Start-ups

Heimische Business Angels vernetzen sich

Mit der Lauf-App Runtastic und der Personensuchmaschine 123People haben Start-ups aus Österreich international für Furore gesorgt. Die Start-up-Szene beklagt aber die mangelnde Finanzierungsbereitschaft im Land - vor allem in der Wachstumsphase. "Business Angels" gibt es in Österreich aber einige. Viele von ihnen waren selbst Gründer. Kürzlich haben sie sich vernetzt.

Bereits im Dezember 2015 riefen Michael Eisler und Bernhard Lehner das Netzwerk "startup300" ins Leben. Die Plattform will österreichischen Start-ups einen strukturierten Zugang zum Kapital und Know-how von derzeit 85 Business Angels bieten.

Portfolio

Mehr als 2,5 Mio. Euro sind bereits geflossen. "startup300 tritt dabei wie ein Co-Founder mit 85 Köpfen auf", erklärt Eisler. "Wir sind, wenn gewünscht, ganz nahe bei den Gründerteams und helfen mit Rat und Tat, wo wir können", so Lehner zur APA.

Zum Portfolio der Plattform gehören schon 13 Projekte, etwa die Entscheidungs-App swell, Record Bird, ein Dienst, der Musikfans stets über neue Alben am Laufenden hält, oder Hokify, eine Verkupplungs-App a la Tinder für Jobs.

Die Gründer von startup300 sind keine Unbekannten: Eisler hat seine Software-Firma DIG AG im Jahr 2012 an die Liechtensteiner Post verkauft, danach gründete er Wappwolf, ein Datenverarbeitungsservice, das allerdings nicht groß aufgegangen ist. Weiters sammelte Eisler Erfahrung bei der Künstlervermarktungsplattform Talenthouse in Los Angeles.

Bekannte Namen

Bernhard Lehner gründete im Jahr 2008 den Wiener Inkubator i5invest mit und war auch bei diversen Start-ups wie 123People von Anfang an dabei. Außerdem hat er Runtastic und Wikifolio, das im Internet Indexzertifikate zur Geldanlage anbietet, als Business Angel unterstützt.

Auch einige der anderen Netzwerkmitglieder sind bekannte Start-up-Investoren: Michael Altrichter (paysafecard, payolution), Hansi Hansmann, Markus Ertler, Johannes Siller, Stefan Kalteis, Martin Egger sowie Hermann und Niki Futter. Die Gründer von Runtastic und karriere.at sind ebenfalls dabei, weiters der NEOS-Abgeordnete Niko Alm.

Jene Start-ups, in die österreichischen Business Angels in den vergangenen Jahren investiert haben, kommen zusammen auf ein Exit-Volumen im hohen dreistelligen Millionenbereich, so Lehner. So wurde zum Beispiel Runtastic voriges Jahr für 220 Mio. Euro an Adidas verkauft. Die Business Angels halten auch nach dem Exit, also dem erfolgreichen Weiterverkauf, zahlreiche Beteiligungen, zum Teil mehrere Dutzend pro Person; insgesamt sind es um die 200, so Lehner.

Geld steckt in Stiftungen fest

In Österreich, konstatiert Lehner, gibt es mittlerweile ausreichend Geld für Unternehmen in der frühen Phase. Jedoch fehle es noch an Lead-Investoren wie Hansmann. Es gebe "wahnsinnig viele", die gerne solchen Leadern folgen würden.

Ein "echtes Problem" sei dagegen die Anschlussfinanzierung. Typischerweise bräuchten Start-ups in der Wachstumsphase 1,5 bis 3 Mio. Euro. Es gebe den Fonds Speedinvest - "aber das ist viel zu wenig". "Das gehört noch viel besser etabliert", meint Lehner. Das Geld wäre da, ist er überzeugt.

"Es steckt in Stiftungen und Immobilien, ist total konservativ veranlagt. Wenn das lockergemacht würde, hätten wir kein Anschlussfinanzierungsproblem. So müssen wir uns international umsehen. Wir als startup300 arbeiten aktiv daran, auch Anschlussfinanzierung anbieten zu können."

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