Zuletzt investierte Rocket Internet groß in Essenszustellung, allein die 30-Prozent-Beteiligung bei Lieferheld war den Samwers fast eine halbe Milliarde Dollar wert
Zuletzt investierte Rocket Internet groß in Essenszustellung, allein die 30-Prozent-Beteiligung bei Lieferheld war den Samwers fast eine halbe Milliarde Dollar wert
© REUTERS/RALPH ORLOWSKI

Deutschland

Wechsel bei "Rocket Internet"-Aufsichtsrat nach Streit

Der Streit zwischen Rocket Internet und dem Großaktionär Kinnevik führt zu personellen Konsequenzen. Am Montag gab die Berliner Start-up-Schmiede bekannt, dass die beiden Vertreter des schwedischen Investors, Lorenzo Grabau und Erik Mitteregger, zur Hauptversammlung am 9. Juni den Rocket-Aufsichtsrat verlassen. Beide hatten den Börsengang des Unternehmens im Herbst 2014 begleitet.

Grabau stand dem Aufsichtsrat zudem lange vor. Ihre Plätze sollen der ehemalige Deutsche-Bank-Finanzchef Stefan Krause sowie der Manager des französischen Telekomkonzerns Orange, Pierre Louette, übernehmen. Rocket begründete den Schritt damit, die Zahl der Nichtaktionärsvertreter im Aufsichtsrat erhöhen zu wollen. Kinnevik hält 13,2 Prozent an Rocket Internet.

Streit um Hello Fresh

Zwischen Kinnevik und Rocket Internet brodelt es seit langem. Laut Insidern hatte Kinnevik-Chef Grabau genaue Vorstellungen, wie Rocket-Chef Oliver Samwer sein stark unter Druck stehendes Unternehmen wieder auf Vordermann bringen soll. Diese seien von Samwer nicht geteilt worden. Dabei ging es unter anderem um den geplatzten Börsengang des Kochbox-Anbieters Hello Fresh.

Samwer wollte wohl eine Bewertung zwischen 3,2 und 3,3 Mrd. Euro erzielen, während sich Kinnevik mit 2,6 Mrd. Euro zufriedengegeben hätte. Dies ist der Wert, mit dem Hello Fresh bei seiner letzten Finanzierungsrunde veranschlagt wurde. Zugleich fanden beide Investoren bei der Bewertung ihrer Beteiligungen nie einen Nenner. Kinnevik geht dabei deutlich konservativer als Rocket vor.

Zweifel an Geschäftsmodell

Investoren sind seit längerem verunsichert, ob Rocket letztlich mit seinem Geschäftsmodell - dem Gründen und Verkaufen von Start-ups - Geld verdienen kann. Bisher verbrennen die Jungfirmen dabei vor allem Kapital. So häuften die größten Beteiligungen im vergangenen Jahr einen Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von einer Milliarde Euro an.

Erst vergangene Woche musste Rocket den Wert seiner in der Global Fashion Group (GFG) zusammengefassten Modefirmen um fast 70 Prozent auf eine Milliarde Euro reduzieren. Das schickte den Aktienkurs erneut auf Talfahrt. Die im schwach regulierten Entry Standard gelistete Aktie wurde am Montag mit rund 20 Euro gehandelt und lag damit mehr als die Hälfte unter dem Ausgabekurs von 42,50 Euro.

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