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Dyson Purifier Cool Formaldehyde im Test: Gegen krebserregendes Gas

Der britische Hersteller Dyson hat seine Luftreiniger um eine neue Funktion erweitert. Sie können das flüchtige Gas Formaldehyd erkennen und vernichten.

Die neuen Luftreiniger mit dieser Funktion sind durch den Zusatz „Formaldehyde“ im Namen, sowie die goldene Farbe des Gitters, das die Filter abdeckt, zu erkennen. Ich habe das Modell Dyson Purifier Cool Formaldehyde (649 Euro UVP) getestet.

Mit Formaldehyd Leichen konservieren und Möbel kleben

Formaldehyd ist keine neue Bedrohung. Durch aktuelle Studien ist es aber wieder in den Fokus gerückt. Wer Krimis schaut, kennt Formaldehyd als Konservierungsmittel für Leichen. Die chemische Verbindung kommt aber weit häufiger vor, als im Leichenschauhaus. Bei Möbeln kann es aus Spanplatten, Faserplatten und Sperrholzplatten freigesetzt werden. Auch Textilprodukte, wie Vorhänge und Teppiche, sind mögliche Quellen, ebenso wie Spielzeug, Geschirr, Zigarettenrauch, Farben, Tapeten, Lacke, Haushaltsreiniger und einige Kosmetikprodukte.

Formaldehyd ist streng riechend, allerdings nur in sehr hohen Konzentrationen. Bei Ausdünstungen durch die oben beschriebenen Quellen bemerkt man es üblicherweise nicht. Dennoch kann es tränende Augen, ein brennendes Gefühl, Übelkeit, Atembeschwerden, Asthmaanfälle und Hautausschläge auslösen. In höheren Konzentrationen und bei beständiger Belastung des menschlichen Organismus ist es krebserregend. Bei modernen Häusern und Wohnungen ist die Gefahr größer, da sich durch die bessere Abdichtung das Formaldehyd länger in den Räumen hält.

Eigener Sensor zum Erkennen von Formaldehyd

Dysons Luftreiniger konnten schon bisher 99,95 Prozent der Schadstoffe aus der Luft entfernen – wozu ist also ein Upgrade nötig, um Formaldehyd zu zersetzen? Formaldehyd ist 500-mal kleiner als Partikel mit einer Größe von 0,1 Mikrometern. Dadurch kann es von üblichen Luftfiltern nicht beseitigt werden.

Deshalb hat der Purifier Cool Formaldehyde einen Filter mit einer Beschichtung, die die gleiche Struktur wie das Mineral Cryptomelane hat. Das kann man sich als Milliarden von atomgroßen Tunnel vorstellen, die das Formaldehyd abfangen und in winzige Mengen Wasser und CO2 aufspalten.

Um das Formaldehyd in der Luft aufzuspüren, benötigt es einen speziellen Sensor. Dyson setzt hier einen Festkörper-Sensor ein. Laut dem Unternehmen lässt dieser nicht nach, so wie es bei handelsüblichen Formaldehyd-Sensoren auf Gelbasis der Fall ist.

Sensor surrt auch wenn der Luftreiniger ausgeschaltet ist

Ein Nachteil dieses Sensors: Selbst wenn der Luftreiniger ausgeschaltet ist, ist ein leichtes Surren zu hören. Das ist bei den Dyson-Luftreinigern ohne Formaldehyd-Funktion nicht der Fall.

Das Geräusch ist für die meisten Menschen nicht laut genug um zu stören. Wer aber ein empfindliches Gehör hat oder absolute Ruhe bevorzugt, müsste den Luftreiniger vom Strom trennen, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Drei Farben sind eine zuviel

Der Purifier Cool Formaldehyde ist eine Spur dicker als die üblichen Dyson-Luftreiniger, aber schlanker als die Luftreiniger mit Befeuchtungsfunktion. Das rotorlose Design ist, wie üblich, minimalistisch futuristisch.

Mit der Farbgebung bin ich allerdings nicht einverstanden. Die meisten Dyson-Luftreiniger haben 2 Farben: Eine für den Lüfter und eine für den Korpus. Bei den Formaldehyde-Modellen kommt eine dritte Farbe hinzu. Das Gitter vor dem Filter ist goldfarben, man kann es auch als Plastik-Ocker interpretieren.

Unabhängig davon, dass die Farbe Geschmackssache ist, steht das 3-färbige Design den Dyson-Luftreinigern meiner Meinung nach nicht. Die Fernbedienung, die bei Nichtgebrauch magnetisch oben am Lüfter abgelegt wird, ist ebenfalls goldfarben. Das sticht stark vorm weißen Lüfter hervor. Sie wirkt wie ein Fremdkörper, während sie bei den anderen Dyson-Luftreinigern mehr zum Gesamtdesign passt.

Steuern per App bevorzugt

Am Gerät selbst gibt es nur die Ein/Aus-Taste, die den Luftreiniger mit den zuletzt gewählten Einstellungen startet. Wer ihn mit der Fernbedienung nutzen will, sieht am Display die nötigen Informationen, sowie die Kurven für Luftqualität und die verschiedenen, gemessenen Schadstoffe in der Luft.

Deutlich bequemer geht das in der App. Hier gibt es auch die Erklärungen, was das gemessene PM2.5, PM10, VOC, NO2 und NCHO ist. Durch die Zeitachse sieht man wann, welcher Wert in die Höhe geschnellt ist und kann so die mögliche Ursache davon leichter ausmachen.

Luftstromstärke, Rotation und ob der Luftstrom nach vorne oder hinten geleitet werden sollen, kann auch über die Fernbedienung eingestellt werden. Die App kann das auch alles und außerdem den Lüfter präzise in die Wunschrichtung drehen. Wenn man im Sommer so die beste Kombination aus Ausrichtung und Rotation findet, ohne aufstehen zu müssen, um das Gerät herumzuschieben, ist das schon was wert.

In der App kann durch Antippen bestimmt werden, in welche Richtung der Luftreinier blasen soll

Weniger laut

Laut Dyson sind die Formaldehyde-Modelle bis zu 20 Prozent leiser, als ihre Vorgänger. Sie sind tatsächlich leiser, was im Normalbetrieb positiv auffällt. Normalbetrieb heißt Luftstromstärke 1 bis 4 – 10 ist das Maximum.

Die Behauptung „20 Prozent leiser“ deckt sich im Test mit meiner Erfahrung. Je nach persönlichen Empfinden hat man eine „Schmerzgrenze“, ab der eine*m der Luftreiniger zu laut ist. Beim Vorgängermodell war Stufe 4 bei längerer Nutzung schon nervig, beim Formaldehyde stört mich Stufe 4 auch nicht, wenn sie den ganzen Tag läuft. Ab Stufe 5 kommt ein zusätzliches Geräusch hinzu, dass mich stört, wenn ich den Luftreiniger damit dauerhaft betreiben würde.

Automatik- und Nacht-Modus

Generell empfiehlt sich, die Dyson-Luftreiniger im Automatik-Modus laufen zu lassen. Hier drehen sie automatisch hoch, wenn eine bestimmte Schadstoff-Konzentration erkannt wird. Das merkt man etwa, wenn beim Kochen der Luftreiniger kurzzeitig voll hochdreht, um die Werte zu senken, oder man gerade mit Putzmitteln in der Nähe gewischt hat.

Im Automatik-Modus versucht der Luftreiniger wirklich nur kurz voll aufzudrehen, wenn es nötig ist – danach wird wieder langsamer geblasen. Will man die Schadstoffe schneller aus dem Zimmer getilgt haben, kann man die Luftstromstärke in höhere Stufen schalten.

Die maximale Lüfterkraft des Geräts ist nicht zu unterschätzen, auch wenn das rotorlose Design und der weiße Lüfter auf den ersten Blick nicht so martialisch aussehen, wie ein riesiger Ventilator. Im Sommer macht der Luftreiniger aber bei Bedarf ordentlich Wind zur Abkühlung.

Damit man nicht in der Nacht durch den Luftreiniger geweckt wird, kann der Nacht-Modus eingeschaltet werden. Dieser reduziert die maximale Luftstromstärke im Automatik-Modus auf Stufe 4.

Fazit

Der Dyson Purifier Cool Formaldehyde (649 Euro) erfüllt seinen Job. Die Luft wird gereinigt und im Sommer lässt sich durch die präzise Ausrichtung und die Rotationseinstellungen sehr gut einstellen, wie man durch den Luftstrom gekühlt werden will.

Natürlich kann man nicht sagen, ob die Formaldehyd-Vernichtung so funktioniert hat wie versprochen und ich in 10 Jahren keinen Krebs bekommen werde, weil ich den Luftreiniger genutzt habe. Es gibt aber eigentlich keinen Grund, jetzt noch einen Dyson-Luftreiniger ohne der Formaldehyd-Funktion zu kaufen: Jede Neuerung, mit der Schadstoffe aus der Luft reduziert werden, ist willkommen.

Der höhere Preis ist kein Argument, weil Dyson-Luftreiniger so oder so sehr hochpreisig sind. Dasselbe Modell ohne Formaldehyd-Funktion kostete bis vor kurzem 599 Euro und wurde jetzt auf 555 Euro gesenkt. Das ist wohl ein Zeichen dafür, dass diese Modelle langsam auslaufen und zukünftig nur noch die Formaldehyde-Reihe von Dyson verkauft wird.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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