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© EPA / GEORGI LICOVSKI

Science

Sowjetische Sonde Kosmos 482 stürzt im Mai unkontrolliert auf die Erde

Am 31. März 1972 ist eine sowjetische Trägerrakete vom Typ Molnija in Richtung Venus gestartet. An Bord war eine Sonde, die auf der unwirtlichen Venus-Oberfläche hätte landen sollen.

Sie wurde zunächst lediglich als Kosmos 482 bezeichnet. Sie war in etwa baugleich zur Venera 7, die im Dezember 1970 als erste Sonde auf der Oberfläche der Venus gelandet ist.

Ein Modell im Maßstab 1:2 von Venera 7, die baugleich mit Kosmos 482 ist

Aus dem Objekt Kosmos 482 hätte eigentlich auch eine Venera-Sonde werden sollen. Aufgrund einer Fehlfunktion schaffte es das Teil allerdings nicht aus der Erdumlaufbahn hinaus. Um den Misserfolg zu verschleiern, blieben die Sowjets bei der Kosmos-Bezeichnung - so wie damals nahezu alle Raumfahrtgeräte von der Sowjetunion getauft wurden. 

Jedenfalls umkreist Kosmos 482 seit nunmehr 53 Jahren die Erde. Zuletzt hat das Objekt aber stark an Höhe verloren, weshalb ein Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kurz bevor steht, wie der niederländische Astronom Marco Langbroek berechnet hat.

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Sowjetische Sonde wird zur Gänze auf die Erde stürzen

Demnach wird das sowjetische Gebilde irgendwann rund um den 10. Mai auf die Erde stürzen. Dabei handelt es sich um einen unkontrollierten Wiedereintritt. Problematisch daran ist auch die Art und Weise wie Kosmos 482 konstruiert wurde.

Die Sonde hätte nämlich auf der Venus landen sollen und dafür die Atmosphäre durchqueren müssen. Kosmos 482 wurde also so robust wie möglich gebaut, damit es die extremen Kräfte bei einer Landung übersteht und so lange wie möglich auf der Venus-Oberfläche überlebt. Dort herrscht eine durchschnittliche Temperatur von ungefähr 460 Grad Celsius. 

Daher wird davon ausgegangen, dass das sowjetische Teil den Wiedereintritt und den Höllenritt durch die Erdatmosphäre übersteht. Anstatt in viele Einzelteile zu verbrechen, von denen viele verglühen würden, könnte sie als Ganzes auf der Erde einschlagen. Kosmos 482 wiegt in etwa 495 Kilogramm und hat einen Durchmesser von einen Meter.

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Österreich im potenziellen Gefahrenbereich

Wo die Sonde zu Boden gehen wird, lässt sich derzeit nur sehr grob abschätzen. Laut den aktuellen Daten wird der Wiedereintritt irgendwo zwischen dem 52. nördlichen und dem 52. südlichen Breitengrad erfolgen. Dieser Breitengrad verläuft im Norden auf der Höhe von Berlin und auf der südlichen Hemisphäre südlich von Neuseeland. 

Somit liegt Österreich und der Großteil Deutschlands im potenziellen Gefahrenbereich. Je näher der Zeitpunkt des Wiedereintritts kommt, desto exakter werden die diesbezüglichen Berechnungen ausfallen. Die Geschwindigkeit, mit der das Teil auf der Erde aufschlagen wird, wurde auf rund 240 km/h berechnet. 

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Fallschirm wird wohl nicht mehr funktionieren

Für die Landung auf der Venus ist Kosmos 482 mit einem Fallschirm ausgestattet. Dass dieser nach dem Wiedereintritt in die Erdatmosphäre aufgeht, sieht Langbroek als sehr unwahrscheinlich an. Außerdem stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die 53 Jahre im Orbit auf das Material des Fallschirms hatten. 

Am wahrscheinlichsten ist, dass die fehlerhafte Sonde irgendwo ins Meer stürzt. Sollte dies nicht der Fall sein, sei der Einschlag in etwa so stark, als würde ein Asteroid mit einer ähnlichen Masse auf die Erde donnern. Grundsätzlich gehe von der Sonde aber wenig Gefahr aus, so der Wissenschafter. 

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