Apps sind tot, nun kommen die Bots
Facebook, YouTube, Chrome und vielleicht noch WhatsApp: Während sich in den App Stores von Apple und Google jeweils weit über zwei Millionen Anwendungen befinden, nutze der durchschnittliche Smartphone-Nutzer nicht mehr als drei bis vier Apps, sagt Christopher Schläffer vom niederländischen Telekomanbieter VimpelCom bei der DLD-Konferenz, die von Sonntag bis Dienstag in München stattfand: "Die App-Ökonomie funktioniert nicht."
Die Zukunft sieht Schläffer in Bots, kleinen Programmen die in den Dialog mit Nutzern treten und mit künstlicher Intelligenz gespeist aus dem Zusammenhang von Interaktionen heraus ihre Dienste anbieten. "Wenn Sie sich mit einem Freund verabreden, reserviert Ihnen das Programm automatisch einen Tisch in dem Restaurant, in dem sie sich treffen wollen."
Kontextuelles Internet
Schläffer spricht in diesem Zusammenhang vom "kontextuellen Internet": "Im Netz geht es um die Kommunikation, aus dem Zusammenhang des Austausches entstehen wie von Magie Dienste für den Nutzer", sagt der Mobilfunkmanager, der der früher für die Deutsche Telekom tätig war und auch dabei war, als 2008 das erste Android-Smartphone präsentiert wurde.
Kundendienst und Marketing
Verglichen mit den hochgesteckten Zielen sind die Fähigkeiten der Chatbots, die heute zum Einsatz kommen, vergleichsweise bescheiden. Von Firmen werden sie etwa im Kundendienst und zu Marketingzwecken eingesetzt, erzählte Adelyn Zhou, die mit ihrer Agentur Topbots Unternehmen beim Einsatz von Bots berät. Bots helfen etwa der Fluglinie KLM beim Online-Check-in oder geben Bankkunden Auskunft, wie viel Geld sie am Konto haben.
Die andere Seite der Medaille
Die Möglichkeiten die intelligente Bots eröffnen würden, seien endlos, meinte Schläffer. Es könnten viele Dienste entstehen, die das Leben erleichtern. Dazu brauchen sie aber auch möglichst persönliche Daten von ihren Nutzern: "Die Privatsphäre und der Datenschutz sind die andere Seite der Medaille."
Man müsse Möglichkeiten finden, die Nutzern die Kontrolle über die Weitergabe ihrer Daten in die Hand geben, sagte Schläffer. Internetkonzerne müssten auch über Finanzierungsmodelle abseits der Werbung nachdenken. KI-Forscher Schmidhuber regte die Schaffung einer Plattform an, über die Nutzer ihre Daten verkaufen können: "Die Daten der Nutzer helfen dabei die Dienste zu verbessern, die Profite aus den Anwendungen sollten auch den Kunden zugutekommen." Es sei aber genauso möglich, dass das Konzept der Privatsphäre zum Scheitern verurteilt sei, meinte der Forscher: "Wir sollten sie nicht kampflos aufgeben."