Unsere 22 Streaming-Tipps gegen Lockdown-Langeweile
Das Unterhaltungsangebot im Lockdown ist begrenzt. Früher oder später landet man vor dem Fernseher, am Laptop oder Tablet und sucht nach Zerstreuung beim Streaming. Wir sind bei diesen Serien und Filmen hängengeblieben:
Patricia Bartos
Dark (Serie, 3 Staffeln, Netflix)
Die erste deutsche Netflix-Serie von Jantje Friese und Baran bo Odar: In der deutschen Kleinstadt Winden verschwinden 2 Kinder. Im Zuge der Ermittlungen wird immer deutlicher, dass sich hinter der kleinbürgerlichen Fassade von 4 Familien dunkle Geheimnisse verbergen. Die Spuren führen bis ins Jahr 1986 und machen sichtbar, wie die Bewohner der idyllischen Kleinstadt auf kuriose Art und Weise miteinander verbunden sind. Eine spannende Serie, bei der man aufgrund der vielen Handlungsstränge gar nicht aus dem Miträtseln rauskommt. Perfekt zur Ablenkung vom Corona-Alltag!
My Octopus Teacher (Dokumentarfilm, Netflix)
Ein Einblick in die faszinierende Welt der Oktopusse: Der Filmemacher Craig Foster beschließt nach einem Burnout sein Leben zu ändern und beginnt jeden Tag zu tauchen. Dort begegnet er einem Oktopus-Weibchen, das ihn von Beginn an begeistert. Ein ganzes Jahr besucht er das Tier täglich und freundet sich immer mehr mit ihm an. Mit der Zeit entdeckt Foster die bemerkenswerte Intelligenz und Empathie der sonst vermeintlich unscheinbaren Tiere. Eine hochemotionale Doku, bei der man am Ende vielleicht sogar ein neues Lieblingstier für sich entdeckt.
Franziska Bechtold
Cobra Kai (Serie, 2 Staffeln, Netflix)
Als Danny in ”Karate Kid” seinen Erzfeind Johnny besiegte, war der Triumph groß. 30 Jahre danach folgt die Serie der Perspektive von Johnny, dessen Leben nicht so verlief, wie er es sich erträumt hatte. Er baut ein Karate-Dojo auf und versucht, die alten Fehler bei der nächsten Generation an Kämpfern nicht zu wiederholen. Trotz Kitsch und Nostalgie eine überraschend gelungene und mitreißende Serie, deren 3. Staffel nicht schnell genug kommen kann.
UnREAL (Serie, 4 Staffeln, Amazon Prime)
UnREAL spielt hinter den Kulissen einer Reality-Show, die The Bachelor zum Verwechseln ähnlich ist. Mit starken Frauen (vor und hinter der Kamera) wird ein erschreckender Einblick gewährt, was Menschen für eine gute Sendung zu tun bereit sind. Die Serie stammt aus der Feder von Sarah Gertrude Shapiro, die 2 Jahre lang als Produzentin bei The Bachelor gearbeitet hat. Danach wird man Reality-TV mit neuen Augen sehen.
Florian Christof
The End of the F***ing World (Serie, 2 Staffeln, Netflix)
Wer britischen schwarzen Humor mag, ist bei "The End of the F***ing World" genau richtig. 2 Jugendliche wollen aus ihrem Leben ausbrechen und hinterlassen dabei eine Spur der Verwüstung, inklusive Mord und Totschlag. Dialoge sind auf das Nötigste reduziert, umso mehr wird dafür mithilfe des Soundtracks und der nihilistischen Gesichtsausdrücke der Teenager "gesprochen".
Wild Wild Country (Doku-Serie, 1 Staffel, Netflix)
Zehntausende Anhänger eines indischen Gurus fallen in eine abgeschiedene 40-Seelen-Gemeinde ein und beginnen dort eine neue Stadt aufzubauen. Ähnlich wie bei "Tiger King" skizziert "Wild Wild Country" eine spektakuläre, unglaubliche Geschichte anhand von Originalaufnahmen und aktuellen Interviews.
Patrick Dax
Killing Eve (Serie, 3 Staffeln, Starzplay auf Apple TV+ oder Amazon Prime)
Die 2018 erschiene erste Staffel der Geschichte über die eigentümliche Anziehungskraft, die die psychopathische Auftragskillerin Villanelle (Jodie Comer) und die zerstreute Agentin Eve Polastri (Sandra Oh) aufeinander ausüben, zählt ohne Übertreibung zum Besten, das die angloamerikanische Serienproduktion hervorgebracht hat. Nachdem die zweite Staffel etwas enttäuschend verlief, spielt die heuer erschienene dritte Staffel wieder die alten Stärken aus. Sie ist erfrischend böse und gnadenlos gemein, leuchtet aber auch menschliche Schwächen auf eine durchaus einnehmende Art und Weise aus. Daneben kann man aus der Serie viel fürs Leben lernen: "You should never tell a psychopath they're a psychopath. It upsets them."
David Lynch’s Weather Report (YouTube)
Wahrscheinlich gibt es Aufregenderes als das Wetter in Los Angeles. Ganz sicher aber gibt es wenig Beruhigenderes und Erbaulicheres als David Lynch, wenn er nach einem kurzen Blick aus dem Fenster darüber berichtet. Zwischen Temperaturansage und Ausblick auf den Rest des Tages streut der Kultregisseur ("Blue Velvet", "Twin Peaks") in seine zuletzt wieder fast täglich aktualisierten Schlaglichter auf das Wettergeschehen kurze Gedanken ein, erzählt, dass er an John Lee Hooker oder die Shirelles gedacht hat, oder hält einfach einen Apfel in die Kamera, bevor er seine Zuseher wieder in den Tag entlässt: "It looks like we are going to be enjoying blue skies and golden sunshine all along the way."
Gregor Gruber
Below Deck (Reality-TV-Serie, 2 Staffeln, Netflix)
Das ist Trash-Reality-TV vom Feinsten. Eigentlich beginnt man es zu schauen, weil man sich berieseln lassen will, dann zieht es einen aber voll hinein. Die Sendung folgt der Besatzung einer Luxus-Yacht. Oben saufen sich die möchtegernreichen Charter-Gäste die Birne weg, unten wird geschuftet. Dabei entsteht eine explosive Mischung aus kaum Platz, wenig Schlaf, viel Arbeit, großen Egos, Flirtereien, arbeitsfaulen und/oder unfähigen Kollegen und viel zu viel Alkohol - wenn die Crew nach einer Charter mal an Land darf. Vorsicht: Macht süchtig und lässt einen den Fernseher anschreien.
The Toys That Made Us (Doku-Serie, 3 Staffeln, Netflix)
Die Doku-Serie erklärt charmant, wie die größten Spielzeug-Marken der Welt entstanden sind. Dabei handelt es sich nicht um ein Making-Of, bei dem man 40 Minuten Plastikköpfe am Fließband sieht: Es geht um die Menschen dahinter. Die Menschen, die entgegen aller Chancen bei ihren Ideen geblieben sind und auch die Menschen, die kein Happy End bekommen haben - obwohl sie die Schöpfer von Kult-Spielzeug sind. Trotzdem ist "The Toys That Made Us" eine echte Feelgood-Sendung. Es ist faszinierend zu sehen, wie haarscharf viele unserer Kindheits-Spielzeuge beinahe nicht entstanden sind. Dazu kommt noch eine große Portion Nostalgie.
Andreea Iosa
Love, Death & Robots (Serie, 1 Staffel, Netflix)
Love, Death & Robots ist eine Serie mit 18 von einander unabhängigen animierten Kurzgeschichten, produziert von David Fincher (Fight Club) und Tim Miller (Deadpool). Die Genres reichen von Sci-Fi über Horror zu Cyberpunk – die Stile von Zeichentrick bis hin zu 3D-Computeranimation. Was die Folgen aber gemeinsam haben, sind die Handlungen rund um Liebe, Tod und Roboter. In einer Folge etwa stirbt Hitler auf mehrere unterschiedliche Arten. Die Serie spricht eine Bandbreite von Emotionen an und wird Fans der genannten Genres bestimmt unterhalten.
Rick & Morty (Serie, 4 Staffeln, Netflix)
Rick and Morty ist eine US-amerikanische Sci-Fi-Zeichentrickserie für Erwachsene und stammt aus der Feder von Justin Roiland und Dan Harmon. Die Serie handelt von Rick, einem Wissenschaftler, Genie und Alkoholiker, der seinen Enkel Morty permanent zu waghalsigen Abenteuern verleitet, um andere Galaxien und deren Bewohner zu erforschen. Manche Folge bedürfen vielleicht auch mehr Aufmerksamkeit, um sich als Zuschauer nicht in C-137, eine der unendlich vielen Dimensionen des Multiversums, zu verlieren.
David Kotrba
The Queen’s Gambit (Serie, Netflix, 1 Staffel)
Die Tochter einer Mathematikerin wird durch den Tod ihrer Mutter zum Waisenkind, entdeckt eine Vorliebe für Beruhigungsmittel und eine Begabung für das Schachspiel. Mit viel Selbstbewusstsein - vor allem für eine Frau in den USA der 60er-Jahre - beginnt sie die Welt des Profi-Schachs auf den Kopf zu stellen (Anspielung beabsichtigt!). Die unheimlich spannende, rasch voranschreitende Handlung der Netflix-Serie, lässt einen bangen und besser verstehen, was so viele Menschen an karierten Spielbrettern fasziniert.
The Expanse (Serie, Amazon Prime, bald 5 Staffeln)
Im 24. Jahrhundert hat die Menschheit das gesamte Sonnensystem erobert, ist aber in puncto Kooperation und Friedfertigkeit um keinen Deut reifer geworden. Erde, Mars und die “Belters” sind zerstrittener denn je - gilt es nun doch plötzlich, unerforschtes Land zu erobern. Die Multikulti-Crew des Raumschiffs “Rocinante” hat mit derartigen Konflikten zu kämpfen, während das Rätsel um eine verschwundene Zivilisation über allem schwebt. Am 16. Dezember startet bei Amazon Prime die 5. Staffel des großartigen Weltraumepos mit akkurater Physik, komplexen politischen Verflechtungen und außerirdischen Überraschungen.
Verena Loidold
The Boys (Serie, 2 Staffeln, Prime Video)
Die Serie basiert auf einer Comicreihe von Darick Robertson und Garth Ennis und spielt in einer Welt, in der Superhelden verehrt werden, obwohl sie in Wirklichkeit skrupellos und kriminell sind. Das bekommt auch Hughie zu spüren, als seine Freundin durch das fahrlässige Verhalten eines "Supes" zu Tode kommt. Als Entschädigung für den Vorfall wird ihm Schweigegeld angeboten. Da tritt plötzlich Billy Butcher in Hughies Leben, der ebenfalls einen persönlichen Verlust zu verschmerzen hat und auf Rache sinnt.
Norsemen (Comedy-Serie, 3 Staffeln, Netflix)
Wir schreiben das Jahr 790 n. Chr. Im kleinen Wikingerdorf Norheim sind die Bewohner allerlei alltäglichen, gegenwärtigen Problemen ausgesetzt. Die Palette reicht hier von Sklaverei, Plünderungen über familiäre Spannungen bis hin zum Streit mit anderen Dörfern. In die Handlung werden auch Probleme der heutigen Zeit eingewoben, was gewürzt mit einer Brise schwarzem Humor zu vielen komischen Situationen führt.
Thomas Prenner
Tiger King (Doku-Serie, 1 Staffel, Netflix)
Gerade rechtzeitig zu Lockdown 1 kam die Doku-Serie über den exzentrischen Zoo-Besitzer Joe Exotic auf Netflix und bot so eine dringend notwendige Auszeit von der Corona-Realität. Gerade während der ersten Folgen stolpert man von einem WTF-Moment zum nächsten und kann kaum glauben, dass sich das alles so zugetragen haben soll. Wer den Hype im Frühling verpasst hat, sollte das schnell nachholen.
After Life (Serie, 2 Staffeln, Netflix)
Krankheit, Tod und Depression stehen im Mittelpunkt der Geschichte rund um den Lokaljournalisten Tony Johnson (Ricky Gervais), der seine Frau an Krebs verloren hat. Und trotz dieser Thematik muss man immer wieder laut über den bösen Humor lachen, den After Life mitbringt. Gleichzeitig ist die Serie auch von vielen emotionalen Höhepunkten und zutiefst warmen Emotionen geprägt. Typisch britisch, kurzweilig und eine der besten Serien-Fortsetzungen aus 2020.
Martin Stepanek
The Fall (Serie, 3 Staffeln, Netflix)
In Belfast treibt ein Serienmörder sein Unwesen. Was nach der x-ten Krimiserie klingt, fesselt durch Hauptdarstellerin Gillian Anderson (Akte X, Sex Education, The Crown) und das psychologische Storytelling von der ersten Minute weg. Sie spielt eine Ermittlerin aus London, die selber einige dunkle Kapitel in ihrem Leben hat. Auch der zweite Hauptdarsteller, Jamie Dornan, der nach der Serie mit den Fifty-Shades-Filmen bekannt werden sollte, ist eine perfekte Besetzung. Wer im Original schaut, profitiert vom lokal gefärbten irischen Setting und der Schauspielkunst von Anderson ganz besonders.
Studio Ghibli Filme (Netflix)
Dass praktisch alle Filme des bekannten japanischen Anime-Studios im Seuchenjahr 2020 auf Netflix landeten, hat sich im Lockdown als großer Segen erwiesen. Wer Berührungsängste mit Zeichentrickfilmen hat, sollte sich davon nicht abschrecken lassen. Viele der Filme sind Kunstwerke, die der Logik vieler anderer Mainstream-Produktionen nicht folgen. Meine Lieblingsfilme sind "Nausicaä", "Mononoke" und "Das wandelnde Schloss". Wer es weniger düster mag, kann auch "Kikis kleiner Lieferservice" oder "Totoro" schauen.
Barbara Wimmer
The Marvelous Mrs. Maisel (Serie, 3 Staffeln, Amazon Prime)
New York, Ende der 1950er-Jahre. Eine jüdische Mutter und Hausfrau schlägt eine Karriere im Bereich Stand-up-Comedy ein und überzeugt mit pointierten Witzen. Sie zeigt auf, womit eine engagierte Frau, die sich nicht den Mund verbieten lässt, zu kämpfen hat. Vieles davon hat sich bis heute nicht verändert. Die Serie von Amy Sherman-Palladino, bei der Rachel Brosnahan die Hauptrolle spielt, lädt zum Lachen und Weinen ein - kalt wird sie hingegen kaum einen lassen.
Mr. Robot (Serie, 4 Staffeln, Amazon Prime)
Mr. Robot ist eine US-amerikanische Thriller-Serie von Sam Esmail, die von 2015 bis 2019 auf dem Kabelsender USA Network ausgestrahlt wurde und auf Amazon Prime verfügbar ist. Es geht dabei um ein futurezone-nahes Thema: Ein junger Securityspezialist mit einer Identitätsstörung wird von Mr. Robot für ein anarchistisches Hacker-Kollektiv (erinnernd an Anonymous) rekrutiert, um die Weltwirtschaft ins Schwanken zu bringen. Viele der gezeigten Hacks wurden von IT-Security-Spezialisten als "sehr zutreffend" und "realitätsnahe" eingeordnet. Damit dürfte die Serie im Bereich des Hacking und Security-Umfelds eine der akkuratesten TV-Serien sein, die es je gab.