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Cities: Skylines im Test - Das bessere Sim City

Cities: Skylines im Test - Das bessere Sim City

Mit Sim City kam 2013 nach vielen Jahren endlich eine neue Version der legendären Städtebausimulation auf den Markt. Die Serie, die 1989 startete, erfreut sich bis heute großer Beliebtheit, weswegen die Erwartungen an das neue Sim City entsprechend hoch waren. Leider wurden sie nicht erfüllt. Bugs, Online-Zwang und zu kleine Städte waren nur ein paar der Kritikpunkte an dem Spiel, das für eingeschworene Fans eine herbe Enttäuschung war. Mit Cities: Skylines ist nun der inoffizielle Nachfolger erschienen, der den Sim-City-Geist wieder aufleben lässt. Die futurezone hat es getestet.

Gelände

Bevor man mit einer neuen Stadt beginnt, muss man sich zuerst ein Gelände aussuchen. Standardmäßig hat man die Wahl zwischen mehreren Gegenden, wie etwa Küste oder Waldgebiet. Die Auswahl der Karte hat auch Einfluss auf das Spiel, weil die Gebiete unterschiedliche Anbindungen an die Außenwelt (Straße, Schiene, Wasserweg oder Luft) sowie verschiedene Rohstoffvorkommen haben. Bei den Rohstoffen gibt es in Cities Öl, Eisenerz, Holz und fruchtbare Böden, um etwa Landwirtschaft zu betreiben.

Hat man sich für eine Karte entschieden, beginnt man auf einer abgegrenzten, leeren Fläche mit mindestens einer Autobahn-Anbindung. Bebaubar ist Anfangs nur ein Teil des gesamten Gebietes. Angrenzende Grundstücke kann man bei Bedarf ankaufen. So ist es möglich, riesige Städte mit Hundertausenden Einwohnern zu bauen, ohne, dass einem der Platz ausgeht.

Erste Schritte

Von der Autobahn ausgehend, kann man starten, seine Stadt aufzubauen. Der erste Schritt dabei ist es, Straßen zu bauen. Hier hat man die Wahl zwischen einspurigen und mehrspurigen Varianten, die wahlweise auch als Einbahn gebaut werden könnten.

Hat man einige Straßen gebaut, muss man sich um die Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung seiner Stadt kümmern. Üblicherweise wird man damit beginnen, auf Windkraft zu setzen und entsprechenden Windkrafträder bauen. Das Wasser kann entweder über Wassertürme, oder direkt aus seinem Wasservorkommen in der Nähe gepumpt werden. Das Abwasser endet ebenfalls wieder im Wasservorkommen. Hier sollte man übrigens aufpassen und das Abwasser immer stromabwärts in den Fluss leiten, so, dass das verschmutzte Wasser nicht wieder als Trinkwasser angepumpt wird.

Damit das Wasser auch an seinen Platz kommt, müssen unterirdisch Rohre verlegt werden. Jene werden immer paarweise gebaut und sind somit gleichzeitig Wasser- und Abwasserleitung.

Zonen, Zonen, Zonen

Ist die Stadt mit Strom und Wasser versorgt, kann man an den Straßen damit beginnen, verschiedene Zonen zuzuweisen. Wie bei Sim City unterscheiden sich die Zonen in Wohn-, Gewerbe- und Industriezone. Außerdem kann man noch Büro-Zonen vergeben. Wohn- und Gewerbezonen gibt es in zwei verschiedenen Varianten, einmal mit geringer und einmal mit hoher Baudichte.

Bei Wohn- und Gewerbezonen heißt es außerdem, einen Blick auf die Grundstückspreise zu werfen. Über Parks oder Spielplätze kann der Wert gesteigert werden. Verlassene oder niedergebrannte Bauwerke können den Wert drücken, wenn man sie nicht per Abriss-Tool entfernt.

Polizei und Feuerwehr

Hat man die Zonen festgelegt, entstehen auch schon die ersten Häuser. Anschließend sollte man für die Sicherheit seiner Bewohner sorgen und Polizei- sowie Feuerwachen bauen. Auch um Schulen sollte man sich rechtzeitig kümmern, damit die Arbeitsplätze in der Stadt mit genug ausgebildetem Personal versorgt sind. Damit die Einwohner gesund bleiben, heißt es, Krankenhäuser zu bauen. Auch um die Müllentsorgung muss man sich kümmern und Müllplätze kreieren.

Budget

Zwischendurch ist es auch notwendig, einen Blick auf das Budget zu werfen. Einnahmen kommen hauptsächlich über Steuern, die frei festgelegt werden können. Setzt man die Steuern zu niedrig an, wird einem früher oder später das Geld ausgehen. Sind sie zu hoch, beschweren sich die Einwohner und verlassen unter Umständen die Stadt.

In der Finanzübersicht hat man außerdem eine Statistik seiner Ausgaben. So kann man das Budget für Strom, Wasser, Gesundheit, etc. festlegen. Standardmäßig sind die Regler bei 100 Prozent, per Mausklick kann man das Budget erhöhen oder kürzen. Die Entscheidungen, die man hier trifft, haben auch direkte Auswirkungen auf die Stadt: Kürzt man etwa das Budget für die Abfallentsorgung, sind weniger Müllwägen auf den Straßen. Gleiches gilt für Polizei und Feuerwehr.

Das clevere System hilft einem in der Praxis schnell, bestimmte Schwachstellen der Stadtplanung durch Budgeterhöhungen zu kompensieren. Dadurch, dass man über die entsprechenden Gebäude auch einen direkten Blick darauf hat, wie viele Einsatzwägen derzeit unterwegs sind, kann man auch sofort erkennen, welche Auswirkungen die Budgetentscheidungen haben.

Verkehr

Wächst die Stadt, wird es immer wichtiger, den Verkehr am Laufen zu halten. Dazu hat man mehrere Möglichkeiten: So kann man etwa die Straßen upgraden, damit sie mit dem gesteigerten Verkehrsaufkommen besser klarkommen. Per Übersichtskarte kann man sich außerdem die Stellen anzeigen lassen, an denen es stark staut und sie durch verschiedene Maßnahmen entschärfen, indem man neue Straßen baut.

Das Verkehrssystem von Cities ist durchwegs logisch aufgebaut und die getroffenen Entscheidungen haben auch direkte Auswirkungen. In der mittlerweile schon großen Online-Community von Cities gibt es auch schon ausführlichste Anleitungen dazu, wie man sein Straßensystem so aufbaut, dass es möglichst große Mengen an Bewohnern bzw. Autos verarbeiten kann.

Neben Straßen hat man natürlich auch die Möglichkeit, den öffentlichen Verkehr zu optimieren. Dazu kann man entweder auf Bus, U-Bahn oder Zug setzen. Bei ersterem kann man die Routen durch die eigene Stadt selbst planen. Auch die Tunnel für das U-Bahn-Netz müssen selbstständig geplant und die verschiedenen Linien müssen selbst verlegt werden.

Insgesamt macht es großen Spaß, den Verkehr in seiner Stadt so zu optimieren, dass die Menschen schnell von A nach B kommen. Das System von Cities ist so gestaltet, dass es zwar fordernd ist, aber dennoch kein Frust aufkommt, da die Geschehnisse durchwegs nachvollziehbar sind.

Komplexität

Wie komplex das Spiel ist, lässt sich über die verschiedenen Statistiken erkennen. So kann man etwa über die Karte die unterschiedlichsten Masken legen, um sich über Bodenschätzen, Wind, Verschmutzung, oder ähnliches zu informieren. Verschmutzung gibt es übrigens nicht nur giftiger, sondern auch akustischer Natur: So muss man sich per selektiver Begrünung und Lärmschutzwänden auch darum kümmern, dass Straßen und Industrie den Bewohnern nicht zu laut sind.

Wie gut die Maßnahmen ankommen, kann man übrigens über den Glücklichkeitswert der Bewohner ablesen. An der Oberseite des Bildschirms werden außerdem fiktive Tweets eingeblendet, die ebenfalls Rückschlüsse darauf zulassen, welche Themen die Bewohner gerade bewegen und wie zufrieden sie mit der Stadt sind.

Hat die eigene Stadt übrigens eine bestimmte Einwohnerzahl erreicht, kann man sich mit einigen Sonderbauwerken belohnen. Begonnen bei der Freiheitsstatue, bis hin vom Expo-Center oder zum Fußballstadion, kann man seine Stadt um einige Bauwerke erweitern.

Fazit

Cities Skylines ist das, was Sim City hätte werden können oder sogar hätte werden sollen. Das Spiel ist komplex und vielschichtig, ohne an den sich selbst gesetzten Vorgaben zu ersticken. Seiner eigenen Stadt beim Wachsen zuzusehen macht Laune, sie noch größer und umfangreicher zu bauen. Der realistische Verkehr spornt an, die Straßen noch weiter zu optimieren, sodass Bewohner und Güter noch effizienter transportiert werden können. Im Unterschied zu Sim City funktionieren die Abläufe im Spiel so realistisch, dass es nicht frustrierend ist, sondern motiviert.

Auch anderes, was an Sim City kritisiert wurde, wurde bei Cities viel besser gelöst: Die Karten sind um einiges größer, es gibt keinen Online-Zwang und man hat auch nicht den Eindruck, dass permanent versucht wird, einem mit kostenpflichtigen DLCs das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Wird einem das Bauen mit Standard-Equipment doch einmal langweilig, kann man Cities über zahlreiche optionale Mods noch erweitern. Schon jetzt gibt es viele aufwändig gemachte Modifikationen, die praktisch aber auch kurios sind. Die Erweiterung Flight Cimulator ist etwa ein Flugsimulator, mit dem man über seine eigene Stadt fliegen kann.

Cities: Skylines ist für Windows, OS X und Linux erhältlich. Bei Steam kostet das Spiel 27,99 Euro.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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