Venus
© EPA/ESO/M. Kornmesser & NASA/JPL/Caltech / HANDOUT

Science

Leben auf der Venus: Baustein von DNA entdeckt

Die Venus wird gerne als der „höllische Zwilling der Erde“ bezeichnet. Größe und Masse ähneln unserem Planeten, aber über 400 Grad Celsius, eine giftige Atmosphäre, aktive Vulkane und Säureregen, machen sie – zumindest für uns – lebensfeindlich.

Dennoch glaubten Forscher Hinweise auf Leben entdeckt zu haben, in der Form von Phosphorwasserstoff. Jetzt legen weitere Astronomen nach. Sie haben Glycin auf der Venus entdeckt, das als einer der Bausteine für Leben gilt.

Genetischer Code

Die Forscher haben dazu das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array ALMA genutzt. Mittels Spektroskopie wurde ein Signal gemessen, das Glycin entspricht. Am stärksten war das Signal in der Atmosphäre nahe dem Äquator. Bei den Polen wurde nichts gefunden. Die Ergebnisse haben die Forscher in einer Studie veröffentlicht, die aber noch nicht geprüft und freigegeben wurde.

Glycin ist die einfachste Form der etwa 500 bekannten Aminosäuren. Sie gehört zu den 20 Aminosäuren, die Teil des genetischen Codes sind. Der genetische Code ist bei allen bekannten Arten von Lebewesen in den Grundzügen gleich.

Glycin gilt aber nicht als Biosignatur, also als kein eindeutiger Hinweis auf Leben. Es ist aber einer der Bausteine von Leben, genauer gesagt von Proteinen. Glycin war auch eines der ersten organischen Moleküle auf der Erde.

Entwickelt sich gerade Leben auf der Venus?

In ihrer Studie stellen die Forscher folgende Hypothese auf: In der Atmosphäre der Venus könnten jetzt dieselben biologischen Prozesse stattfinden, die es auf der Erde vor Milliarden Jahren gab. Auf der Venus könnte sich also gerade Leben entwickeln.

Die Entdeckung von Glycin könnte laut den Forschern in direktem Zusammenhang mit der früheren Entdeckung von Phosphorwasserstoff sein. Das Glycin wurde nämlich in derselben Höhe der Atmosphäre wie das Gas gefunden.

Eine weitere Studie scheint die Funde zu unterstützen. Demnach könne zwar kaum Leben auf der Oberfläche der Venus entstehen, aber eben im Dunst der Atmosphäre. Dieser ist in einer Höhe zwischen 48 und 60 Kilometern. Dort sind Temperaturen von -1 bis 93 Grad Celsius möglich. Laut Forschern könnten sich dort erdähnliche Mikroben vermehren.

Nicht alle überzeugt

Die Theorie vom Leben auf der Venus, oder Leben, das gerade dort entsteht, wird von vielen Wissenschaftlern angezweifelt. So gilt zwar Phosphorwasserstoff als Biosignatur, es kann aber auch chemisch hergestellt werden. Allerdings ist dafür hoher Energieaufwand nötig. Diese Energie fehle der Venus, sei aber auf Jupiter und Saturn vorhanden, wo ebenfalls Phosphorwasserstoff gefunden wurde. Einige Forscher haben aber die Theorie aufgestellt, dass die aktiven Vulkane der Venus für die Entstehung von Phosphorwasserstoff verantwortlich sind, anstatt biologische Prozesse.

Die Astronomen, die das Glycin entdeckt haben, sind ebenfalls vorsichtig. Sie betonen, dass es nur ein Baustein für Leben, aber kein Nachweis für Leben ist. Glycin könne auch chemisch hergestellt werden, möglicherweise durch Prozesse, die auf der Erde in natürlicher Form nicht existieren, auf der Venus aber schon.

Es könnte sich auch herausstellen, dass es sich bei der Entdeckung um einen Messfehler handelt. Das Signal von Glycin ist in der Spektroskopie dem von Schwefeloxiden sehr ähnlich. Die Forscher sagen deshalb auch, dass es nötig sei, ein Raumschiff zur Venus zu schicken. Eine Sonde müsse Proben entnehmen, um den Fund von Glycin zu bestätigen.

Außer auf der Erde wurde Glycin bisher auf keinen anderen Planeten gefunden, dafür aber in Kometen.

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