ORF TVThek: "Die großen Gegner heißen Google und Facebook"
Wie sieht die Zukunft des Fernsehens aus? Diese Frage wurde, neben vielen anderen, auf dem diesjährigen futurezone Day diskutiert. Fakt ist, dass trotz Hype um Netflix und Co nach wie vor 83 Prozent der Bewegtbildnutzung im linearen Fernsehen stattfinden. Bei den großen TV-Sendern gibt man sich deswegen auch relativ ruhig.
ORF beschwert sich über Gesetz
Prantner fordert einen Schulterschluss der österreichischen Medien, auch der bisher als Gegner des ORF geltenden Privatsender und Zeitungen. „Die großen Gegner heißen Google und Facebook, die fast 50 Prozent der heimischen Werbeeinnahmen lukrieren können. Wir müssen da eng zusammenarbeiten, da wird sich in den nächsten Jahren einiges tun.“ Er fordert unter anderem eine gemeinsame Vermarktungsplattform und hebt die Zusammenarbeit über die APA-Videoplattform als positives Beispiel hervor.
"Content-getrieben"
Laut Prantner könne der ORF mit den Angeboten von YouTube und Co. aufgrund der geltenden Gesetzgebung nicht konkurrieren. Diese schreibt unter anderem mehrmonatige Prüfverfahren bei neuen Angeboten vor. Das sei laut Prantner „steinzeitmäßig lang“ und „gehört dringend geändert“. Er hofft vor allem auf die neue Bundesregierung. „Wir sind stark Content-getrieben, alle meine Angebote hängen massiv davon ab, was ich im in linearen Fernsehen zur Verfügung habe. Wir dürfen keine reinen Online-Inhalte produzieren.“
Hoffnung auf VR
Laut Prantner erfolgen bei der TVThek 50 Prozent der Abrufe am Desktop, 40 Prozent mobil und zehn Prozent am Smart TV. Dabei käme es auch auf den Inhalt an - je kleiner der Bildschirm, desto kürzer die angesehenen Beiträge. „Es wird sich niemand ein 90 Minuten langes Konzert auf dem Smartphone anschauen, sondern eher auf dem Smart TV“, sagt Prantner.
Große Hoffnungen werden auch auf neue Formate, wie Virtual Reality, gelegt. Sky experimentiert seit einigen Monaten mit diesem Format und veröffentlicht 360-Grad-Videos, beispielsweise von Sportereignissen oder Filmpremieren. „Wir haben erkannt, dass das viel mehr kann als lineares Fernsehen“, sagt Kurig. „Wir mussten auch ein eigenes Studio gründen, weil die Nachfrage bei diesen Inhalten so groß war.“
Prantner kann in einer 360-Grad-Aufnahme eines Flüchtlingslagers, wie es von Sky angeboten wird, keinen Mehrwert erkennen und bezeichnet es als eine Form des Voyeurismus. Thier zeigt sich hingegen von den Möglichkeiten der Technologie begeistert.
TV-Inhalte fotografieren
Thomas Willomitzer, der zuvor an den Start-ups Last.fm und Jumio beteiligt war, versucht hingegen mit einer neuen App den TV-Markt zu erobern. Bei Snapscreen macht der Nutzer ein Foto des Fernsehprogramms und bekommt dazu passend Inhalte präsentiert. So kann man beispielsweise ein Fußballspiel fotografieren und bekommt Infos zum Spieler oder der Mannschaft oder die Möglichkeit, eine Wette abzugeben. Laut Willomitzer kann die App aber auch genutzt werden, um „Lesezeichen“ für Streaming-Dienste zu setzen oder um Szenen mit Freunden zu teilen.