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Android am Tablet im Test: Google sind Tablets offenbar egal

Mit dem Betriebssystem Android "Honeycomb" zielte Google im Jahr 2011 direkt auf Tablets ab. Man wollte Apple mit seinen iPads etwas entgegensetzen. 2012 kam das Nexus 7 auf den Markt und Google forderte die Android-Entwickler auf, bessere und schönere Apps für Tablets zu entwickeln. Offenbar mit zwischenzeitlichem Erfolg. Denn im dritten Quartal 2012 wurden mehr Android-Tablets verkauft als iPads.

All das ist lange her und seither hat sich einiges verändert. Während Apple mittlerweile zahlreiche Tablet-spezifische Apps anbietet und das Betriebssystem von iOS in iPadOS umbenannt hat, ist es um Android-Tablets ruhig geworden. Das zeigt sich auch in den Marktanteilen: Laut Statcounter hatten Apples iPads einen Marktanteil von etwas mehr als 73 Prozent. Den Rest teilen sich alle anderen Hersteller mit ihren Android-Tablets.

Ernüchternd

Mit dem Samsung Galaxy Tab S6 Lite habe ich nach einiger Zeit wieder einmal ein Android-Tablet unter die Lupe genommen - mit Ernüchterung. Samsung ist dabei nichts vorzuwerfen, wie der Test gezeigt hat. Die Hardware des Galaxy Tab S6 Lite ist weitgehend einwandfrei - daran gibt es kaum etwas auszusetzen, wäre da nicht das Betriebssystem.

Bis auf den größeren Screen bietet Android 10 am Tablet nämlich keinen Mehrwert im Vergleich zu einem Smartphone. Öffnet man populäre Apps wie Instagram, Facebook, TikTok, Spotify oder einige der Google-Anwendungen, wird man rasch feststellen, dass kaum eine App für Tablets optimiert ist.

Die meisten der Apps werden einfach bildschirmfüllend aufgeblasen. Das wirkt oft so, als wären dem App-Designer gleich mehrere Fehler unterlaufen - auf dem kleineren Smartphone-Display sehen die Apps deutlich besser aus.

Im Querformat noch schlimmer

Wer ein klassisches Book-Cover verwendet, wird das Tablet häufig im Querformat nutzen. Und hier spitzt sich die Lage noch zusätzlich zu: Instagram, Reddit und TikTok sowie zahlreiche andere Apps sind im Querformat gar nicht verfügbar.

Facebook nutzt im Querformat die zusätzliche Screen-Fläche neben dem News-Feed lediglich um Werbung und Geburtstage einzublenden. Spotify lässt diese Fläche einfach unbespielt und Twitter bläst seine App über die komplette Breite auf, ebenso wie Facebook Messenger.

Wie wenig sich Google bei seinem Android-Betriebssystem um die User Experience auf Tablets kümmert, verdeutlichen die hauseigenen Apps. Die meisten Google-Apps lassen nämlich auf Tablets mehr als nur einen Wunsch offen.

Beim News Feed in der Google-App wird beispielsweise einfach die Spaltenbreite reduziert - links und rechts daneben bleibt die komplette Fläche unbespielt. Die Neuigkeiten-Seite in der Google-App fällt Design-technisch völlig aus der Reihe und hat im Dark Mode grobe Darstellungsfehler.

Bei der Google-Drive-App wird der größere Bildschirm ebenso nicht genutzt - stattdessen wird einfach nur die Spaltenbreite reduziert. Selbiges gilt für Google Fotos und zum Teil auch für den Play Store. Beim Play Store kommt noch dazu, dass der unbespielte Platz am Display nicht touchfähig ist und somit nicht einmal zum Scrollen genutzt werden kann.

Wer von den Apps absieht und auf Betriebssystemebene nach speziellen Funktionen sucht, die dem Tablet einen Mehrwert verleihen, wird wenig fündig werden. Natürlich macht der Splitscreen, bei dem der Bildschirm geteilt wird und 2 Apps gleichzeitig angezeigt werden, auf dem größeren Display mehr Sinn. Drag-and-Drop oder ähnliche Funktionen gibt es nicht.

Gut umgesetzt

Gmail und YouTube sind 2 der ganz wenigen Apps, die den größeren Screen für eine bessere Usability nutzen. Auch die Netflix-App sieht auf einem Android-Tablet anders aus als auf einem Smartphone. Hier wird der zusätzliche Platz sinnvoll genutzt. Filme und Videos auf Netflix, Disney+ oder YouTube zu schauen, macht natürlich auf einem Tablet-Screen wesentlich mehr Spaß als auf einem Handy-Bildschirm. 

Wie die Inhalte im Chrome-Browser dargestellt werden, kommt ganz darauf an, ob man das Tablet im Quer- oder Hochformat verwendet. Im Querformat werden die allermeisten Webseiten wie am Desktop dargestellt. Bei responsiven Websites reduziert sich im Hochformat natürlich die Darstellung auf das schmälere Display - nicht-responsive Webseiten werden im Hochformat meist in der Mobile-Ansicht angezeigt. Ansonsten funktioniert der Chrome-Browser weitgehend genauso wie man es vom Smartphone oder vom Desktop gewohnt ist.  

Lenovo Chromebook Duet

Chrome OS statt Tablets mit Android

Es scheint, als würde sich Google deutlich mehr auf die Entwicklung von Chromebooks, genauer gesagt auf das Betriebssystem Chrome OS, konzentrieren, als auf Android für Tablets. So laufen mittlerweile Android-Apps auch unter Chrome OS und können somit in einem Laptop-Formfaktor samt Tastatur, Touchscreen und Maus bedient werden.

Und genau hier kommen die Chrome-OS-Tablets ins Spiel. Lenovo, Acer und Asus bieten beispielsweise Tablets, die mit Chrome OS laufen. Meist haben die Tablets eine passende Tastatur dabei und sind in der Regel sogar günstiger als klassische Android-Tablets.

Unterm Strich

Weder auf Betriebssystemebene, noch bei den hauseigenen Google-Apps oder den meisten anderen Anwendungen gibt es einen Unterschied zwischen Smartphone und Tablet - bis auf den größeren Screen. Kaum eine App bietet unter Android auf dem Tablet einen Mehrwert. Im Großen und Ganzen sind Android-Tablets also riesige Smartphones mit schlechteren Kameras.

Wen man sich als Android-Phone-User ein Android-Tablet anschaffen will, sollte man sich seine Anwendungsfälle gut durchdenken - ein Blick auf Tablets mit Chrome OS kann sich lohnen.

Wer keinen speziellen Use-Case hat - etwa Gaming, Filme schauen, Laptop-Ersatz mittels Bluetooth-Tastatur, Stiftnutzung oder ähnliches - braucht sich kein Android-Tablet anschaffen. Wenn man am Android-Tablet die selben Apps - haupsächlich Social Media oder Messenger - nutzt wie am Smartphone, dann kann man gleich am Android-Handy bleiben. 

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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