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Disney+ im Kurztest: Traumland für Nostalgiker

Seit Dienstag ist nun auch hierzulande der Streaming-Dienst Disney+ erhältlich. Neben Netflix, Amazon Prime und Co. ist damit noch ein Video-Aboservice verfügbar, der mit 6,99 Euro im Monat oder 69,99 Euro im Jahr vor allem preislich attraktiv ist. Wir haben Disney+ einem Kurz-Test unterzogen, sind in die Nostalgie-Falle getappt und waren positiv überrascht.

Das Design der Web-App ist simpel und einladend. Eigentlich musste  Disney auch nur gut bei der Konkurrenz klauen. Das wurde auch weitestgehend gemacht, erinnert das Layout doch stark an Netflix. 10 Empfehlungen werden groß auf der Startseite angezeigt. Darunter finden sich Abkürzungen zu den 5 wichtigsten Marken: Disney, Pixar, Marvel, Star Wars und National Geographic.

Scrollt man weiter, werden Filme und Serien als Kacheln in Kategorien wie "Originals", "Neu interpretierte Klassiker" und "Nostalgie pur" gelistet. Dazwischen finden sich - ebenfalls wie bei Netflix - Empfehlungen aufgrund des persönlichen Sehverhaltens.

Making-Of und Blockbuster

In der Navigationsleiste kann man "Meine Liste", wo sich von mir markierte Favoriten finden, "Originals", "Filme" und "Serien" auswählen. Die lassen sich jeweils nach Genre filtern. Mehr gibt es erstmal nicht zu erkunden. Alle Staffeln der "Simpsons", inklusive in Österreich noch nicht veröffentlichter Folgen der 30. Staffel, sind natürlich ein absolutes Highlight. Trotzdem ist mein erster Eindruck: Die Inhalte sind hochwertig, aber leider auch angestaubt.

Fans aller Disney-Marken (dazu zähle ich nun auch Star Wars), haben wohl viele der angebotenen Filme schon gesehen (vielleicht mehr als einmal). Wer erstmals ins MCU oder das Star-Wars-Universum abtauchen möchte, kann hier fast alle Filme nachholen. Einen sehr guten Service bietet Disney mit Making-Ofs und geschnittene Szenen, die man bei vielen Filmen unter "Extras" findet.

Wenige neue Inhalte

Für mich ist die Zeit aber vorbei, in der ich 2 Mal hintereinander "Robin Hood" (damals noch auf VHS) angesehen habe, ohne dass mir fad wurde. Deshalb suche ich die neuen Inhalte. In der Kategorie "Originals", also für Disney+ produzierte Filme und Serien, ist es aber noch recht übersichtlich. Unter den 25 Titeln sind neben dem Highlight "The Mandalorian" viele Doku-Reihen, bei denen man hinter die Kulissen des Konzerns blicken kann.

Die sind interessant, ähneln aber vor allem einer Werbeveranstaltung. Ein richtig guter Wurf war es hingegen, Jeff Goldblum für die National-Geographic-Reihe "The World According to Jeff Goldblum" zu gewinnen. Die halbstündige erste Folge ist unterhaltsam und macht Lust auf Folge 2. Die kommt, wie bei allen Original-Serien, aber erst in einer Woche. Da das Angebot noch recht klein ist, ist das ein verständlicher Schachzug. So verhindert man, dass besonders enthusiastische Nutzer in kürzester Zeit alles Verfügbare bingen und der Dienst dann an Attraktivität verliert.

Ein Paradies für Nostalgiker

Die restliche Auswahl ist dann überraschend großartig, wenn man Nostalgiker ist. Natürlich ist das Portfolio an Disney-Klassikern vertreten. Aber auch Serien wie "Ducktales" (im Original und der Neuauflage von 2017), "Chip und Chap", "Darkwing Duck" und Mickey-Maus-Filme aus den 20ern und 30ern lassen die Kindheit wiederaufleben.

Scrollt man weiter, finden sich vergessene Perlen  (und Kuriositäten) wie "The Rocketeer" (1991), "Das schwarze Loch" (1979), "The Computer Wore Tennis Shoes" (1969), "Die Muppets"-Filme, "Cool Runnings" und "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft". Das eignet sich gerade jetzt perfekt für Wochenenden auf dem Sofa.

Für Kinder und Jugendliche ist das Angebot riesig, sind doch viele Serien, die für Diseny Junior oder den Disney Channel produziert wurden, verfügbar. Darunter "Vampirina" und "The Descendents", sowie in die Jahre gekommene Inhalte ("Hannah Montana" oder "High School Musical"). Für Kinder ist Disney+ eine wahre Goldgrube. Das Schöne ist: Fast alles eignet sich für die ganze Familie.

Klar - bei Disney gibt es bestimmte Themen: Abenteuer, Magie und Musik mit möglichst vielen Emotionen und ein wenig Pathos. Und natürlich süße Tiere. Hier kommt National Geographic ins Spiel, wo zahlreiche Natur-Dokus verfügbar sind. Mit "One Strange Rock" von Darren Aranofsky ("Black Swan"), einer Doku-Reihe mit Will Smith über die Erde und 3 Dokumentationen von James Cameron sind zudem einige bildgewaltige Inhalte verfügbar.

Flüssiges Streaming

Alles ist mindestens auf Deutsch und Englisch, meistens aber auch in weiteren Sprachen verfügbar. Während ein Inhalt läuft, kann 10 Sekunden vor- und zurückgesprungen werden. Das Wechseln der Sprache und Untertitel geht flüssig, während der Inhalt abspielt. Endet eine Folge, startet die nächste automatisch nach 20 Sekunden. Das kann man allerdings in den Profil-Einstellungen ändern. Das war es – mehr braucht man auch nicht.

Derzeit wird nur in FullHD gestreamt, 4K ist nicht verfügbar. Die Bandbreite wird während der Corona-Maßnahmen um 25 Prozent gedrosselt. In FullHD ist die Qualität allerdings auch bei alten Filmen und Serien sehr gut. Beim Test gab es weder über die Apps auf Smartphone, iPad, PS4, Xbox One noch die Web-Anwendung Ladezeiten oder Framerate-Einbrüche. Man startet einen Film und nach einer Sekunde läuft dieser dann auch. Das ist sehr erfreulich. Nutzt man die mobile App für iOS oder Android, können alle Inhalte auch lokal gespeichert werden.

Die Sprachen lassen sich während des Streamens ohne Unterbrechung wechseln

Auf diesen Geräten ist Disney+ verfügbar

  • Amazon (Fire TV Geräte, Fire TV Edition Smart TVs und Fire Tablets)
  • Apple (iPhone, iPad, iPod touch und Apple TV sowie komplett integriert in der Apple TV App; Konsumenten können sich für Disney+ via In-App Kauf anmelden)
  • Google (Android Phones, Android TV Geräte, Google Chromecast und Geräte mit integrierter Chromecast-Technologie)
  • LG Smart TVs mit webOS
  • Microsoft (Xbox One)
  • Samsung Tizen Smart TVs
  • Sony / Sony Interactive Entertainment (Android-basierten Sony TVs und PlayStation®4)

Fazit

Taugt Disney+ nun etwas? Das kommt darauf an, ob man Fan der Marken ist, einen Hang zu Nostalgie hat und möglicherweise gemeinsam mit den Kindern auch mal die ganz alten Klassiker anschauen möchte. Dann kann man viel (wieder-)entdecken und hat langfristig eine gute Ergänzung zu anderen Streaming-Angeboten. Teilt man sich noch dazu das Angebot, macht man nichts falsch. Es können jeweils 7 Profile angelegt werden, 4 Personen können gleichzeitig streamen. 

Wer sich nicht von Serien und Filmen aus den 90ern begeistern lässt und nur nach neuen Inhalten wie "Mandalorian" sucht, sollte wahrscheinlich nicht gleich zum günstigeren Jahresabo greifen. Nach ein bis zwei Monaten wird sich das Angebot dann vorerst erschöpft haben, bis neue Inhalte nachkommen. Das kann dauern, denn die nächste Marvel-Serie "Falcon and the Winter Soldier" soll erst im August bei Disney+ starten. Das Probeabo von 7 Tagen reicht auf jeden Fall, um sich einen Eindruck zu verschaffen.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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