Facebook gewährte Apple, Samsung und Co Zugriff auf Nutzerdaten
Facebook hat Vereinbarungen mit rund 60 Hardwareherstellern getroffen, darunter Apple und Samsung, die weitrechende Zugriffsmöglichkeiten auf die Daten von Facebook-Konten von Gerätebesitzern und deren Freunden enthielten, berichtet die New York Times. Die Übereinkünfte wurden angeblich geschlossen, um den Hardwareherstellern die Einbindung des Facebook-Messaging-Dienstes, der Like-Buttons und anderer Facebook-Angebote ohne spezielle Apps zu ermöglichen. Allerdings erhielten die Gerätehersteller so auch Zugriff auf persönliche Daten ihrer Kunden und deren Freunde. Ein "New York Times"-Reporter hat herausgefunden, dass BlackBerry auf diese Weise Informationen über 556 seiner Freunde sammeln konnte, darunter etwa die religiösen und politischen Präferenzen.
Außerdem bestand für BlackBerry auch die Möglichkeit, Informationen über 294.258 Freunde von Freunden einzusehen. Damit hat Facebook möglicherweise gegen die Bedingungen einer Einigung mit der Federal Trade Commission aus dem Jahr 2011 verstoßen. Das Programm, das den Herstellern Datenzugriff einräumt, lässt Facebook seit April langsam auslaufen. Einige Partner haben aber wohl auch derzeit noch die Möglichkeit, Daten einzusehen.
Facebook dementiert
Facebook wehrt sich gegen die in der New York Times erhobenen Vorwürfe. Man habe die beanstandeten Schnittstellen für Amazon, Apple, Blackberry, HTC, Microsoft, Samsung und andere eingerichtet, damit die Hersteller zu einer Zeit, als es noch keine Apps oder App Stores gab, Facebook in ihre Betriebssysteme einbinden konnten. "Alle diese Partnerschaften wurden im Sinne eines Interesses geschlossen: Das Verlangen der Nutzer, Facebook auf allen Plattformen und Betriebssystemen nutzen zu können", sagt Ime Archibong von Facebook.
Facebook sagt, dass die Schnittstellen zu jeder Zeit genau überwacht worden seien und dass Partner Verträge unterschrieben hätten, die sie verpflichtet hätten, die Daten ausschließlich zu verwenden, um eine 'Facebook-mäßige Erfahrung' für die Kunden zu schaffen. Die Schnittstellen hätten nur mit Erlaubnis genutzt werden können. Die Informationen von Freunden, seien nur von Geräten abrufbar gewesen, wenn die Nutzer sich entschieden hätten, Informationen mit diesen Freunden zu teilen. "Wir sind uns keines Missbrauchs des Systems durch unsere Partner bewusst", schreibt Facebook.
Konsequenzen?
Der ehemalige Facebook-Mitarbeiter Sandy Parakilas sagt gegenüber der New York Times aber, dass das Programm sogar innerhalb von Facebook umstritten gewesen sei. "Das wurde intern als Problem für die Privatsphäre identifiziert. Es ist schockierend zu hören, dass das Programm auch sechs Jahre später noch zu laufen scheint. Das scheint auch Facebook-Aussagen vor dem Kongress zu widersprechen, die beschworen haben, dass alle Berechtigungen für Freunde entzogen worden seien", sagt Parakilas.
Der demokratische Abgeordnete und Datenschutzaktivist David Cicilline reagierte auf den New-York-Times-Artikel bei Twitter mit der Aussage, dass es so aussehe, als habe Mark Zuckerberg den Kongress belogen, als er sagte, die Facebook Nutzer hätten komplette Kontrolle darüber, wer ihre Daten einsehen könne. "Das muss untersucht werden und die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden", schreibt Cicilline.