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Science

Venus war 900 Millionen Jahre lang lebensfreundlich

400 Grad Celsius, aktive Vulkane, Säureregen und eine giftige Atmosphäre – nicht ohne Grund wird die Venus häufig als der „höllische Zwilling der Erde“ bezeichnet. Sie ähnelt unserem Planeten zwar in Größe und Masse, ist für lebende Organismen allerdings besonders unwirtlich. Doch das war nicht immer so, wie eine Forschungsgruppe der Freien Universität Amsterdam nun in einer Studie feststellt.

Nahezu eine Milliarde Jahre lang könnte es auf der Venus kühl genug gewesen sein, um Wasser auf ihrer Oberfläche zu speichern. Die Sonneneinstrahlung und die CO2-Konzentration auf dem Planeten seien früher viel geringer gewesen, heißt es in der Studie. Erdähnliche Organismen hätten somit für kurze Zeit auf der Venusoberfläche überleben können.

Leben auch ohne Plattentektonik möglich

Die Bewegung der Kruste eines Planeten, auch genannt Plattentektonik, kann die CO2-Konzentration seiner Atmosphäre verringern. Dies geschieht durch den sogenannten Carbonat-Silikat-Zyklus. Dieser Zyklus sorgt also dafür, dass sich der CO2-Gehalt reguliert. Der Treibhauseffekt eines Planeten, wie zum Beispiel der Erde, wird dadurch gering gehalten und der Planet heizt sich nicht zu stark auf.

Im Falle der Venus ist es allerdings unklar, ob es dort überhaupt eine Plattentektonik gegeben hat, die die Temperatur langfristig niedrig gehalten hat. Die Forscher*innen simulierten deshalb die Witterung auf der Venus ohne Plattentektonik und kamen zu einem verblüffenden Ergebnis: Auch ohne eine Bewegung des Venusmantels könnte es flüssiges Wasser auf dem Planeten gegeben haben.

CO2 steckt in der Kruste

Anstatt das CO2 über den Carbonat-Silikat-Zyklus abzubauen, habe die Venus ihr CO2 in der Kruste gebunden. Ein starker Treibhauseffekt und eine Erwärmung des Planeten konnten so verhindert werden. Über 900 Millionen Jahre hinweg sei die Venus daher lebensfreundlich gewesen. 

Weshalb ist die Venus aber heute so unwirtlich? Die Simulation der Forscher*innen zeigt, dass die CO2-Konzentration in der Venusatmosphäre einen Kipppunkt erreichen kann, ab dem sich der Treibhauseffekt exponentiell verstärkt. Diesen Schwellenwert habe die Venus vor rund 100 Millionen Jahren überschritten - und zu dem „höllischen“, lebensfeindlichen Planeten gemacht, den wir heute kennen.

Mit der Studie leisten die Wissenschaftler*innen einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung der Frage, ob es auf der Venus jemals Leben gab. Erst vor einem Jahr erlangte das Thema große Aufmerksamkeit: Forscher*innen behaupteten, in der Atmosphäre der Venus Spuren eines Moleküls gefunden zu haben, das auf biologische Prozesse schließen lässt. Der vermeintliche Fund ist inzwischen allerdings widerlegt.

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