Google Kids Space im Test: Was der Android-Kinderbereich kann
Google hat sich in den vergangenen Jahren bekanntlich kaum um Android-Tablets gekümmert. Im hochpreisigen Segment hat man das Feld mehr oder weniger kampflos den Apple iPads überlassen. Im niedrigen Preisbereich konnte hauptsächlich Amazon mit seinen kindergerechten Fire-Tablets abräumen.
Um der Amazon-Konkurrenz etwas entgegensetzen zu können, hat Google im Sommer den "Kids Space" gelauncht. Wie die Bezeichnung nahelegt, ist Kids Space für die jüngsten Tablet-Nutzer*innen gedacht.
Damit will Google einen abgegrenzten Bereich auf Android-Tablets schaffen, der mit entsprechenden Inhalten und einer geeigneten Benutzeroberfläche für Kinder geeignet ist. Dementsprechend sollen Kinder ein Android-Gerät nutzen können, ohne dass Eltern kontrollierend dabei sein müssen.
Pro & Contra
Pro
- Kindersicher
- Kinder können sich ohne Aufsicht frei bewegen
- Es gibt einiges zu entdecken
Contra
- Wenig spannend
- Nur für Kleinkinder
- Ältere Kinder langweilen sich schnell
- Es können im Grunde nur externe Apps aufgerufen werden
Voraussetzungen, um Kids Space nutzen zu können
Um Kids Space nutzen zu können, benötigt man zunächst ein passendes Tablet. Leider ist die Anwendung derzeit nur auf sehr wenigen Geräten verfügbar. Wir haben uns Kids Space auf einem Nokia T20 genauer angesehen.
Damit der Kinderbereich eingerichtet werden kann, ist auch ein entsprechender Google-Account eines Kindes notwendig, der über Google Family Link beaufsichtigt wird.
Am besten lässt sich Kids Space verwalten, indem man das Tablet für sich selbst einrichtet und anschließend ein neuer Nutzer*innen-Account hinzugefügt wird. Dieser zweite Account sollte dann auf das Kind lauten.
Kids Space statt Homescreen
Hat man Kids Space fertig eingerichtet, ersetzt die Anwendung den klassischen Homescreen durch eine kindergerechte Oberfläche. Angezeigt werden empfohlene Apps, Videos und Spiele für Kinder. Ebenso sind dort die zuletzt genutzten Inhalte und Anwendungen zu finden.
Im unteren Bereich ist eine Menüleiste zu finden, die sich in "Spiele", "Lesen", "Videos" und "Selbermachen" aufteilt. In den einzelnen Bereichen werden wiederum Apps angezeigt, die man entweder bereits nutzt oder welche, die von Google empfohlen werden.
Weder eine kindergerechte Google-Suche noch ein gefilterter Browser sind im Kids Space verfügbar. Auch wenn man beispielsweise den Chrome-Browser für das Kind freigibt, ist er nicht über den Kids Space aufrufbar.
User-Interface für alle Altersgruppen
Das User-Interface ist zwar kindergerecht gestaltet, wirft allerdings die Frage auf, welche Altersgruppe damit angesprochen werden soll. Das Design und viele Inhalte wirken so, als wären sie für Kids im Kindergartenalter gedacht.
Kinder im Volksschulalter und älter werden sich damit vermutlich recht schnell langweilen. In diesem Alter kann man den jungen User*innen bereits mehr zutrauen. Insofern könnte man ihnen wohl auch ein ansprechenderes User-Interface zur Verfügung stellen.
Videobereich mit Mängeln, keine In-App-Käufe
Im Videobereich ist es notwendig, auf externe Apps zurückzugreifen, die von Erwachsenen installiert werden müssen. Möglich sind beispielsweise YouTube Kids, Amazon Prime Video oder Disney+. Netflix konnte im Kids Space nicht installiert werden.
Klickt das Kind nun auf Prime Video oder Disney+, wird allerdings die komplette Streaming-App geöffnet, sodass der Zugriff auf sämtliche Inhalte und Benutzer*innenprofile möglich ist. Wünschenswert wäre hier natürlich, dass die Kinder direkt in ihren Profilen der Streaming-Apps landen.
Ähnliches gilt für den Gaming-Bereich. Erlaubt man dem Kind die Nutzung eines bestimmten Spiels, scheint es im Kids Space auf und kann von dort aus geöffnet werden. In-App-Käufe sollen schon allein dadurch verhindert werden, weil dem Kinder-Account keine Kreditkarte zugewiesen ist.
Als ich einen In-App-Kauf ausprobieren wollte, kam zudem eine Fehlermeldung. Gut möglich also, dass derartige Käufe im Kids Space generell unterbunden sind.
Fazit
Das User-Interface ist kindergerecht gestaltet und bietet einen schnellen Überblick über empfohlene Inhalte - je nach Alter und Interessen des Kindes. Insofern ist der Kids Space eine willkommene Erweiterung für Android-Tablets.
Dass Google einen eigenen Kinderbereich für Tablets anbietet, ist grundsätzlich zu begrüßen. In der Realität sieht der Kids Space allerdings wenig bemüht und nicht wirklich durchdacht aus. Das volle Potenzial einer solchen Anwendung wird nicht ausgeschöpft.
Wer seinen Kids ein kindergerechtes Tablet zur Verfügung stellen will, kann auf den Kids Space (derzeit noch) getrost verzichten. Denn auch über die "Family Link"-App von Google lässt sich ein Android-Gerät kindersicher organisieren.