Was sich in den USA im Herbst in Sachen KI-Regulierung tut
Im März diesen Jahres haben zahlreiche Tech-Größen wie Elon Musk oder Steve Wozniak in einem offenen Brief einen vorübergehenden Stopp der KI-Entwicklung, bis es eine entsprechende Regulierung gibt, gefordert. Zwar kam dann raus, dass es Musk vor allem darum ging, in der Zwischenzeit sein eigenes KI-Start-up auf die Beine zu bringen, aber die Rufe nach einer KI-Regulierung in den USA wurden auch von weiteren Forscher*innen wie der Signal-Chefin Meredith Whittaker oder Entwickler*innen, darunter etwa der Google-KI-Pionier Geoffrey Hinton, blieben laut.
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Regulierung in Europa ist im Werden
Europa preschte in der Zwischenzeit vor, in dem sich der „AI Act“, bei dem man zwar durch den rasanten Start von ChatGPT überrascht wurde, weiter entwickelte und man klare Regeln für KI-Anwendungen überlegte.
ChatGPT oder andere generative KI-Programme wie Midjourney oder Dall-E werden als "Allzweck-KI" eingestuft. Im AI Act ist nun Folgendes vorgesehen: Unternehmen, die generative KI entwickeln, müssen künftig ihre Trainingsdaten dokumentieren. Dies soll in erster Linie die Durchsetzung von Urheberrechten ermöglichen, da KI-Anwendungen wie Dall-E oder auch ChatGPT an Texten und Bildern trainieren, die geistiges Eigentum darstellen können. Die Inhalte, die generative KI produziert, außerdem zudem nicht gegen das Gesetz verstoßen.
Darüber hinaus hat Europa 4 Risiko-Kategorien festgelegt, und je nachdem ob eine KI-Anwendung unter "Hochrisiko" fällt, müssen strenge Regeln befolgt werden.
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Joe Biden will "sichere" KI
In den USA geschah in den letzten Monaten dagegen vorerst nicht viel. Einmal im Mai rief US-Präsident Joe Biden die KI-Firmen dazu auf, für „sichere“ KI zu sorgen. Es hatte damals auch ein rund zweistündiges Treffen mit den Tech-Größen gegeben. Es wurde "offen und konstruktiv" über die Notwendigkeit für mehr Transparenz der KI-Unternehmen gegenüber politischen Entscheidungsträgern diskutiert, hieß es damals.
Future of AI Gipfel im US-Senat
Das war es aber mit dem KI-Thema in den USA vorerst. Nun scheint diesen Monat endlich erneut etwas in Gang zu kommen. Der Mehrheitsführer im US-Senat, Chuck Schumer, lädt zu einem „Future of AI“ Gipfel. Auf der Einladungsliste stehen: Elon Musk (Tesla, Twitter, SpaceX), Sundar Pichai (Google), Mark Zuckerberg (Meta), Jensen Huang (Nvidia), Sam Altman (OpenAI) und Satya Nadella (Microsoft). Damit ist es vorrangig ein Treffen der „Big Tech“-Chefs, ein Who-is-Who der Tech-Branche, die in einem „AI Insight Forum“ dazu beitragen sollen, dass die Senator*innen KI besser verstehen, um KI in Folge besser regulieren zu können.
Kritiker*innen fürchten deshalb, dass dieses Treffen vor allem dazu dienen könnte, die Abgeordneten dahingehend zu beeinflussen, was eine „gute“ und eine „schlechte“ Regulierung wäre. Die Nachteile von KI werden bei dem Gipfel wohl eher nicht adressiert, sondern nur die Chancen hervorgehoben, lautet die Kritik.
Big Tech & Politik unter sich?
Man wolle sich auch mit NGOs, der Zivilgesellschaft, von KI betroffenen Arbeiter*innen und Kreativen treffen, heißt es laut Gizmodo seitens des Senats. Signal-Chefin Meredith Whittaker etwa warnte bereits davor, dass das größte Problem von KI vor allem darin liege, dass diese in der Hand von den großen Big-Tech-Playern liege - nur jene hätten die Kapazitäten, KI entsprechend mit Trainingsdaten zu füttern, um rasant zu wachsen.
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Weitere bekannte Gefahren: KI könnte dazu führen, dass zahlreiche Arbeitsplätze wegrationalisiert werden. Goldman Sachs rechnet etwa mit 300 Millionen in den nächsten 10 Jahren. Außerdem können mit KI Fake News noch schneller generiert und weiterverbreitet werden, ein bekanntes Phänomen also, dass noch weiter an Schlagkraft zunehmen könnte.
Der KI-Gipfel in den USA soll in Washington am 13. September über die Bühne gehen. Es bleibt ein Treffen hinter verschlossenen Türen. Es wird davon ausgegangen, dass die USA aufgrund des Einflusses der Big-Tech-Player auf die Wirtschaft weitaus weniger scharf regulieren wird als in Europa. Oder anders ausgedrückt: Die Tech-Giganten werden erfolgreich für milde Gesetze lobbyieren.