Google Pixel 9 im Test: Spitzen-Handy wartet auf Killer-Features
Googles Pixel-Show ist heuer etwas früher als gewohnt über die Bühne gegangen. Bereits Mitte August wurden die neuen Smartphones präsentiert und natürlich war auch Künstliche Intelligenz großes Thema.
Doch nicht nur in Sachen KI gibt es Neues zu berichten - auch wenn Google das Thema Hardware im Rahmen der Präsentation fast etwas in den Hintergrund gerückt hat. Testen durfte ich das Pixel 9 sowie Pixel 9 Pro in der XL-Variante, die bis auf die unterschiedliche Größe ident mit dem gewöhnlichen Pro ist.
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Design und Äußeres
Alle Pixels kommen im gleichen Design. Um das Pixel 9 und das Pixel 9 Pro voneinander zu unterscheiden, muss man schon genau auf das Kameramodul schauen. Das Pixel 9 Pro XL tanzt einzig durch seine Größe aus der Reihe.
Das neue Pixel unterscheidet sich in seinem Design sehr deutlich von den Vorgängermodellen. Die abgerundeten Kanten und der nach außen gewölbte Rahmen sind Geschichte. Obwohl die Ecken des Rahmens nun eine stärkere Rundung aufweisen, wirkt das Handy insgesamt eckiger. Die gewisse Ähnlichkeit mit der Form aktueller iPhones kann man kaum bestreiten. Dass Google hier bewusst abgekupfert hat, halte ich aber für Unsinn. Die Ähnlichkeit hört sich außerdem auf der Rückseite relativ schnell auf.
Die für die Pixel-Serie übliche Kameraleiste ist Geschichte. Die Linsen sind nun in einer Insel untergebracht. Das abgerundete Rechteck hat seine Form nicht zufällig. Google wollte hier eine designtechnische Anspielung auf die Form des Google Suchfeldes liefern.
Insgesamt holt mich das Design jedenfalls ab. Das Handy wirkt deutlich moderner und eleganter als seine eher verspielten Vorgänger.
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Das Display und das Innenleben
Sehen lassen können sich auch die Displays. Sie sind allsamt farbstark und knackscharf. Die Basis-Version hat eine Helligkeit von 1.800 bzw. 2.700 nits Peak. Mit 2.000 Nits (3.000 Nits Peak) sind die OLEDs der Pros noch eine Spur heller.
Alle Varianten lassen sich auch bei strahlendem Sonnenschein hervorragend ablesen. Die höchste Auflösung hat das Pro XL mit 1.344 x 2.992 Pixel, was einer Pixeldichte von 486 PPI entspricht. Beim kleinen Pro ist die Pixeldichte mit 495 PPI sogar noch eine Spur höher, beim Pixel 9 liegt sie bei 422 PPI. Mit freiem Auge zu sehen sind diese Unterschiede in der Praxis nicht. 120Hz maximale Bildwiederholrate, genauso wie die Unterstützung von HDR10+, sind bei allen Modellen vorhanden.
Im Inneren werkelt Googles aktuellste Variante des hauseigenen Smartphone-SoCs. Der Tensor G4 ist im 4nm-Verfahren gefertigt, genauso wie sein Vorgänger. Auch ansonsten sind die Unterschiede zum G3 überschaubar, lediglich die Taktung ist etwas höher. In der Praxis merkt man davon nichts. Das Handy reagiert jedenfalls blitzschnell in allen Alltagssituationen, die ich bislang getestet habe.
Der Akku der beiden kleineren Pixel hat jeweils eine Kapazität von 4.700 mAh, das Pro XL hat 5.060 mAh. Es reicht in der Regel locker, um über den Tag zu kommen. Beim Pro XL, das ich am intensivsten verwendet habe, bin ich auf eine Screentime von 3:45 Stunden gekommen, bevor der Akku unter 20 Prozent gefallen ist.
Einen erfreulichen Sprung gibt es in Sachen RAM über alle Pixel-9-Modelle hinweg. So kommen alle Geräte mit mindestens 12 GB, beim Pro XL sind es sogar 16 GB. Hier können sich andere Hersteller durchaus eine Scheibe abschneiden.
Alle Pixel-Handys haben mindestens 128 GB Speicher. Das ist okay, allerdings hätte man beim Pro XL, wie etwa beim iPhone Pro Max, mit 256 anfangen können. Zumindest beim größten Premium-Device wäre das angebracht.
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Mit an Bord ist wieder der Infrarot-Temperatursensor. Was genau ich im Alltag damit sinnvoll machen kann, ist mir aber nach wie vor nicht klar. Fiebermessen geht in Europa damit nicht offiziell und sonst fehlt mir die Fantasie für bessere Einsatzszenarien. Ich weiß jetzt aber immerhin, dass mein Apfel aus dem Kühlschrank 9,6 Grad Celsius hat.
Die Kamera: Gewohnt stark
Seit jeher ist die Kamera eines der wichtigsten Verkaufsargumente für Pixel-Handys. Und auch, wenn die Hauptkamera der neuesten Generation abseits der KI-Features jetzt keine Riesen-Sprünge macht, können sich die Fotos sehen lassen.
Die Hauptlinse fotografiert mit 50 Megapixel, die Ultraweitwinkel mit 48. Beim Pro gibt es zusätzlich noch eine Tele-Linse mit 48 Megapixel, die einen 5-fach optischen Zoom mitbringt. Auch in der höchsten Zoom-Stufe von 30-fach, bei der optischer und digitaler Zoom kombiniert werden, liefert das Pixel Pro ansehnliche Bilder.
Sowohl bei strahlendem Sonnenschein als auch bei suboptimalen Lichtbedingungen kann man sich auf die Pixel-Hauptkamera verlassen. Die Fotos bleiben dabei natürlich und rutschen nie ins Übersättigte oder übertrieben Dargestellte ab. Fast schon etwas zu “brav” werden mir die Fotos von Essen bei schlechten Lichtbedingungen. Da ich als alter Millennial liebend gerne mein Abendessen ablichte, muss ich hier beim Pixel des Öftern nachhelfen, damit die Fotos ansprechend aussehen und sich kein Grauschleier darüberlegt.
Zu beeindrucken weiß der Nachtmodus. Sofern nur minimal Licht vorhanden ist, kann man mit diesem selbst aus den düstersten Winkeln noch ansprechende Bilder herausholen.
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Besonders bei der Pro-Serie ist die Selfie-Kamera. Sie fotografiert mit 42 Megapixel bei einer Blende von maximal f/2.2. Bei guten Lichtbedingungen werden die Selfies damit tatsächlich beeindruckend gut. Wird es finster, helfen die vielen Megapixel nicht. Dann kann die Frontkamera nicht mehr mit der Hauptlinse mithalten.
Zwischen Nicht-Pro und Pro unterscheidet sich die Brennweite der Selfie-Kamera minimal. Sie ist beim Pro-Gerät mit 17mm vs 20mm weitwinkeliger.
links: © Thomas Prenner
rechts: © Thomas Prenner
Selfie-Vergleich Pixel 9 vs Pixel 9 Pro XL
Videos macht das Pixel 9 in 4K mit 24/30/60 FPS. Die Pro-Geräte können zudem 8K-Videos mit maximal 30 FPS machen.
Gruppenbilder mit KI
Die Kamera kommt mit einer Reihe von KI-Features. Neu und bei uns verfügbar ist “Add me”. Dabei kann man ohne Stativ Gruppenbilder machen, auf denen alle inklusive Fotograf zu sehen sind. Das funktioniert so: Zuerst macht Person 1 ein Foto von Person 2 und Person 3. Anschließend übergibt Person 1 das Handy an Person 2, die nun Person 1 und 3 fotografiert. Dabei hilft das Handy mit, den richtigen bzw. den gleichen Ausschnitt wie beim ersten Foto zu finden. Die beiden Fotos werden übereinandergelegt und wie von Zauberhand sind alle auf dem Bild zu sehen.
In der Praxis sind diese Aufnahmen ein bisschen eine Spielerei. So muss man die Position, aus der fotografiert wird, sehr genau halten. Es empfiehlt sich also, dass die Fotografin oder der Fotograf bei der Übergabe des Handys möglichst exakt stehen bleibt, damit sich die zweite Person genauso hinstellen kann. Zudem darf sich im Hintergrund nichts bewegen, sonst verweigert das Handy das Knipsen generell.
Das folgende Foto ist mittels Add me entstanden. Man sieht, dass das Zusammenführen des Hintergrundes erstaunlich gut geklappt hat. Allerdings ist im Bereich meiner Beine rechts unten Unschärfe entstanden. Es ist ähnlich wie bei den anderen KI-Foto-Features: Im ersten Moment sind sie von echten Fotos kaum zu unterscheiden. Blickt man genauer hin, findet man aber schnell Hinweise auf die KI-Manipulation.
Mit der Realität hat diese Aufnahme nur begrenzt zu tun, da die dargestellte Situation nie stattgefunden hat. Dieses Problem hat man allerdings auch bei Googles anderen KI-Tools. Wie etwa beim magischen Radierer, der Menschen aus der Aufnahme einfach entfernen kann.
Die Software: KI, KI, KI und Satelliten
Das schwierigste Thema beim neuen Pixel ist die Software. Zuerst einmal die Basics: Das Gerät wird mit Android 14 ausgeliefert, was für sich schon eine kleine Enttäuschung ist. Diese ist aber schnell verarbeitet, gehört man doch als Pixel-Nutzerin und Nutzer zu den Ersten, die sich später über das neue Android 15 freuen dürfen. Und das Update wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Vermutlich etwas mehr Geduld muss man bei den meisten KI-Features haben. Denn diese sind vorerst nicht in Österreich verfügbar. Dazu gehören die KI-Features Pixel Screenshot und Call Notes, mit denen Google die Pixel-9-Serie heftig bewirbt. Bei ersterem kann man dem Smartphone-Assistenten Gemini Dinge beibringen, indem man einfach einen Screenshot macht.
Ein Beispiel: Man bekommt eine Airbnb-Reservierungsbestätigung und zusätzlich Infos wie den Code für den Schlüsselsafe und das WLAN-Passwort. Anstatt sich das irgendwo in die Notizen zu schreiben, fertigt man auf seinem neuen Pixel einen Screenshot an. Anschließend kann man den Handy-Assistenten Gemini einfach fragen: “Wie ist das WLAN-Passwort in meinem Airbnb?”, oder “Wann muss ich heute auschecken?” Gemini liefert dann die aus den Screenshots destillierten Informationen direkt.
Call Notes ist ähnlich praktisch: Damit werden Telefongespräche aufgezeichnet, Gesprächspartnerin oder Gesprächspartner werden per Tonansage darüber infomiert. Stimmen sie zu, liefert das Pixel im Nachhinein vollautomatisch Zusammenfassungen der Telefongespräche. Hat man sich etwa darüber unterhalten, welcher Elektriker empfehlenswert ist, finden sich in dieser Zusammenfassung dann Name, Adresse und Telefonnummer, wenn sie besprochen wurden. Vorbei also die Zeit, wo man hektisch Stift und Papier herausgesucht hat, um seine Handschrift später ohnehin nicht mehr identifizieren zu können.
Beide Features werden durch den Tensor-Chip sowie Googles sparsamsten KI-Modell Gemini Nano ermöglicht. Jenes läuft direkt auf den Handys. Die ausgewerteten Daten verlassen das Smartphone also zu keinem Zeitpunkt, ein Plus für den Datenschutz. Das dürfte auch der Grund sein, wieso Google im Rahmen eines Pressebriefings selbstsicher verkündete, dass EU-Datenschutzregeln keinerlei Hindernis sind, die Pixel-Features künftig auch in der Europäischen Union anzubieten. Die Frage, wann es so weit ist, bleibt aber offen.
Ebenfalls zum Start nicht in Europa verfügbar ist Satellite SOS, das man in ähnlicher Form bereits von anderen Handys kennt. Damit kann man per Satellitenverbindung einen Notruf absetzen, auch ohne Mobilfunkempfang. Das Feature ist vorerst nur in den USA verfügbar und kann dort für die ersten 2 Jahre kostenlos genutzt werden.
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Gemini Advanced
Käufer des Pixel 9 Pro bekommen ein Jahr lang Gemini One AI Premium im Wert von 22 Euro pro Monat. Darin enthalten sind die Advanced-Variante der KI, Gemini in Gmail und Docs sowie 2 TB Cloud-Speicher.
Abonnentinnen und Abonnenten von Gemini Advanced bekommen außerdem Zugang zu Gemini Live. Das ermöglicht es, mit dem virtuellen Assistenten Gespräche zu führen. Auch wenn man das Smartphone nicht in der Hand hat, kann man sich über alle erdenklichen Dinge mit ihm unterhalten und bekommt eine Antwort.
Doch auch hier der Wermutstropfen: Gemini Live ist vorerst hierzulande nicht verfügbar. Google verspricht aber, dass es “in den nächsten Wochen” in anderen Sprachen verfügbar gemacht werden soll.
Fazit
Das Pixel 9 Pro XL ist ein hervorragendes Smartphone mit State-of-the-Art-Hardware. Es sieht gut aus, es fühlt sich edel an und die Kameras machen exzellente Fotos. Wer keine Tele-Linse bei der Kamera braucht, kann bedenkenlos zur Nicht-Pro-Variante greifen. Die Unterschiede bei der Selfie-Cam sowie beim Display sind vernachlässigbar. Im Hinblick auf den Preis sollte man bedenken, dass mit dem Pro noch das oben erwähnte Abo im Wert von 264 Euro inkludiert ist. Wer also sehr viel Google Cloud-Speicher und das verbesserte Gemini möchte, steigt mit dem Pro fast besser aus.
Dass Hardware mittlerweile nicht mehr reicht, um Handys zu verkaufen, weiß auch Google. Nicht umsonst war die Präsentation der Pixel-9-Serie in erster Linie ein Showcase für KI-Anwendungen. Und diese sind beeindruckend. Im Unterschied zu den KI-Foto-Funktionen sind Pixel Screenshot und Call Summary Features, die ich vermutlich jeden Tag verwenden würde - würde mich Google nur lassen und sie nicht nur in Englisch bzw. den USA zur Verfügung stellen.
Hält Google Wort, dürften die Features in absehbarer Zeit nachgeliefert werden. Und dann hat das Pixel 9, neben der Hardware, einige Killer-Features als Verkaufselement, die weit mehr als unnötige KI-Spielereien sind.
Pro und Contra
Pro
- Schönes Design
- Hervorragende Kamera
- Großartiges Display
Contra
- Viele KI-Features zum Start nicht verfügbar
- Pro-Modell standardmäßig nur mit 128GB Speicher
Preise und Farben
Das Pixel 9 ist ab 899 Euro erhältlich (hier bei Amazon). Für das Pixel 9 Pro werden 1.099 Euro (hier bei Amazon) und für das Pixel 9 Pro XL 1.199 Euro (hier bei Amazon) fällig.
Das Pixel 9 ist in den Farben Obsidian, Porcelain, Wintergreen und Peony erhältlich. Das Pixel 9 Pro und das Pixel 9 Pro XL sind in den Farben Obsidian, Porcelain, Hazel und Rose Quartz erhältlich.
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