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US Air Force zeigt erstmals günstigen Stealth-Fighter

Die US Air Force sucht seit Längerem nach einem Kampfjet, der die alternde Lockheed Martin F-22 ablösen kann. 2014 wurde daher das Next Generation Air Dominance (NGAD) Programm ins Leben gerufen. Dieses kam in den vergangenen Monaten wegen überbordender Kosten ins Stocken und droht sogar zu scheitern. 

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Vor Kurzem setzte die Air Force ein Zeichen, das man sowohl als weitergedachte Fortsetzung des NGAD-Programms sehen könnte als auch als Hinweis, dass der teure Stealth-Fighter der 6. Generation gestrichen wird.

Neues Konzept präsentiert

Ende Juli präsentierte der Chief of Staff der Air Force, General David Allvin, bei einer Konferenz in London nämlich ein Konzept eines leichten Tarnkappen-Kampfflugzeugs. Das Bild wurde nur für etwa eine halbe Minute während seiner Präsentation gezeigt (ab Minute 8:49).

Bei dem Konzept dürfte es sich noch nicht um ein konkretes Flugzeugmodell handeln. Es gibt allerdings einige Hinweise darauf, wie sich die US Air Force einen leichten Kampfjet mit Stealth-Eigenschaften vorstellt.

Das Flugzeug ähnelt einer verkleinerten F-35, worauf die Größe der Kabinenhaube schließen lässt. Außerdem verfügt es über nur einen Jet-Antrieb, was insofern interessant ist, da NGAD-Jets bislang meist mit Doppelantrieb dargestellt wurden. Auch die F-22 hat 2 Triebwerke - die später erschienene günstigere F-35 nur eines.

Auffällig ist auch der markante "Kimmknick" um den Rumpf herum des Konzept-Fliegers, der dem Jet Auftrieb verleiht. Dieser stellt dennoch keinen rechten Winkel dar, da dieser Radarstrahlung zurück zum Sender reflektieren würde und somit die Stealth-Eigenschaften beeinträchtigen würde.

Nicht mehr für die Ewigkeit gebaut

Auch das Leitwerk und die Tragflächen ähneln jenen einer F-35. Allerdings gibt es am Heck kein horizontales Leitwerk. Dadurch erinnert das Konzept wieder an NGAD, das in vielen Konzeptdarstellungen komplett ohne Heckleitwerk zu sehen ist.

NGAD-Konzept von NORTHROP GRUMMAN.

Auf einer Tragfläche des leichten Fighters ist "built to adapt" zu lesen, also "gebaut, um sich anzupassen". Das Motto steht im Kontrast zu einem anderen Slogan, der in den USA oft genutzt wird: "built to last", frei übersetzt "gebaut für die Ewigkeit". 

So scheint sich die US Air Force einen leichten Kampfjet vorzustellen.

In seinem Vortrag erklärt Allvin seine Vision für die Zukunft solcher Plattformen. Anders als in der Vergangenheit sollen nicht Systeme (Radarsysteme, Waffensysteme etc.) an die Plattform (Kampfjet, Bomber, Kampfhubschrauber etc.) angepasst werden, sondern die Plattform dient nur als Hülle für die vereinheitlichten Systeme. Somit sei eine schnelle Aufrüstung möglich, die Reparatur oder der Tausch von Komponenten sei einfacher und die Wartung billiger.

Ein System für mehrere Plattformen: Mit dieser Grafik hat General David Allvin das Konzept in seinem Vortrag bebildert

Deutlich teurer als die F-35

"Billiger" ist das Schlagwort, das beim US-Militär auf offene Ohren stoßen dürfte. NGAD ist mit 240 bis 300 Millionen US-Dollar nämlich eine sehr teure Plattform und kostet ungefähr das 3-fache einer F-35.

"Am liebsten wäre es mir, wenn der Preis unter der F-35 liegt. Oder, dass der Preis zumindest in der Nähe der F-35 liegt", wurde Frank Kendall, ziviler Leiter der Air Force, im vergangenen Monat von Defense News zitiert.

Was ist NGAD?

NGAD ist ein bemannter, einsitziger Stealth-Fighter der 6. Generation. Details zum Programm sind immer noch geheim. Inoffiziell bewerben sich die Rüstungskonzerne Boeing Defense und Lockheed Martin um den Auftrag. Offiziell ist bekannt, dass Northrop Grumman 2023 freiwillig die Bewerbung zurückgezogen hat.

Details zu NGAD sind noch vage. Bekannt ist, dass der Flieger ein adaptives Triebwerk haben soll, das Verbrauch und Flugverhalten automatisch optimiert. Außerdem soll NGAD eng mit KI-gesteuerten Wingman-Drohnen zusammenarbeiten können.

6. Generation

Würde die Air Force ihren Zeitplan einhalten, wäre NGAD weltweit das erste Kampfflugzeug der 6. Generation im Dienst. Zu den noch lose definierten Fähigkeiten eines Gen-6-Fliegers gehören:

  • Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
  • Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
  • Geeignet für elektronische Kriegsführung
  • Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
  • Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
  • Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
  • Adaptives Triebwerk
  • Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören

Möglicher Ersatz für NGAD

Die Zukunft von NGAD ist also keinesfalls gewiss. Rüstungsexperten spekulieren nun, ob das gezeigte Konzept des leichten Stealth-Fighters ein Hinweis darauf ist, dass der teure NGAD-Jet gar nicht mehr gebaut wird. Der günstige Jet könnte die Luftraumsicherung und Eskortmissionen übernehmen, während Stealth-Drohnen und -Bomber für den Einsatz gegen Bodenziele genutzt werden. Dadurch würde der universell einsetzbare Kampfjet NGAD, zumindest theoretisch, überflüssig werden.

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Allerdings könnte der leichte Jet auch eine Art Rettungsanker für den teuren NGAD sein. Die Air Force könnte weniger NGADs bestellen, um im Budget zu bleiben. Mit den übrigen finanziellen Mitteln werden viele der leichten Stealth-Fighter angeschafft, um die nötige Masse zu erreichen, die alternden F-22 zu ersetzen. Der NGAD könnte dann für spezielle Missionen genutzt werden und dabei Begleitschutz vom leichten Stealth-Fighter erhalten.

Allvin wurde erst im Juni 2024 vom Air and Space Forces zur Zukunft von NGAD befragt, wollte sich allerdings auf keine konkrete Äußerung festlegen. Man müsse bis 2026 Entscheidungen treffen, die bestimmen, wie es mit dem Programm weitergehen soll, sagte er.

F-35A oder F/A-XX als Alternativen

Alternativ könnten statt NGAD auch eine modernisierte F-35A eingesetzt werden, um die F-22 zu ersetzen. Möglich ist auch eine Zusammenarbeit mit der US Navy, die mit dem F/A-XX ein eigenes Programm vorantreibt, um ein Kampfflugzeug der 6. Generation für ihre Flugzeugträger zu beschaffen. Ursprünglich was sogar geplant, eine einheitliche Plattform zu entwickelt. Die Projekte spalteten sich dann allerdings auf.

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