Ein sanftes aufwachen am Morgen - Schlafphasenwecker erfreuen sich immer größerer Beliebtheit
Ein sanftes aufwachen am Morgen - Schlafphasenwecker erfreuen sich immer größerer Beliebtheit
© aXbo Schlafphasenwecker

Zur richtigen Zeit aufwachen: Schlafphasenwecker im Test

Zur richtigen Zeit aufwachen: Schlafphasenwecker im Test

Während unseres Schlafes durchlaufen wir in regelmäßigen Zyklen verschiedene Schlafphasen. Dabei unterscheidet man zwischen den tiefen REM- oder Traumphasen und den Leichtschlafphasen. Während den REM-Phasen sind unsere Muskeln komplett entspannt, wodurch Bewegungen nur sehr selten bis gar nicht auftreten. Laut Rudolf Pokorny, Leiter des Schlaflabors am Landesklinikum Hochegg, kann das Aufwachen in einer Leichtschlafphase das Wohlbefinden am Morgen positiv beeinflussen. „All diese Apps und Geräte versuchen das Aufwachen in einer REM-Phase zu vermeiden, was durchaus Sinn macht. Immer funktioniert das nicht, aber im Normalfall kann man anhand der Bewegungen durchaus die Leichtschlafphasen erkennen“, so Pokorny.

Smartphone-Apps, aber auch spezielle Schlafphasen-Wecker bringen diese Technologie aus dem Schlaflabor auf den Consumer-Markt. Pokorny meint, dass Konsumenten von derartigen Entwicklungen wie Schlafphasen-Apps und -Geräten durchaus profitieren können und mittlerweile auch andere Erkenntnisse und Technologien aus dem Schlaflabor in Consumer-Geräten und -Anwendungen Einklang gefunden haben. Dazu gehören unter anderem Geräte, die verhindern, dass man auf dem Rücken schläft, was aber derzeit noch eine sehr teure Technologie ist. Beispielhaft für die verschiedenen Schlafphasenwecker-Angebote, haben wir uns den in Österreich entwickelten Schlafphasenwecker aXbo sowie die Schlafphasen-App Sleep Cycle genauer angeschaut.

Sleep Cycle ist die bekannteste App unter den Schlafphasenweckern. Derzeit ist die App des schwedischen Herstellers „Northcube AB“ in den US-iTunes-Charts auf Platz 4 der kostenpflichtigen Apps und auf Platz 77 der österreichischen iTunes-Charts für kostenpflichtige Apps. Die App ist für unter 2 Euro für iOS und Android erhältlich.

Die Bedienung ist relativ einfach: Wecker einstellen, Handy umgedreht auf die Matratze legen und einschlafen. Die App zeichnet mithilfe des Beschleunigungssensors im Gerät die Bewegungen im Schlaf auf. Mithilfe dieser Daten soll die App den perfekten Weckmoment finden können. Am Morgen kann man sich dann nicht nur eine Statistik der vergangenen Nacht anschauen, sondern soll auch sanft geweckt werden, als würde man von selber aufwachen.

Vor der ersten Verwendung kann man nur empfehlen, das Einstellungsmenü genau zu erforschen. Zusätzliche Features wie Einschlafhilfe, Notizen zum Schlaf oder eine Bewertung, wie man sich beim Aufwachen fühlt, sind standardmäßig deaktiviert. Wer Sleep Cycle länger als 5 Nächte verwendet, darf sich auch über eine automatische Bewertung der Schlafqualität in Prozent freuen. Allerdings müssen für diese Beurteilung erst einige Daten über die persönlichen Schlafgewohnheiten gesammelt werden.

SleepSecure ist ein Service des gleichen Herstellers. Für eine geringe jährliche Gebühr ist es möglich, die „Schlafdaten“ über einen Cloud Service mit allen Geräten zu synchronisieren. Gleichzeitig bietet SleepSecure einige zusätzliche Analysen, Graphen und Statistiken an.

Beim aXbo handelt es sich um ein in Österreich entwickeltes Produkt. Obwohl der Firmensitz nach wie vor in Österreich ist, werden die Geräte mittlerweile in Ungarn hergestellt. Für den internationalen Vertrieb gibt es eine weitere Niederlassung in England. Erhältlich ist der aXbo online und über Distributoren ab 170 Euro.

„Der aXbo ist aus persönlichem Bedarf während meines Studiums in Graz entstanden. Ich habe gemerkt, dass ich mich beim Aufwachen trotz gleich langer Schlafzeit unterschiedlich gefühlt habe“, so aXbo-Gründer und CEO Boris Eis im Gespräch mit der futurezone. Marktreif war der aXbo schon 2006. An der grundlegenden Technologie hat sich seitdem nichts verändert, allerdings gab es mehrmals Software-Updates, die neue Features ergänzt haben.

Anders als die App verwendet der aXbo einen Neigungssensor, der in einem Frottee-Armband am Handgelenk getragen wird. Mithilfe dieses Sensors kann der aXbo Bewegungen feststellen und übermittelt die Daten dann entsprechend an den Wecker, der diese aufzeichnet. Die Strahlenbelastung beim aXbo ist auf ein Minimum reduziert. Lediglich wenn eine Bewegung festgestellt wird, sendet das Armband ein kurzes Signal an den Wecker. Eine dauerhafte Funkverbindung zwischen Armband und Wecker besteht laut Eis nicht.

Eine permanente Stromverbindung ist für die Verwendung des aXbo nicht notwendig. Er hat einen integrierten Akku, der mithilfe eines USB-Kabels aufgeladen werden kann. Ein Steckdosenadapter ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten. Das USB-Kabel wird auch verwendet, um die aufgezeichneten Bewegungsdaten an die „aXbo research“ Software zu übertragen.

Aus Gründen des Datenschutzes bietet aXbo keine Cloudlösung an, sondern lediglich eine Desktop-Software, die die Graphen anzeigt. Neben der Auswertung der Bewegungsdaten zeigt die Software auch Informationen wie Einschlafzeitpunkt, Weckzeitpunkt und Schlafdauer an. Die Graphen unterschiedlicher Nächte können in der „aXbo research“-Software verglichen werden.

Seit der Entwicklung des aXbo gab es mehrere Firmware-Updates, mit denen neue Funktionen ergänzt wurden. Man sei bemüht, auf Kundenwünsche bestmöglich einzugehen, meint Eis. Kürzlich ergänzt wurden die „i-Snooze“-Funktion sowie die Option unterschiedliche Weckzeiten für jeden Wochentag einzustellen. Bei der Snooze-Funktion wird der Benutzer innerhalb der nächsten halben Stunde beim nächsten optimalen Weckzeitpunkt erneut geweckt. Die jeweils aktuelle Software-Version kann über ein Update-Programm auf den aXbo geladen werden.

Über die Software ist es möglich Soundpakete auf den aXbo zu laden. Eigene Songs als Weckton zu verwenden ist nicht möglich. Hier besteht auf jeden Fall Verbesserungsbedarf, auch im Vergleich zu der Smartphone-App „Sleep Cycle“, die dieses Feature schon unterstützt.

Verwendung des aXbo

Die Verwendung des aXbo ist relativ unkompliziert. Der kleine Sensor wird in das Frottee-Armband eingelegt und durch langes Drücken eines Knopfs am Armband aktiviert. Das Armband, das wie eine Uhr in der Nacht getragen wird, ist angenehm zu tragen und in der Nacht nicht störend. In der Früh lässt sich der Wecker durch kurzes Drücken des Knopfs am Armband ausschalten.

Der aXbo kann für 2 Personen unabhängig voneinander verwendet werden. Die „Paar“-Version wird mit einem zweiten Armband und einem zweiten Sensor ausgeliefert. Für beide Personen können unterschiedliche Weckzeiten eingestellt werden. Laut Hersteller weckt der Weckton von Person eins die zweite Person nicht, wenn diese sich noch in einer Tiefschlafphase befindet. Dadurch ist es für Paare möglich unabhängig voneinander zu unterschiedlichen Zeiten geweckt zu werden. Ein derartiges Feature gibt es bei der Smartphone-App nicht.

Powernap

Der aXbo bietet eine Powernap-Funktion von einer halben Stunde an. Das Gerät zeichnet auch dabei die Bewegungen auf und weckt einen auf bevor man in eine Tiefschlafphase kommt. Vom selben Hersteller der App „Sleep Cycle“ gibt es auch eine „Power Nap“ App, die ähnliche Funktionen wie der aXbo anbietet.

Beide Tools versprechen den Benutzer in einem einstellbaren Zeitrahmen vor der Weck-Zeit sanft im perfekten Moment zu wecken. Der Standard-Weckzeitrahmen von 30 Minuten kann bei der App zwischen 10 Minuten und 90 Minuten eingestellt werden. Der aXbo bietet entweder 30 Minuten oder 15 Minuten an. Laut Eis reicht im Normalfall ein Weckrahmen von 15 Minuten, allerdings sei die Technologie nur mit 30 Minuten wissenschaftlich getestet worden. Auch Schlafforscher Pokorny hält 30 Minuten für ausreichend. Trotzdem müsse man bedenken, dass die REM-Phasen am Morgen bis zu einer Stunde dauern können, so Pokorny. Garantieren kann man daher gar nichts, aber im Falle, dass keine Leichtschlafphase erkannt wird, funktionieren beide Geräte zumindest wie herkömmliche Wecker.

Praktisch und einfach muss es sein. Dabei fällt natürlich sofort auf, dass man um die App zu verwenden ein Ladekabel beim Bett braucht, da der Akku sonst im Laufe der Nacht leer werden könnte. Je nach Gegebenheiten muss man bedenken, dass es notwendig ist jeden Abend ein Ladekabel zum Bett zu verlegen, was eventuell unpraktisch sein kann. Außerdem kann die mehr oder weniger permanente Verwendung des Smartphones in der Nacht dazu führen, dass die Gesamt-Lebensdauer des Geräts negativ beeinflusst werden könnte. Die Steuerung der App durch das Touch-Display des Smartphones ist hingegen einfach und übersichtlich.

Der aXbo Schlafphasenwecker ist im Vergleich zu der App deutlich alltagstauglicher. Einfach das Frottee-Band überstreifen und die Sache ist erledigt. Die Bedienung des Weckers ist durch eine einfache Menüführung praktisch. Das Scrollrad ist eine angenehme Alternative zu den oftmals vielen notwendigen Tastenklicks bei herkömmlichen Weckern. Trotzdem kann der aXbo mit dem Touch-Display des Smartphones in der Bedienung nicht mithalten.

Konkrete Zukunftspläne für die Kombination des aXbo mit einer Smartphone-App gibt es nicht. Laut Eis vermeide man Smartphones absichtlich, um einerseits der Strahlungsbelastung zu entkommen und andererseits auch technischen Problemen mit verschiedenen Plattformen auszuweichen. Das ist insofern schade, da eine Smartphone-App, die zum Einstellen der Weckzeit sowie zum übersichtlichen Auswerten der Daten verwendet werden kann, praktisch wäre. Eis sieht die immer beliebteren Smartphone-Apps allerdings nicht als Konkurrenzprodukte. „Im Gegensatz sogar, sie bringen uns Trittbrettfahrer, die die Technologie durch die Smartphone-Apps kennenlernen und sich dann für den aXbo entscheiden“.

Eine Smartphone-App und ein Wecker. Preislich sind die Unterschiede so groß, dass man die beiden Angebote kaum vergleichen kann, auch wenn sie funktionell in etwa das Gleiche können. Dass der aXbo deutlich teurer als die Smartphone-App ist, liegt in erster Linie auch daran, dass man mit dem Produkt eine futuristisch designte, externe Hardware bekommt, die zudem deutlich mehr kann als herkömmliche Wecker und noch dazu einfach zu bedienen ist. Wer am Konzept von „Schlafphasen“-Wecker interessiert, aber nicht bereit ist, viel Geld auszugeben, der ist mit der App zum Einstieg sicherlich besser beraten.

Das vorsichtige Fazit des Schlafexperten fällt ebenfalls gespalten aus. Medizinische Geräte sind laut Pokorny weder der aXbo noch die Smartphone-App. „Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass ein Sensor, der am Körper angebracht ist, besser funktioniert. Bei Geräten, die nur auf der Matratze liegen, bin ich etwas skeptisch. Ich glaube nicht, dass die Sensoren gut genug sind um die Bewegungen wirklich zu erkennen“, sieht Pokorny reine Smartphone-Apps leicht im Nachteil.

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