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Österreichische App Pegelalarm warnt vor Hochwasser

2021 war ein Sommer, der nicht ohne Hochwasserkatastrophen und zahlreichen Überflutungen ausgekommen ist. „Man kann sich kaum vorstellen, wie es für Menschen ist, die nah an Gewässern leben und einmal ein Hochwasser miterlebt haben“, sagt Johannes Strassmayr, IT-Berater und Software-Entwickler, im Gespräch mit der futurezone. „Man lebt in ständiger Angst, dass man demnächst wieder von einer Flut betroffen ist, das Auto weggespült oder der Keller überschwemmt wird“, erklärt Strassmayr.

Der Software-Entwickler hat mit der App Pegelalarm (für iOS und Android) eine Möglichkeit geschaffen, mit der sich Betroffene über aktuelle Wasserstände informieren lassen und gegebenenfalls auch warnen lassen können, wenn bestimmte Grenzwerte erreicht sind. 30.000 Stationen umfasst die App mittlerweile. Sie funktioniert in ganz Europa inklusive Großbritannien, sowie in den USA.

Günter Öller und Johannes Strassmayr an der Donau

Woher die Daten stammen

„Die umfangreichsten Daten haben wir von Österreich und Deutschland“, sagt Strassmayr. Denn den Zugang zu den Messdaten und Pegelständen zu erhalten, war bei dem Projekt das Schwierigste. Es gibt nämlich nicht eine zentrale Stelle, wo alle Daten abgerufen werden können, sondern jedes Bundesland in jedem Staat kocht sein eigenes Süppchen.

„Die meisten Daten stammen von hydrografischen Diensten und Gemeinden, allerdings sammeln wir auch Daten direkt von Kraftwerkbetreibern oder Privaten, die die Pegelstände von angrenzenden Bächen überwachen“, erklärt der Entwickler. „Wir haben außerdem klein begonnen, und sind nach und nach gewachsen“, so Strassmayr.

Der IT-Experte war 2013 selbst von einem Hochwasser betroffen. In dem Jahr trat die Krems in Oberösterreich hervor und es entstand der Vorläufer „Krems Alarm“, basierend auf den offenen Daten der Gemeinde Kremsmünster. Für Projekte wie Pegelalarm wäre vieles einfacher, wenn alle Gewässer-Daten als „Open Data“ verfügbar wären. Manche angefragte Stellen zeigten sich zudem zurückhaltend. „Es gibt deshalb einige, wenige schwarze Flecken“, sagt Strassmayr.

Auf der Karte sieht man die Messstationen, die in Pegelalarm verwendet werden.

So funktioniert die App

Rund 50.000 Mal wurde die App bereits runtergeladen. An Tagen, an denen es stark regnet, verschickt man bei Pegelalarm manchmal zehntausende Warnungen und Alarme. „Dann explodieren auch die Zugriffszahlen“, so der Software-Entwickler. Die automatisierte Überwachung der Pegelstände sollten die Nutzer*innen am besten bereits vorher einstellen. „Man kann sich mit unserer App die Pegelstände an den Orten einstellen, die für einen selbst relevant sind“, so Strassmayr. Das sind in der Regel Grenzwasserstände an Orten, die in einer Entfernung liegen, so dass man im Zweifelsfall noch Zeit hat, um bei drohender Gefahr zu reagieren.

„Wenn man eine Stunde vorher weiß, dass eine Hochwasserwelle auf einen zukommt, kann man diese Zeit nutzen, um Menschen in Sicherheit zu bringen, in höhere Gegenden fahren, oder sein Haus entsprechend verbarrikadieren. Viele Menschen, die nahe von Flüssen leben, haben mittlerweile Schutzsysteme“, so der Techniker. Das Warnsystem von Pegelalarm funktioniert entweder direkt per App, oder per SMS. „Wir haben das System so eingestellt, dass es vibriert, eine visuelle Meldung kommt, LEDs leuchten und, wenn der Ton aufgedreht ist, erfolgt auch ein akustisches Warnsignal“, so Strassmayr.

„Wenn man eine Stunde vorher weiß, dass eine Hochwasserwelle auf einen zukommt, kann man diese Zeit nutzen, um Menschen in Sicherheit zu bringen, in höhere Gegenden fahren, oder sein Haus entsprechend verbarrikadieren."

Johannes Strassmayr | Pegelalarm-CEO

Praktische Checkliste für den Notfall

Mitliefern tun die Entwickler von Pegelalarm zudem eine „Checkliste“ für den Notfall. „Denn da befinden sich die meisten bereits in einer Stresssituation, in der eine Anleitung durchaus hilft.“ Die Basis-Version von Pegelalarm, bei der man eine Warngrenze pro Gewässer einstellen kann, ist kostenlos. „Mit der Pro-Version kann man mehrere Pegelgrenzstellen überwachen, sieht auch historische Daten und bekommt eine Prognose.“ Beim Einstellen seines Warnsystems kann man sich einerseits an den offiziellen Empfehlungen orientieren, oder aber an den Grenzen anderer Nutzer*innen der App.

Ein Problem löst die App allerdings nicht: Aufgrund des Klimawandels ist immer häufiger mit Starkregen zu rechnen, der auch Straßen und Wohnflächen überflutet, die nicht in der Nähe von Gewässern liegen. „Hierfür bräuchte es eigene Messstationen und Sensoren. Das ist aber eine Herausforderung, die man als Staat angehen muss“, sagt Strassmayr. Pegelalarm versteht sich vor allem als „zusätzliches Warnsystem“. In Österreich gibt es nämlich im Katastrophenfall in der Regel eine Sirenenwarnung.

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Barbara Wimmer

shroombab

Preisgekrönte Journalistin, Autorin und Vortragende. Seit November 2010 bei der Kurier-Futurezone. Schreibt und spricht über Netzpolitik, Datenschutz, Algorithmen, Künstliche Intelligenz, Social Media, Digitales und alles, was (vermeintlich) smart ist.

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