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Snowden-Reporter Greenwald verlässt "Guardian"

Der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald, der federführend über die Enthüllungen des Informanten Edward Snowden berichtete, verlässt die britische Zeitung Guardian. Er habe ein „journalistisches Traumangebot“ bekommen, könne aber noch keine Details nennen, teilte Greenwald am späten Dienstag mit. Es gehe um ein gut finanziertes neues Unternehmen, erklärte er dem Online-Dienst Buzzfeed.

eBay-Gründer als Business Angel?

Zwei mit dem neuen Unternehmen vertraute Quellen gaben an, der Geldgeber wäre eBay-GründerPierre Omidyar(46), dessen Vermögen auf 8,5 Milliarden Dollar geschätzt wird.

Omidyar, der nach wie vor der Geschäftsführung von eBay vorsteht, ist nicht in das Tagesgeschäft involviert. Das erlaubt ihm, seinen zahlreichen anderen Aktivitäten nachzugehen – philanthropischen, ökonomischen und politischen Projekten seiner Investment-Firma "Omidyar Network", beispielsweise Honolulu Civil Beat, ein Nachrichtenportal für Public Affairs.

Kenner bescheinigen dem in Frankreich geborenen Iran-Amerikaner eine hohe Affinität zu Journalismus und demokratiepolitischem Engagement. Mit seinem "Democracy Fund" unterstützt Omidyar explizit Unternehmer, die dazu beitragen, die US-Regierung in ihrem Handeln zu überwachen und wo nötig zur Rechenschaft zu ziehen.

In öffentlichen Äußerungen zeigte sich Omidyar von Anfang an sehr besorgt über die von Edward Snowden und Glenn Greenwald aufgedeckten Spionage-Programme der NSA. Erst Dienstag twitterte er:

Snowden, der tausende geheime Unterlagen des US-Geheimdiensts der Öffentlichkeit zugänglich machen wollte, hatte sich Greenwald als journalistischen Partner ausgesucht, weil er dessen frühere Arbeit kannte. Er gab dem Reporter und der Filmemacherin Laura Poitras ein langes Interview in Hongkong, das Anfang Juni den Skandal um die großflächige Internet-Überwachung durch amerikanische und britische Geheimdienste ins Rollen brachte.

Alan Rusbridger, Chefredakteur des Guardian, brachte seine Enttäuschung über Greenwalds Abschied zum Ausdruck, bekannte aber gleichzeitig: "Seine neue Aufgabe klingt höchst spannend."

Nachdem der Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Andrew Parker, scharfe Kritik an der Vorgehensweise der Tageszeitung "The Guardian" im Zusammenhang mit der Snowden-Affäre übte und indirekt den Vorwurf der Unterstützung von Terroristen in den Raum stellte, gibt es nun eine weltweite Solidarisierungswelle für das britische Medium. Chefredakteure von der "New York Times" über den "Spiegel" bis zu "Le Monde" rechtfertigen in Statements das Vorgehen des "Guardian". Aus Österreich beteiligte sich ORF-Anchorman Armin Wolf an der Aktion.

"Ich kann mich in meinen 28 Jahren als Journalist an kein einziges Thema erinnern, dessen öffentliche Diskussion man in einer demokratischen Gesellschaft eher rechtfertigen hätte können, als die Enthüllungen Edward Snowdens, Glenn Greenwalds und des 'Guardian'", wird Wolf auf der "Guardian"-Website zitiert. Insgesamt finden sich dort an die 30 Stellungnahmen, sowohl von traditionellen Medien wie neuen digitalen Kanälen. "Leser wie Informanten sollten erwarten dürfen, dass Journalisten, die über den Fehltritt einer Regierung in Kenntnis gesetzt werden, dies auch öffentlich machen, und nicht die Regierung schützen", erklärt etwa der US-Journalist Ben Smith von "Buzzfeed".

Die Chefredakteurin der "New York Times", Jill Abramson, bezeichnet wiederum eine öffentlichen Debatte über Abhöraktivitäten von Geheimdiensten als "gesund für die Gesellschaft und notwendig". Und auch Wolfgang Büchner, Chefredakteur des "Spiegel", betont in seinem Statement, dass Medien weltweit ihre Aufgabe weiterhin ernst nehmen werden und "darüber berichten, wenn ein Sicherheitsapparat außer Kontrolle gerät und seinen Kompetenzbereich überschreitet".

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