Diese Aufnahme der Forscher zeigt eine Maus mit Headset.

Diese Aufnahme der Forscher zeigt eine Maus mit Headset.

© Cornell University

Science

Forscher bauen Virtual Reality Headset für Mäuse

Mäuse haben besondere kognitive Fähigkeiten, die uns Menschen regelmäßig in Staunen versetzen. Sie können etwa äußerst geschickt durch Irrgärten navigieren. Außerdem sind sie begabte Problemlöser, wie Forscher herausfanden, die ihnen im Gegenzug Futter anboten. Hirnforscher wollen deswegen unbedingt mehr darüber erfahren, was in den kleinen Köpfchen tatsächlich passiert.

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Amerikanische Wissenschaftler haben nun ein VR-Headset für Mäuse aus einfachen und billigen Komponenten wie Smartwatch-Displays und Minilinsen entwickelt, wie die Cornell University mitteilt. Die Mäusebrille unterscheidet sich aber von einer gewöhnlichen VR-Brille. Tatsächlich wird der Mäusekopf in der Brille eingespannt, während die Maus auf 2 Linsen schaut. Die Maus bewegt sich dann auf einem Laufband. Über das Headset werden die Tiere in virtuelle Welten geschickt, wo sie verschiedenen visuellen Reizen ausgesetzt werden.

Alzheimer-Forschung

Die Forscher erhoffen sich davon, mehr über den räumlichen Orientierungssinn von Mäusen und deren Gehirnaktivität zu erfahren. Die Forschung zu den Maushirnen könnte nicht nur neue Erkenntnisse über die Nagetiere bringen, sondern auch zu einem besseren allgemeinen Verständnis von Alzheimer beitragen.

Bereits seit längerem untersucht man an diesem Institut nämlich Alzheimer bei Mäusen mit optischen Werkzeugen. Die Forscher konnten mit ihren Methoden bereits zeigen, dass sich die Gedächtnisleistung von Mäusen mit Alzheimer binnen Stunden verbessern lässt, wenn man winzige Blutgefäße wieder durchgängig macht und so den Blutfluss erhöht. Mit der neuen Brille wollen sie nun herausfinden, wie der verbesserte Blutfluss die Funktion der Neuronen im Gehirn verbessert.

Optische Experimente

Bereits vor 10 Jahren schickten die Forscher die Mäuse in Apparate, in denen sie durch virtuelle Welten navigierten. „Je immersiver wir diese Verhaltensaufgabe gestalten können, desto natürlicher werden wir die Gehirnfunktion untersuchen“, meint der Forscher Chris Schaffer.

Mit der VR-Brille wollen sie ihre Forschung nun auf ein neues Level heben. „Das perfekte Display für ein Maus-VR-Headset wurde annähernd schon für Smartwatches gebaut. Wir hatten das Glück, dass wir nichts von Grund auf neu bauen oder entwerfen mussten. Wir konnten alle Teile, die wir brauchten, leicht beschaffen“, so der Forscher Matthew Isaacson.

Leuchtende Nagetier-Gehirne

Die Gehirnaktivität der Maus wird dann mit sogenannter Fluoreszenz gemessen. Das heißt: Entweder sind die Mäuse von vornherein genetisch verändert, sodass Teile ihrer Gehirne gewissermaßen „leuchten“ und man so die Gehirnaktivität nachvollziehen kann. Oder ein solcher Stoff wird zuvor auf andere Art ins Mäusehirn eingebracht. Durch die Fluoreszenz entstehen Muster, die dann mehr über die Prozesse im Gehirn verraten.

Brille schreckte Mäuse

Gefallen hat den Mäusen die neue Brille wohl nicht, wie die Forscher verraten. „Fast jede einzelne Maus, die zum ersten Mal die Brille sah, sprang hoch. Sie reagierten mit einem riesigen Schreck. Sie schienen wirklich zu denken, dass sie von einem sich nähernden Raubtier angegriffen wurden“, sagte Isaacson.

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Die Forscher wollen ihre Brille nun weiterentwickeln. Neben der derzeitigen Version soll es künftig auch eine leichtere, tatsächlich tragbare für größere Nagetiere wie Ratten geben. Möglicherweise soll diese neue Brille sogar Gerüche und Geschmäcker wiedergeben können.

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