Kritik wegen vermeintlich bestandenem Turing Test
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Die Universität von Reading hat am Sonntag im Rahmen einer Presseaussendung bekannt gegeben, einen Durchbruch in der Computergeschichte verzeichnen zu können. Das Computerprogramm Eugene Goostmann habe demnach erstmals den legendären Turing Test bestanden. Die Nachricht wurde von zahlreichen Medien (auch die futurezone hat berichtet) verbreitet. Beim Test, muss ein Computer einem Menschen per Text-Chat Fragen beantworten und ihn so überzeugen, dass es sich um keine Maschine handelt.
Nun hagelt es jedoch Kritik an der Universität und an den Umständen des Tests. Wie unter anderem Techdirt berichtet, handelt es sich bei Eugene Goostmann um einen Chatbot. Es sei demnach auch nicht das erste Mal, dass eine derartige Software den Turing Test bestanden habe. Bereits 2011 habe die Software Cleverbot mit 59 Prozent (Eugene verzeichnete 33 Prozent) den legendären Test sogar mit einem besseren Ergebnis abgeschlossen.
Durchführung
Auch das Design des Tests wird hinterfragt. Dadurch, dass Eugene einen 13-jährigen Jungen aus der Ukraine imitiert, wollte man offenbar seltsam anmutende Antworten erklären. Das widerspricht zwar grundsätzlich nicht den Regeln des Turing Tests, stellt aber dennoch eine Art Schlupfloch dar.
Kritisiert wird auch die Zusammensetzung der Juroren, die unter anderem aus verschiedenen Prominenten des öffentlichen Lebens bestanden. Unklar ist auch, wie genau der Test abgelaufen ist. Laut dem Telegraph weigerte sich die Universität, die Dialoge herauszugeben. Stattdessen schickten die Verantwortlichen frühere Gespräche mit Eugene, die zusätzlich Zweifel aufkommen lassen, wie gut der Chatbot wirklich ist.
PR-Stunt?
Weitere Kritik gibt es an Kevin Warwick, der den Test organisierte. Jener ist bereits in der Vergangenheit immer wieder mit öffentlichkeitswirksamen Meldungen in den Schlagzeilen gewesen. So hat er aufgrund eines implantierten Chips behauptet, er sei der erste menschliche Cyborg. 2010 berichtete er, er habe erstmals einen Menschen mit einem Computervirus infiziert.
Von Seiten der Universität oder Warwick selbst gibt es derzeit noch keine offizielle Stellungnahme zu der Kritik an der Durchführung des Tests.
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