In Nickelsdorf ist das derzeit wahrscheinlich größte Photovoltaik-Solarkraftwerk Österreichs

In Nickelsdorf steht das derzeit wahrscheinlich größte Photovoltaik-Solarkraftwerk Österreichs

© Burgenland Energie

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Wo stehen Österreichs größte Solarkraftwerke?

Der Ausbau der Stromerzeugung aus Sonnenenergie ist in den vergangenen Jahren in Österreich gut vorangeschritten. Um die Ziele zu erreichen, die das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) vorgibt, sollten aber auch in den kommenden Jahren viele neue Photovoltaik-Projekte entstehen. Gebäudedächer und Fassaden zu nutzen, wird alleine nicht reichen - auch auf Freiflächen müssen große PV-Anlagen entstehen. Doch wo in Österreich stehen derzeit die größten Solarkraftwerke?

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Oft gehörter Superlativ

Die Überschrift "Größte Photovoltaikanlage Österreichs eröffnet", hat man in den vergangenen Jahren oft gelesen. Die Angabe ist oft nicht ganz präzise, etwa weil eine geplante Größe in der Praxis doch nicht umgesetzt werden kann - z.B. wegen Umweltverträglichkeitsprüfungen. Manche Anlagen wachsen nachträglich aber auch. An der Spitze der heimischen Rangliste gab es jedenfalls fast jährlich eine Ablöse.

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Wien und Schwechat

2021 wurde eine PV-Anlage mit einer installierten Spitzenleistung von 11,45 Megawatt in Wien in Betrieb genommen, die damals als größte des Landes galt. Das Projekt Schafflerhofstraße von Wien Energie sollte genug Strom für 5.000 Haushalte liefern. Mittlerweile leistet die Anlage, die auch als Testfeld für vertikal installierte Agrar-Photovoltaik diente, 17 Megawatt.

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Die Photovoltaik-Anlage des Flughafens Wien erstreckt sich über ein großes Feld neben einer Landebahn

Die Photovoltaik-Anlage des Flughafens Wien erstreckt sich über ein großes Feld neben einer Landebahn

Ein Jahr später stellte eine neue PV-Anlage des Flughafens Wien-Schwechat eine neue Bestmarke auf. 55.000 Module auf einer Fläche von 24 Hektar erbringen dort eine Leistung von 24 Megawatt. Das Projekt war maßgeblicher Teil des Plans, den Betrieb des Flughafens - nicht aber den darauf stattfindenden Flugverkehr - CO2-neutral zu gestalten.

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Über 100 Megawatt im Burgenland

Mit einer geplanten Leistung von über 100 Megawatt soll der Sonnenpark Nickelsdorf alles bisher in Österreich dagewesene in den Schatten stellen. Die Anlage wird von Burgenland Energie und den Windenergieunternehmen Püspök und ImWind entwickelt und in mehreren Abschnitten errichtet. Im Frühling 2023 ging der erste Abschnitt mit einer Leistung von 40 Megawatt in Betrieb. Im Endausbau könnten es über 120 Megawatt sein. Der endgültige Wert ist noch unklar, unter anderem weil auf dem Gebiet eine Feldhamsterart heimisch ist und es deswegen Umweltschutzauflagen gibt.

Laut Burgenland Energie befindet sich ein weiterer Abschnitt des Sonnenparks bereits im Testbetrieb. Wie viel Leistung die PV-Anlage derzeit also aufweist, ist unklar. Möglicherweise gibt es dadurch aktuell einen Mitbewerber um den Spitzenplatz im Land.

Mögliche zwischenzeitliche Führung

Dieser Mitbewerber steht in Pernhofen im Bezirk Mistelbach (NÖ). Auf einer Fläche von 40 Hektar erreichen 84.000 Module eine Spitzenleistung von 56 Megawatt. Pro Jahr könnte genug Strom für 16.000 Haushalte produziert werden.

Die PV-Anlage von Jungbunzlauer in Pernhofen aus der Luft

Die PV-Anlage von Jungbunzlauer in Pernhofen aus der Luft

Der Strom fließt aber nicht ins öffentliche Stromnetz, sondern ausschließlich in die Produktion des Unternehmens Jungbunzlauer. Der weltweit zweitgrößte Hersteller von Zitronensäure nutzt an seinem Standort auch Dachflächen und Carports zur Solarstromernte. Laut eigenen Angaben wird damit ein "niedriger zweistelliger Prozentsatz" des firmeninternen Strombedarfs abgedeckt.

Starke oberösterreichische Dächer

Bei der größten Dach-PV-Anlage des Landes gibt es einen knappen Zweikampf zwischen den Unternehmen Steyr Automotive und AMAG. Steyr hat an seinem Hauptsitz in Oberösterreich eine Anlage mit 17.000 Modulen und einer Leistung von 7,5 Megawatt installiert. Der Aluminiumhersteller AMAG hat auf seine Gebäude in Ranshofen (ebenfalls Oberösterreich) knapp 16.700 Module mit 6,9 Megawatt Leistung montiert.

Die größte schwimmende PV-Anlage Österreichs findet sich unterdessen in Grafenwörth in Niederösterreich. Energieversorger EVN hat dort in ehemaligen Baggerseen auf 14 Hektar Wasserfläche über 45.000 Module installiert. Sie kommen auf 24,5 Megawatt Leistung und können 7.500 Haushalte mit Strom versorgen.

Europäischer Spitzenreiter in Deutschland

Im internationalen Vergleich sind die Bestmarken aus Österreich eher bescheiden. In Deutschland wurde etwa gerade erst Europas größte Solarfarm eröffnet. Bei Witznitz nahe Leipzig wurden auf einer 500 Hektar großen Fläche rund eine Million PV-Module installiert, die auf eine Leistung von 605 Megawatt kommen. Die Anlage auf einer ehemaligen Kohlemine produziert genug Strom für 200.000 Haushalte.

Potenziale für weiteren Ausbau in Österreich

Solche gigantischen Anlagen sind in Österreich kaum denkbar, aber die Masse macht es aus. Laut dem Photovoltaik-Bundesverband PV Austria sind Anlagen in jeder Größe notwendig, um die EAG-Ausbauziele zu erreichen. Laut Untersuchungen, etwa dem Österreichischen Netzinfrastrukturplan (ÖNIP), gibt es vor allem im Osten des Landes, im nördlichen Salzburg, im oberösterreichischen Innviertel und in der südlichen Steiermark noch viel Potenzial für neue Anlagen.

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Um den Ausbau voranzutreiben, sei es wichtig, dass verschiedene Verwaltungsebenen besser zusammenarbeiten und gemeinsam eine Energieraumplanung vornehmen. Länder sollten etwa gemeinsam mit Gemeinden Zonierungen für PV-Projekte vornehmen. Derzeit sei es manchmal so, dass Bundesländer mögliche Orte für Anlagen festlegen, Projekte auf Gemeindeebene aber abgeblockt werden. Heute startet übrigens der erste EAG-Fördercall für große PV-Anlagen (über 35 kW peak) im Jahr 2024.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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