Bei 5G heißt es vorreiten oder hinterherschwimmen
"Beim Datenvolumen haben wir in den vergangenen Jahren noch Vergleiche mit CD-Stapeln gebracht, die bis ins Weltall gereicht haben - heuer ist uns nichts mehr eingefallen", sagt FMK-Vizepräsident Lothar Roitner. Die Menge aller im Jahr 2018 in Österreich per Mobilfunk übertragenen Daten beträgt 1,614 Petabyte bzw. 1,614 Millionen Gigabyte. Gegenüber 2017 bedeutet dies einen Anstieg von 56 Prozent, wie das Forum Mobilkommunikation (FMK) auf seiner Jahrespressekonferenz am Dienstag bekannt gab.
Der Verband der heimischen Mobilfunker blickt auf ein Jahr zurück, in dem um 20 Prozent mehr SIM-Karten verkauft wurden (17,2 Millionen), der Gesamtumsatz um 11,4 Prozent auf 4,59 Milliarden Euro und der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 7,2 Prozent auf 1,63 Milliarden Euro gesteigert wurden.
"Die positiven Zahlen geben Anlass zur Freude", sagt FMK-Präsident Matthias Baldermann. "Sie sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Mobilfunkgeschäft auf der Stelle tritt." Das geschäftliche Wachstum sei nämlich in Relation zur übertragenen Datenmenge zu setzen. Da zeige sich, "dass wir einen Balanceakt gehen müssen zwischen günstigem Preisniveau und der Möglichkeit, in zukünftige Technologien zu investieren."
5G als Motor und Nährboden
Gemeint ist 5G. Um den neuen Mobilfunkstandard zu verbreiten, müssen die Mobilfunker massiv in ihre Netzinfrastruktur investieren. Jeder Euro, der den Mobilfunkern dafür zur Verfügung stünde, käme zehnfach in die Volkswirtschaft des Landes zurück, sagt Baldermann. Der FMK-Chef betont die Wichtigkeit, den ein rascher 5G-Aufbau für den Wirtschaftsstandort Österreich hat: "5G wird ein Quantensprung. Es wird Millionen vernetzter Sensoren und Endgeräte geben. Das eröffnet ein riesiges Spektrum an Anwendungen, die wir uns heute noch gar nicht vorstellen können."
5G gilt als Motor für künftige Industrien. Laut dem FMK werden die sich "genau dort ansiedeln, wo sie einen Nährboden vorfinden." In Europa stünden mehrere Länder in den Startlöchern für den kommerziellen Start von 5G-Netzen. Baldermann: "Es geht darum, wer als erster auf die Bahn geht." Österreich habe die Wahl, Vorreiter zu sein oder hinterherzuschwimmen.
Unter den Grenzwerten
Schnell soll es also gehen beim Netzumbau. Sorgen aus der Bevölkerung sind aus Sicht des Mobilfunkerverbandes unnötig. "Es wird anfangs nicht mehr Sender geben. Wir werden die Sendemasten, die es schon, aufrüsten." Erst in einem zweiten Schritt werde man an besonders frequentierten Orten zusätzliche, kleinere Sender installieren.
Die Strahlenbelastung durch 5G ist aus Sicht der FMK völlig ungefährlich. "Die Weltgesundheitsorganisation ( WHO) hat Grenzwerte festgesetzt, die einen Sicherheitsfaktor von 50 beinhalten. Wir haben Messungen an Plätzen mit besonders vielen Mobilfunknutzern vorgenommen und sind auf maximal ein Prozent des WHO-Grenzwertes gekommen." Auch wenn 5G zahlreiche Neuerungen bringe, "die Art, wie Funkwellen übertragen werden, ist nicht anders als bisher." In neuen Mobilfunkstandards habe sich außerdem das Prinzip der automatischen Leistungsanpassung bewährt. Baldermann: "Es wird nur soviel gesendet, wie das Gegenüber braucht, um zu verstehen. Deswegen brülle ich in diesem ruhigen Raum auch nicht."
Bewusstere Handynutzung
Eine Studie, die von FMK-Geschäftsführerin Margit Kropik vorgestellt wird, zeigt wie verbunden die heimische Bevölkerung mit dem Thema Mobilfunk ist. 84 Prozent der 500 Befragten können sich ein Leben ohne Handy nicht mehr vorstellen. 63 Prozent schalten ihr Handy daheim nie aus. 55 Prozent nehmen es mit auf Reisen - der Anteil ist aufgrund der EU-Roaming-Regeln gestiegen. Über 60 Prozent nutzen Mobilfunk als Ersatz für Festnetz-Internet.
Andererseits ist in Österreich auch die Verbreitung von Tastenhandys immer noch relativ hoch. In 32 Prozent aller Haushalte ist zumindest ein Mobiltelefon in Verwendung, das sich nicht als Smartphone bezeichnen lässt. In der Bevölkerung gibt es auch einen Anstieg beim bewussteren Umgang mit dem Handy. 60 Prozent können sich vorstellen, das Mobiltelefon bei Freizeitaktivitäten auszuschalten. Kropik: "Gerade die Jüngeren sind der Meinung: Ich kann es auch mal abdrehen. Sie haben gelernt, wie man mit Handys als Alltagswerkzeug umgeht."