Pixel 9 Pro Fold im Test: Google-Falthandy auf der Überholspur
Ich mag faltbare Smartphones, vielleicht gerade deswegen, weil sie ein wenig eine Antithese zum restlichen Smartphone-Markt darstellen. Sie sind weder besonders dünn, noch besonders leicht oder elegant. Dafür sind sie exotisch und ein bisschen nerdig. Und dank des großen Displays kann man mit ihnen Dinge machen, die mit gewöhnlichen Smartphones nicht gehen.
Aus diesem Grund habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder faltbare Handys nicht nur getestet, sondern auch als primäres Alltagsgerät verwendet. Und da bin ich einfach nicht an Samsung vorbeigekommen. Das Galaxy Fold hat sich nach anfänglichen Startschwierigkeiten zum besten Falt-Handy am Markt gemausert.
2023 hat Google dann seinerseits mit dem Pixel Fold das erste faltbare Pixel-Handy auf den Markt gebracht. Schnell war zu sehen, dass es alles andere als ein unmotivierter Versuch ist, Samsung herauszufordern. Jetzt kam mit dem Google Pixel 9 Pro Fold der Nachfolger mit etwas sperrigem Namen. Ich habe ihn getestet.
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Das Äußere
Im Vergleich zu gewöhnlichen Handys sind Falt-Smartphones immer ein wenig klobig. Das gilt auch für das neue faltbare Pixel. Exakt 257 Gramm wiegt das Gerät. Schwer, im Vergleich zu gewöhnlichen Smartphones.
Ein Unterschied zu anderen Falt-Handys fällt allerdings sofort auf. So hat das äußere Zweitdisplay kein seltsames Seitenverhältnis, wie man es von früheren Falt-Handys kennt. Der 6,3-Zoll-Screen ist exakt der gleiche wie beim regulären Pixel 9. Das ist eine willkommene Neuerung, dazu aber später mehr.
Mit einer Dicke von 10,5mm im zusammengefalteten Zustand ist das Handy für ein Falt-Smartphone relativ dünn. Das Kamera-Modul ist im Unterschied zu den regulären Pixels keine Leiste auf der Rückseite, sondern ein Quadrat. Das ist nicht ganz so stylisch, aber es erfüllt seinen Zweck.
Der Faltmechanismus lässt sich am ehesten als sanft beschreiben. Sowohl das Auf- als auch das Zuklappen gehen leicht von der Hand. Aufgeklappt ist das Handy mit 5,1 mm sehr dünn. Die Verarbeitung insgesamt ist durchaus edel. Das Handy liegt auch aufgeklappt relativ flach auf dem Tisch. Es wackelt also nicht allzu sehr herum, wenn man es so bedient.
Die Displays
Beginnen wir mit dem äußeren Display. Abmessungen und Auflösung gleicht dem Screen des regulären Pixel 9. Die Gemeinsamkeiten hören auch bei der Helligkeit nicht auf, mit 1.800 Nits (2.700 Peak) ist die Anzeige erfreulich hell. Farbdarstellung und Kontraste bieten keinen Raum für Kritik, das OLED liefert, wie man es erwartet.
Der wahre Star der Show ist aber natürlich das aufklappbare OLED. Mit 8 Zoll Diagonale möchte man meinen, es sei eh nicht so groß. Das Seitenverhältnis von fast 1:1 führt aber zu enorm viel Anzeigefläche. Dazu kommt eine OLED-typische hervorragende Darstellung von Farben und Kontrasten sowie die gleichen Helligkeitswerte wie beim Außendisplay. Wie bei allen Falt-Displays ist auch hier die Falte in der Mitte spür- und in gewissen Winkeln auch sichtbar. Als störend habe ich diese aber nie empfunden und das bleibt auch beim Pixel Fold so.
Fotos, Videos oder schlichtweg Webseiten auf dem (für Smartphones) riesigen Display anzusehen, macht einfach nur Freude. Genauso wie das Lesen von E-Books.
Innenleben, Akkulaufzeit und Biometrie
Im Inneren ist das neue Falt-Pixel mit Googles aktuellem Tensor-Chip der 4. Generation ausgestattet. Dieser bietet mehr als genug Leistung für alle Anwendungen.
Die Akkulaufzeit hängt bei Falthandys noch mehr als bei gewöhnlichen von der individuellen Nutzung ab. Wenn man etwa ein paar Stunden des Tages im Zug oder im Wartezimmer beim Arzt verbringt und darum das große Falt-Display lange verwendet, wird es eng, um mit einer Ladung bis zum Zubettgehen auszukommen. Bei ausgewogener Nutzung des Außen- und Innendisplays komme ich im Alltag mit dem Fold in der Regel durch den Tag.
Im Unterschied zu Googles anderen Pixel-Phones verfügt das Fold über keinen Fingerabdruckscanner unter dem Display. Jener ist stattdessen im Power-Button an der Seite des Handys integriert. Das ist für mich eher Vor- als Nachteil. Obwohl die Scanner unterhalb der Displays mittlerweile sehr genau und schnell funktionieren, können sie mit den physischen nicht mithalten.
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Die Kameras
Das Pixel 9 verfügt genauso wie das reguläre Pro über eine Haupt-, eine Ultaweitwinkel- und eine Tele-Linse. Ganz auf einer Höhe mit dem aktuellen Pro ist das Fold dennoch nicht. So sind die Bildsensoren jeweils eine Spur kleiner. Das bedeutet nicht, dass das Fold schlechte Fotos macht. In den meisten Situationen kann man mit dem Falt-Handy großartige Smartphone-Fotos produzieren. Nicht ganz High-End-Qualität bekommt man in Grenzsituationen - konkret etwa bei ganz wenig Licht oder beim Zoom. So ist beim Pixel 9 Pro etwa Zoom mit bis zu 30-facher Vergrößerung möglich, beim Pro 9 Fold sind es "nur" 20-fach.
Wie bei anderen Falt-Handys kann man auch beim Fotografieren das sekundäre Display außen nutzen. Aufgeklappt bewirkt das, dass man sich selbst sieht, wenn man Selfies mit der Hauptkamera machen möchte.
Die Software
Android sowie die Google-Apps haben sich in den vergangenen Jahren gemausert, was die Unterstützung von Falt-Handys anbelangt. Ein wenig mehr ginge aber hier durchaus. Beispiel Gmail: Warum gleicht die Ansicht am großen Falt-Screen der auf normalen Smartphone-Screens? Man könnte auf dem zusätzlichen Platz etwa Seite etwa eine Leiste zur leichteren Navigation durch die Ordner platzieren.
Es gibt aber auch positivere Beispiele: YouTube kommt etwa sehr gut mit dem Falt-Screen zurecht und passt sich entsprechend an. Auch dann, wenn man das Handy halb zugeklappt hat, damit man es vor sich auf den Tisch stellen kann. Dabei wird die obere Hälfte zur Wiedergabe der Videos genutzt, während die untere Hälfte Zugriff auf Playback-Kontrollelemente wie Play oder Pause erlaubt. Und auch Drittanbieter von Apps haben zum Teil schon sehr gute Unterstützung von Falt-Screens. Hier kommt mir der Reddit-Client Relay in den Sinn, der automatisch in eine Ansicht wechselt, wo man links durch die Posts scrollen und rechts die Kommentare hat.
Immerhin hat sich in Sachen Software zuletzt auch etwas getan. So erschien Mitte Oktober das Update auf Android 15 - traditionell zuerst für Googles Pixel Hands, also auch für das Falt-Handy. Eine der Neuerungen ist etwa, dass man App-Paare direkt im Splitscreen öffnen kann. So kann man einen entsprechenden Shortcut auf dem Homescreen ablegen. Das Icon ist dann zum Beispiel mit “Gmail | Kalender” benannt. Klickt man darauf, öffnen sich beide Apps nebeneinander. Das ist praktisch, wenn man bestimmte App-Paare immer wieder verwendet.
Zudem lässt sich die Taskbar auf der Unterseite des großen Screens nun wahlweise anpinnen. Das heißt, sie verschwindet nicht automatisch. Dadurch ähnelt die Bedienung ein Stück mehr dem, wie man es von iPads kennt.
Was nach wie vor nicht geht, ist, mehr als 2 Apps gleichzeitig auf dem Split-Screen zu öffnen. Bei Samsung sind es immerhin 4. Diese Beschränkung leuchtet mir nicht ganz ein, denn der neue Tensor müsste mehr als genug Power bieten, um 4 Apps gleichzeitig zu betreiben.
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Pro und Contra
Pro
- Beeindruckendes Falt-Display
- Zugeklappt ein vollwertiges Smartphone
- Immer mehr Apps unterstützen Falt-Displays
Contra
- Teuer
- Nicht die beste Kamera, die Google zu bieten hat
Fazit
Die Stars des Pixel 9 Pro Fold sind seine Displays - absichtlich Plural, weil ich meine damit nicht nur das beeindruckende faltbare OLED-Panel, sondern auch das Sekundärdisplay an der Außenseite. Dass dieses ein vollwertiges Smartphone-Display ist, hat der Praxis gehörige Auswirkungen.
Denn auch wenn ich immer einen faltbaren Riesen-Screen eingesteckt habe, nutze ich in den meisten Alltagssituationen dennoch das kleinere Außendisplay. Schnell eine WhatsApp checken oder unterwegs den Weg auf Google Maps nachschlagen sind Szenarien, in denen ich das Handy in der Regel nicht aufklappen möchte. Schlichtweg auch deswegen, weil ich für das Aufklappen 2 Hände brauche und in diesen Situationen nur schnell mit einer das Smartphone aus der Hosentasche ziehe.
Dass Google beim neuen Pixel 9 Pro Fold ein Handy geschaffen hat, bei dem das Außendisplay einem gewöhnlichen Smartphone um nichts nachsteht, ist darum eine große Sache.
Und hier hat Google auch die Nase vor Samsung. Beim Fold 6 ist das Außendisplay zwar auch nicht mehr ganz so ungewöhnliche zusammengedrückt wie bei den Vorgängern, fühlt sich gleichzeitig aber immer noch deutlich anders an als ein gewöhnliches Smartphone-Display. Das Bedienen in zugeklapptem Zustand ist also immer eine Spur weniger komfortabel, als wenn man ein “normales” Handy hätte. Und das ist schade.
Nun, zurück zum Pixel: Einen Nachteil im Vergleich zu den “normalen” Pixeln muss man dennoch hinnehmen, nämlich eine etwas abgespeckte Kamera. Zwar macht das Fold in gewöhnlichen Alltagssituationen sehr gute Fotos - mit den Bildern der anderen Pixel-Handys kann es aber nicht ganz mithalten. Besonders gut sichtbar wird dieser Umstand bei Nacht- und Zoom-Aufnahmen. Gerade dann, wenn man so viel Geld für ein Handy ausgibt, sollte man sich eigentlich die besten Smartphones-Fotos, die derzeit möglich sind, erwarten können.
Dennoch: Will man sich ein Falt-Handy mit diesem Formfaktor kaufen, ist das Pixel 9 Pro Fold das derzeit beste Gerät. Es hat allerdings auch seinen Preis. Mindestens 1.800 Euro (1.914 Euro bei Amazon) muss man für das aktuelle Google Falthandy hinlegen.
Auch diverse Preisvergleichsanbieter warten aktuell mit keinen günstigeren Angeboten auf. Samsungs aktuelles Galaxy Z Fold6 ist dort vereinzelt schon um rund 1.200 Euro (1.949 Euro bei Amazon) zu haben, ein nicht unbeträchtlicher Unterschied. Immerhin: Wenn man das Pixel 9 Pro Fold im Google Store kauft, bekommt man derzeit Gemini Advanced und 2 TB Cloud-Speicher 1 Jahr lang kostenlos dazu.
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