Chinas neues Radar macht Stealth-Eigenschaften von F-22 nutzlos
China will eine Technologie entwickelt haben, die Stealth-Fighter problemlos aufspüren kann. Das neue System würde Tarnkappenjets und -bomber wie normale Kampfflugzeuge auf dem Radar erscheinen lassen.
Als Beispiel für die Studie wurde die F-22 Raptor der US Air Force herangezogen. Generell funktioniere das System aber genauso mit der F-35 und dem B-2-Bomber. Der F-22 Raptor dürfte Schätzungen zufolge einen Radarquerschnitt von nur 1 cm² haben.
Diese Einheit beschreibt, wie stark ein Objekt zurückstrahlt und damit wie wahrscheinlich es von einem Radar erfasst wird. Je geringer die Zahl, desto höher die Tarnkappeneigenschaften. Die gute Tarnung wird erreicht, indem auf radarabsorbierende Oberflächen gesetzt und auf Kanten und Spalte verzichtet wird.
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60.000-fache Verstärkung
Das neue chinesische System soll das Signal um das 60.000-fache verstärken. Damit würde ein F-22 mit einem Radarquerschnitt von 6 m² erscheinen. Die Tarntechnologie würde umgangen und er würde wie jeder andere Kampfjet erfasst.
Signifikant ist, dass das neue System ein Areal von 63.000 Quadratkilometern abdecken kann. Damit eine F-22 ein Bodenziel mit Gleitbomben bombardieren kann, muss sie sich in einem Radius von 100 km befinden. Ihre Luft-Luft-Waffen haben eine Reichweite von etwa 150 km. Für Angriffe müssten sie sich also immer so weit nähern, dass sie vom neuen System erfasst würden.
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Schnelle Verarbeitung
Laut South China Morning Post könnte China die Kampfjets somit in Echtzeit beobachten. Die Berechnung der Zielkoordinaten würde nur 0,008 Sekunden betragen. Bei Formationsflügen würde die einzelnen Jets in 0,02 Sekunden erkannt. Die Forscher*innen sprechen von einer geringen Fehlerquote bei einer Genauigkeit von 20 Metern. Die Position könnte dann an Abfangjäger und Luftabwehrsysteme übermittelt werden.
Kontertechnologien für Tarnkappen sind nicht neu. Allerdings schwankten die Signalstärken stark, etwa wenn ein Jet die Richtung oder Fluglage wechselt. Deshalb verwendete das Forschungsteam mehrere Radargeräte, um in verschiedenen Winkeln nach Flugzeugen zu suchen.
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Intelligente Ressourcenverteilung
Damit das Radarnetzwerk nicht überfordert ist, wenn viele Flugzeuge unterwegs sind, wird eine „intelligente Ressourcenplanung“ verwendet. Dadurch kann die Leistung jedes einzelnen Geräts permanent angepasst werden. Nur Geräte, die gerade benötigt werden, müssen ihre Bandbreite verbrauchen.
Das würde einerseits sichern, dass ein Ziel permanent erfasst wird und andererseits die Leistung verringern, die jedes einzelne Radargerät erbringen muss. Um eine F-22-Formation zu verfolgen, brauche es nur 3 vernetzte Radargeräte, erklären die Forscher*innen.
Einsatz im Westpazifik und im Südchinesischen Meer
Die Systeme sollen an strategischen Orten – an Land, auf Schiffen oder sogar in der Luft – platziert werden. China will damit seine Verteidigung im Südchinesischen Meer und im Westpazifik stärken. Dort liegt u.a. Taiwan, wo sich seit Jahren ein Konflikt anbahnt.
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Die F-22 soll noch mindestens bis 2030 im Einsatz bleiben. Obwohl sie bis heute als einer der mächtigsten Kampfjets gilt, wird sie nach und nach von der F-35 abgelöst. Laut einem Bericht von Business Insider wurden insgesamt nur 186 F-22 gebaut. Die Zahl der aktiv für die US Air Force im Einsatz befindlichen soll inzwischen nur noch zweistellig sein.
Warum die chinesischen Forschenden die F-22 anstatt die F-35 für ihr Beispiel gewählt haben, ist ein wenig seltsam. Die nächsten F-22 sind in Hawaii stationiert. Aus Sicht Chinas wäre die F-35 eine größere Bedrohung, die ua. von den US Marines in der Variante F-35B und von der US Navy als F-35C auf Flugzeugträgern eingesetzt wird. Die F-22 hingegen ist nicht Flugzeugträger-tauglich und wird nur von der US Air Force genutzt.
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