfällen in der Vergangenheit schon mehrfach entscheidend, was Haftungsfragen betraf.

Persönliche Daten

Gespeichert werden aber auch persönliche Fahrzeugeinstellungen. Wer sein Handy mit dem Tesla verbindet, überträgt etwa seine Kontakte auf das Fahrzeug. Diese werden ebenfalls erfasst und gespeichert, ebenso wie der Browserverlauf, der Navigationsverlauf und der Radionutzungsverlauf. Tesla weiß also auch, was man wann für Musik gehört hat. Der US-Konzern weiß zudem permanent, wo sich das Fahrzeug gerade befindet. In den Datenschutzbestimmungen heißt es hierzu, dass „nur eine begrenzte Anzahl von Mitarbeitern“ Zugriff auf diese Daten habe.

„Um Produkte und Dienstleistungen zu verbessern“ werden auch der Air-Bag-Einsatz sowie andere aktuelle Sensordaten gespeichert, sowie Daten über die Fernverriegelung und Start- sowie Stop-Charge und Hupbefehle. Zudem wird die komplette Wartungshistorie gespeichert sowie alle offenen Rechnungen sowie Kundenbeschwerden.

Zudem werden alle genutzten Ladestationen sowie Steckdosen erfasst, um zu analysieren, wie lange und wie effektiv die Batterieaufladungen sind und wo zusätzliche Ladestationen benötigt werden. All das steht auch in der „Datenschutzerklärung“.

Widerspruch möglich, aber...

Dort steht auch, dass ein Widerspruch der Datensammlung dazu führen könne, dass beim Tesla nur eine „eingeschränkte Funktionalität, ernsthafte Schäden oder Funktionsunfähigkeit“ eintreten könnten. „Es können dadurch auch zahlreiche Funktionen Ihres Fahrzeugs außer Betrieb gesetzt werden, wie regelmäßige Software- und Firmwareaktualisierungen, Fernwartungen und die Interaktion mit mobilen Anwendungen und im Auto installierten Funktionen, wie beispielsweise Standortsuche, Internetradio, Sprachsteuerung und Webbrowserfunktionalität“, heißt es. Dennoch sei es möglich, seine Telematikprotokolldaten deaktivieren zu lassen.

Zudem bietet Tesla eine Opt-Out-Option für Analysetools an sowie das Aktivieren oder Deaktivieren der Erhebung und Weitergabe von bestimmten Informationen, die weitergehende Funktionen im Fahrzeug unterstützen.

Videoaufnahmen zum Lernen

Doch das ist nicht alles. Tesla filmt beim Fahren auch mit. Kurze Videoaufnahmen von den Außenkameras des Fahrzeuges sind möglich. Die externen Kameras lernen mit den kurzen Videoclips etwa, wie sie Straßenverläufe zu beurteilen haben und wo sich Verkehrsampeln und andere Signale und Schilder genau befinden. Laut Angaben von Tesla sind die kurzen Videoaufnahmen nicht mit einem bestimmten Auto verknüpft, sondern dienen einzig und allein dazu, dass das System die Begebenheiten kennenlernt. Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Radfahrer, die zufällig ins Bild geraten, können allerdings keinen Einspruch einlegen. Tesla gibt an, diese Daten zu brauchen, um damit schneller selbstfahrende Autos auf den Markt bringen zu können.

Alle Tesla-Fahrer sind durch den Zustand des permanenten Trackings sozusagen Testobjekte. Elon Musk selbst beschrieb das zuletzt so: „Jedes Mal, wenn ein Kunde einen Tesla fährt, trainiert er damit das System. Ich weiß nur nicht, wie jemand damit mithalten möchte.“

Tesla ist mehr ein Technologie-Unternehmen als ein Autohersteller. Und weil die Daten unerlässlich sind, um die Fahrzeuge autonom zu machen, hat Tesla seine Autos von vornherein so entwickelt, dass sie intelligente, rollende Computer sind. Je smarter und automatisierter die Autos werden, desto bequemer wird es für den Fahrer, aber es eröffnet auch neue Datenschutzgefahren“, schreibt Joann Muller von Axios.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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