Samsung Galaxy Tab S6 Lite im Test: Gerät hui, Android pfui
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Mit dem Galaxy Tab S6 Lite hat Samsung ein neues Tablet auf den Markt gebracht. Es soll von der Funktionalität her an das iPad Pro herankommen, aber nur die Hälfte kosten. Wir haben das Galaxy Tab S6 Lite samt S Pen unter die Lupe genommen und uns näher angesehen, wie Android auf Tablets funktioniert.
Eines vorweg: Ich bin kein Tablet-User, habe weder ein Android-Tablet noch ein iPad in Gebrauch. In den vergangenen Jahren habe ich immer wieder den Versuch gestartet, ein Tablet in mein alltägliches Nutzungsverhalten zu integrieren. Am Ende bin ich stets beim Smartphone geblieben, ein Tablet konnte mich nie überzeugen. Nun ein neuer Versuch mit dem Samsung Galaxy Tab S6 Lite und Android 10.
Display und Verarbeitung
Das Aluminium-Gehäuse des Samsung-Tablets fühlt sich hochwertig an und muss sich nicht hinter der Konkurrenz von Apple verstecken. Es wirkt robust, ist bestens verarbeitet und lässt bei der Handhabung keine Wünsche offen. Wird der S Pen gerade nicht verwendet, kann er mittels Magnet am Rahmen des Geräts befestigt werden.
Die Kamera auf der Rückseite hebt sich nur minimal vom restlichen Gehäuse ab, sodass das Gerät nicht wackelt, wenn es flach auf einem Tisch liegt. Das ist vor allem dann praktisch, wenn man beispielsweise mit dem S Pen auf dem Screen zeichnen will.
Schade ist, dass Samsung auf ein OLED-Display verzichtet hat und stattdessen auf einen TFT-Screen setzt. Dieser hat eine Diagonale von 10,4 Zoll und löst im 5:3-Format mit 1.200 x 2.000 Pixel auf.
Im Vergleich mit einem Samsung-Smartphone der aktuellen Galaxy-S-Reihe hinkt die Qualität des Bildschirms etwas hinterher. Zwar gibt es an der Helligkeit oder der Darstellung nichts auszusetzen, dennoch kommt das Display des Tab S6 Lite nicht an einen OLED-Screen heran.
Kamera
Auf der Rückseite des Tablets befindet sich eine Kameralinse, die mit 8 MP auflöst. Auf die Bildqualität der Kamera muss man an dieser Stelle nicht näher eingehen. Ein Tablet eignet sich einfach nicht als Kameraersatz, zum Einscannen eines QR-Codes reicht die Kamera aber allemal.
Ähnliches gilt für die Selfie-Kamera. Diese löst mit 5 MP auf und befindet sich mittig am oberen Rahmen. Für Video-Chats und Zoom-Meetings ist die Qualität der Frontkamera ausreichend.
Kein Fingerabdrucksensor
Fingerprintsensor gibt es keinen. Als biometrische Alternative kann Gesichtserkennung genutzt werden, um das Gerät zu entsperren. Ansonsten muss das Muster beziehungsweise der festgelegte PIN-Code eingegeben werden.
Die Gesichtserkennung funktioniert mittels Selfie und ist in Sekundenschnelle eingerichtet. Sie erkennt das Gesicht des Nutzers zuverlässig und entsperrt das Gerät umgehend. Zum Bezahlen oder als Passwortersatz kann die Gesichtserkennung allerdings nicht verwendet werden.
Einrichten und Inhalte kopieren
Wer ein Samsung-Smartphone verwendet, kann bei der erstmaligen Inbetriebnahme mittels "Smart Switch"-App seine Inhalte samt Einstellungen vom Handy auf das Tablet kopieren. Ebenso ist es möglich, seine Android-Apps über die Google-Backup-Funktion auf das Tablet zu laden.
Hat man seine Smartphone-Inhalte auf das Galaxy Tab S6 Lite gespiegelt und freut sich nun auf das Nutzungserlebnis eines Tablets, wird man durch Android eines besseren belehrt.
Das Problem der Android-Tablets ist Android
Während Samsung ein nahezu einwandfreies Gerät herstellt, leidet die User-Experience unter dem Betriebssystem. Hier kann Samsung nichts dafür und der Ball liegt eigentlich bei Google. Bis auf den größeren Screen bietet das Android-Tablet nämlich keinen Mehrwert im Vergleich zu einem Smartphone.
Wie sich das Android-Tablet unter Android 10 verwenden lässt, habe ich in einem eigenen Artikel zusammengefasst, der hier zu finden ist:
S Pen auf dem Tablet
Die Samsung-Benutzeroberfläche One UI funktioniert auf einem Tablet genauso wie auf einem Smartphone. Hier ist kaum ein Unterschied auszumachen. Hinzugefügt hat Samsung beispielsweise das Schnellmenü für die S-Pen-Nutzung.
Tippt man mit dem Stift auf den Screen, erscheint am rechten Rand ein kleines Floating-Menü, mit dem die Samsung-eigenen Anwendungen aufgerufen werden können, die für die S-Pen-Bedienung optimiert wurden: Notizen-App, Smart-Select für das Zuschneiden von Screenshots oder Penup, ein Zeichenprogramm für Kreative. Wer will, kann noch weitere App-Icons zum S-Pen-Schnellmenü hinzufügen oder auch welche entfernen.
Es ist auffallend oft vorgekommen, dass die Eingaben per Stift nicht erkannt wurden. Hält man den Stift nicht entsprechend gerade, sondern etwas schlampig und schief, funktioniert die Stifteingabe nicht entsprechend. Für mich war es daher keine wirkliche Alternative zum Finger im Alltagsgebrauch.
Für das Unterschreiben von Dokumenten, für Markierungen auf Fotos und Screenshots sowie für Kommentare in einem pdf-Dokument, eignet sich der S Pen aber perfekt. Ebenso taugt er zum Zeichnen und Einfärben.
Im Gegensatz zum aktuellen Note-Smartphone hat Samsung die Funktionalität des S Pen beim Tab S6 Lite reduziert. Der Stift ist nicht per Bluetooth mit dem Gerät verbunden. Daher muss er auch nicht aufgeladen werden, kann aber auch nicht als Fernbedienung, beispielsweise bei Präsentationen oder für die Kamera, verwendet werden. Auch die S-Pen-Gestensteuerung funktioniert nicht.
Dass der S Pen per Magnet am Tablet abgelegt werden kann, ist für zwischendurch praktisch. Wer den Stift aber nicht permanent verwendet, sollte sich eine Alternative für die Aufbewahrung überlegen. Gut aufgehoben ist er etwa im passenden Samsung Book Cover. Dort wird er im Bug platziert und fällt nicht weiter auf.
Tab S6 Lite als Laptop-Ersatz
Samsung hat dem Tablet zwar das originale Book-Cover (69 Euro) beigelegt, eine passende Tastatur für das Tab S6 Lite ist in Österreich derzeit aber leider nicht erhältlich. Andernorts hat Samsung das passende Keyboard zu einem Preis von 99 Dollar bereits im Programm.
Wie sich die Tastatur schlägt und sich das Tablet als Laptop-Ersatz nutzen lässt, kann an dieser Stelle daher nicht beantwortet werden.
Performance
Im Großen und Ganzen läuft das Tab S6 Lite rund und flüssig. Bei Anwendungen im täglichen Gebrauch gibt es an der Performance überhaupt nichts auszusetzen. Auch bei den allermeisten Spielen ist der Mittelklasseprozessor ausreichend.
Auch ressourcenintensive Games, etwa PUBG oder Call of Duty, machen dem Samsung-Tablet keine Probleme. Allerdings merkt man hier, dass das Gerät in die Nähe seiner Belastungsgrenze kommt. Die 64 GB Speicherplatz sind relativ knapp bemessen, vor allem wenn man einige Spiele und größere Apps nutzt.
Technische Daten und Akku
Angetrieben wird das Tab S6 Lite von einem Exynos 9611-Prozessor. Dem stehen 4 GB RAM bei. Zur Erweiterung des 64-GB-Speichers ist ein Einschub für eine microSDXC-Karte vorhanden. Wer das Tablet auch unterwegs nutzen möchte, kann eine SIM-Karte einlegen. 5G-fähig ist das Tab S6 Lite nicht.
Bluetooth 5.0 sowie WLAN nach den Standards (802.11 a/b/g/n/ac) sind mit an Bord. Ein 3,5mm-Kopfhöreranschluss ist ebenso vorhanden wie der obligatorische USB-C-Anschluss für das Akkuladen und für eine kabelgebundene Datenübertragung.
Der Akku hat eine Kapazität von 7.040 mAh und kann mit bis zu 15 Watt geladen werden. Der Akku kann durchaus als ausdauernd bezeichnet werden. Verwendet habe ich das Tablet ausschließlich abends, für ein paar Stunden YouTube, lesen und spielen. Dabei musste ich das Tablet erst am 4. Tag wieder aufladen.
Ob das Tab S6 Lite mich zum Tablet-Nutzer machen konnte?
Mein Versuch mich an ein Android-Tablet zu gewöhnen, ist erneut fehlgeschlagen. Android-Apps, die auf dem Tablet besser laufen als am Smartphone, konnte ich kaum finden. Dadurch hat sich mein Tablet-Nutzungsverhalten im Vergleich zur Smartphone-Nutzung nicht wirklich unterschieden. Und Android, vor allem aber die Apps, laufen auf dem Smartphone einfach besser als am Tablet.
Bleiben noch die Spiele: Ja, spielen macht am Tablet durch den größeren Screen deutlich mehr Spaß. Allerdings spiele ich zu wenig um die Anschaffung eines Tablets rechtfertigen zu können. Abgesehen davon: Ein begeisterter Stiftnutzer war ich nie.
Fazit
Wer bereits ein Android-Tablet verwendet und dieses upgraden will, kann ohne Zweifel zum Samsung Galaxy Tab S6 Lite greifen. Auch für all jene, die ein Tablet gerne mit Stift bedienen, beziehungsweise den S Pen zum Zeichnen, Markieren oder Skizzieren nutzen wollen, eignet sich das Gerät bestens.
Wer ein Android-Smartphone nutzt und darüber nachdenkt, sich ein Android-Tablet anzuschaffen, sollte sich das gut überlegen. Beabsichtigt man eine Tablet-Nutzung, die sich von der alltäglichen Handy-Nutzung stark abhebt - etwa mehr spielen, längere Texte lesen oder Stiftnutzung - dann kann der größere Screen durchaus Sinn machen.
Wenn man am Ende aber am Tablet die selben Apps nutzt wie am Smartphone, kann man gleich am Handy bleiben. Hierfür bietet ein Android-Tablet keinen Mehrwert.
Als Alternative zu einem iPad Pro taugt das Samsung Galaxy Tab S6 Lite nur sehr bedingt. Die Performance, der Screen und der S Pen können mit der hochpreisigeren Apple-Konkurrenz nicht wirklich mithalten. Vor allem aber stinkt Android für Tablets im Vergleich zu iPadOS ab.
Preise und Varianten
Das Samsung Galaxy Tab S6 Lite ist in 2 verschiedenen Varianten erhältlich: Die LTE-fähige Variante kostet 439 Euro, das WLAN-Modell ohne LTE kommt auf 379 Euro. Als Farbvarianten stehen Oxford Gray und Angora Blue zur Auswahl.
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