In Finnland sind seit der Übernahme rund 4.700 ehemalige Nokia-Mitarbeiter für Microsoft tätig
In Finnland sind seit der Übernahme rund 4.700 ehemalige Nokia-Mitarbeiter für Microsoft tätig
© APA/Julian Stratenschulte

Übernahme

Das Ende der Handy-Marke Nokia

Ist man vor den 90ern geboren, ist die Chance sehr hoch, mindestens ein Nokia-Handy besessen zu haben. Viele haben sogar ihre ersten Mobilfunk-Erfahrungen mit einem Gerät des finnischen Herstellers gemacht. Diese Ära ist nun offiziell zu Ende. Wie Microsoft verkündet hat, wird die Übernahme von Nokias Gerätesparte diesen Freitag abgeschlossen.

Zuvor hatte Microsoft vor knapp zwei Wochen mit der Zustimmung der chinesischen Wettbewerbshüter die letzte große Hürde für die Transaktion genommen. Die Behörden in den USA und Europa hatten dem Milliardendeal schon zugestimmt.

Microsoft zahlt bei der Anfang September 2013 angekündigten Übernahme 3,79 Milliarden Euro für Nokias Gerätesparte und weitere 1,65 Milliarden Euro für Patentlizenzen auf zehn Jahre.

Neuer Name

Wie aus einem internen Memo hervorgeht, soll Nokia unter Microsofts Flagge in Microsoft Mobile Oy umbenannt werden. Oy ist das finnische Kürzel für eine private Aktiengesellschaft und vergleichbar mit einer österreichischen GmbH.

Weltweit sollen 32.000 Nokia-Mitarbeiter zu Microsoft wechseln. Die Firmenzentrale im finnischen Espoo soll ebenfalls von Microsoft übernommen werden.
Chef von Microsoft Mobile wird Stephen Elop. Der Kanadier war von 2008 bis 2010 als Leiter der Business-Sparte von Microsoft tätig, bevor er bis 2013 CEO von Nokia war. Zeitgleich mit der Ankündigung der Übernahme räumte Elop den Chefsessel bei Nokia und ging zurück zu Microsoft.

Nokia nach Microsoft

Der Name Nokia wird nicht komplett verschwinden. Der Netzwerkausstatter Nokia Solutions and Networks bleibt ein eigenständiges Unternehmen. Auch Nokias Kartendienst HERE, ein Konkurrenzprodukt zu Google Maps und Apple Maps, wurde nicht von Microsoft gekauft.

Microsoft hat die Rechte, zehn Jahre lang Smartphones unter dem Namen Nokia verkaufen zu dürfen. Dies dient dazu, um die bereits produzierten Nokia-Geräte auch weiterhin verkaufen zu können. Spätestens im Frühjahr 2015 soll das erste Smartphone-Spitzenmodell unter dem Namen Microsoft Mobile vorgestellt werden.

Von Gummistiefeln zu GSM

1865 wurde das Unternehmen in Finnland gegründet. Anfangs wurden hauptsächlich Papierprodukte hergestellt, ab dem 20. Jahrhundert kamen Gebrauchsgegenstände wie Gummiprodukte hinzu. Ein Zusammenschluss im Jahr 1967 mit Finnish Cable Works legte den Grundstein zum Technologie-Unternehmen.

1987 brachte Nokia mit dem „Mobira Cityman 900“ sein erstes Mobiltelefon auf den Markt, bei dem alle Komponenten in einem Gehäuse untergebracht waren. Nokia war maßgeblich an der Entwicklung des GSM-Standard beteiligt. 1992 kam mit dem 1011 das erste in Massenfertigung produzierte GSM-Handy auf den Markt.

Auf- und AbstiegAb diesem Zeitpunkt ging es für die Finnen stetig bergauf. Günstige Handys sicherten Nokia von 1998 bis 2011 den Titel als weltgrößter Mobiltelefonhersteller.

Kanadischer Spion

Der Fall des Handy-Pioniers begann aber schon 2007, als Apple das erste iPhone auf den Markt brachte. Nokia klammerte sich zu sehr an das eigens entwickelte Betriebssystem Symbian, verlor den Anschluss und spielte am lukrativen Smartphone-Markt bis heute keine ernst zu nehmende Rolle.

Mit Stephen Elop kam 2010 ein neuer CEO. Da er zuvor bei Microsoft gearbeitet hatte, wurde er von Kritikern als Spion bezeichnet, der Nokia für eine Übernahme durch Microsoft vorbereiten sollte.

Die Verschwörungstheorien sollten sich bewahrheiten: Ab 2011 stellte Nokia Smartphones mit Microsofts Betriebssystem Windows Phone her. Am 3. September 2013 gab Nokia bekannt, die Mobilfunksparte an Microsoft zu verkaufen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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