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Dyson Pure Cool im Test: Luxus-Ventilator mit Spürnase

Pollen, Abgase, Bakterien, Formaldehyd, Stickstoffdioxid: Wenn man diese Auswahl an Schadstoffen sieht, die der Dyson Pure Cool filtert, könnte man glatt zum Hypochonder werden. Weil man diese in einigen Fällen nicht selbst riechen und meistens auch nicht sehen kann, erledigt das der Luxus-Lüfter für einen – mittels Sensoren und Display. Ich habe den Dyson Pure Cool getestet.

Schickes Design

Der Dyson Pure Cool ist in zwei Versionen verfügbar. Der Standventilator, den ich getestet habe, hat eine UVP von 519 Euro. Die Tischventilator-Variante ist zwar kleiner, kostet mit 549 Euro aber etwas mehr. Der Vorteil des kleinen Lüfters ist, dass er leichter zwischen Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer hin und her transportiert werden kann.

Der Standventilator wiegt zwar nur fünf Kilogramm und ist damit ebenfalls transportabel, aber aufgrund seiner Größe unhandlicher. Dafür schaut er, zumindest für mich, etwas besser aus. Und obwohl er größer ist, lässt er sich, dank der schlankeren Silhouette, relativ gut in die Wohnlandschaft integrieren. Der Tischventilator ist hingegen recht auffällig, wenn er auf Tisch oder Theke platziert wird.

Die Fernbedienung ist kompakt und farblich auf das Gerät abgestimmt. Bei Nichtgebrauch kann sie oben am Pure Cool abgelegt werden, wo sie durch einen Magneten gegen das Herunterfallen gesichert ist. Leider ganz und gar nicht kompakt ist der Netzstecker. Wer seine Verteilerstecker etwa unter dem Regal versteckt, muss für den Pure Cool möglicherweise eine andere Lösung finden.

Display und App

Der Pure Cool hat, im Gegensatz zu anderen Dyson-Ventilatoren und -Heizlüftern, ein Display. Per Tastendruck auf der Fernbedienung können die Infos am kreisrunden Display durchgeschaltet werden. Dazu zählen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, die allgemeine Luftqualität mit Verlaufsdiagramm oder die Belastung für verschiedene Schadstoffarten. Die Schnellinfo am Display ist zwar nett, mehr sieht man aber am Smartphone.

Dazu wird die Dyson-App verwendet. Der Pure Cool ist per WLAN mit dem Internet verbunden, sodass man auch aus der Ferne darauf zugreifen und die Luftqualität zuhause kontrollieren kann. Hier sieht man den Verlauf der Luftqualität nach Tageszeit, sowie die Schadstoffbelastung, Temperatur usw. als übersichtliches Kurvendiagramm für einzelne Tage oder Balkendiagramm für Wochen. Was mir fehlt ist ein Markieren bzw. Hineinzoomen in die Kurve um zu sehen, zu welcher Uhrzeit genau die Schadstoffbelastung plötzlich angestiegen ist. Das Diagramm ist auf der Zeitachse lediglich mit 06:00, 12:00 (Sonnensymbol), 18:00 und 00:00 (Mondsymbol) beschriftet.

Ausrichten per App

Die App bietet alle Steuerungsfunktionen der Fernbedienungen, plus zwei Zusatzfunktionen. So kann per App der Winkel des Lüfters eingestellt werden, damit der Luftstrom genau dahingeht, wo man es möchte. Bei früheren App-Versionen gab es das nicht: Man musste die Drehung des Lüfters einschalten und im richtigen Moment stoppen, in der Hoffnung, dass er dort stehen bleibt, wo man es möchte.

Die zweite Zusatzfunktion ist das Erstellen von Zeitplänen. Das ist relativ simpel. Man wählt die Tage für den Plan, Start- und Endzeit, sowie die Lüfter-Einstellung. Hier kann etwa gewählt werden, ob er im Automatik-Modus laufen soll oder mit einer bestimmten Stärke, in welche Richtung der Luftstrom geht und ob er dabei eine Drehbewegung machen soll.

Funktionen

Die Drehbewegung kann in 45, 90, 180 oder 350 Grad erfolgen, damit der Luftstrom in der ganzen Wohnung verteilt wird. Schade ist, dass in der App der Grad-Bereich nicht manuell feinjustiert werden kann. Per Timer kann der Lüfter nach einer bestimmten Zeit ausgeschaltet werden.

Im Nachtmodus wird die Helligkeit des Displays reduziert und die maximale Lüfterstärke auf Stufe 4 reduziert. Wer die Ventilatorfunktion nicht nutzen will, kann den Luftstrom nach hinten verteilt ausstoßen lassen, anstatt konzentriert von vorne. Das ist etwa sinnvoll, wenn es ohnehin schon kühl ist und man sich nicht auch noch anblasen lassen will. Außerdem ist dieser Modus etwas leiser, weshalb er im Kombination mit dem Nacht-Modus Sinn macht. Wer will kann den Dyson-Lüfter auch mit Amazons Echo-Geräten per Sprache steuern.

Spürnase

Im Automatikmodus wird der Lüfter aktiv, wenn die Luftqualität eine bestimmte Grenze übersteigt. Je stärker die Schadstoffbelastung, desto stärker geht der Lüfter an. Die digitale Spürnase des Pure Cool ist sehr fein. So erkannte er im Test schon kurz nach Kochbeginn einen Anstieg von Stickstoffdioxiden und flüchtigen organischen Verbindungen – obwohl er in einem Zimmer zwei Räume entfernt von der Küche stand und eine Tür dazwischen geschlossen war.

Auch Zigarettenrauch, der durch die Lüftung reinzieht, weil der Nachbar in der Wohnung darunter qualmt, erkennt der Lüfter, bevor man den Rauch selbst riecht. Andere Schadstoffe konnte ich anhand des Geruchs gar nicht wahrnehmen, der Pure Cool aber schon.

Was mir fehlt ist, dass der Zielwert für die Luftqualität im Automatikmodus selbst festgelegt werden kann. Dieser ist nämlich sehr scharf eingestellt. Denn ohne aktiven Lüfter ist die Luftqualität bei mir zwar immer im grünen Bereich, jedoch nur zwischen etwa 22 Uhr und 2 Uhr früh beim Zielwert des Automatikmodus. Ich müsste den Lüfter also nahezu ununterbrochen laufen lassen, um den Zielwert zu erreichen.

HEPA-Filter

Das Verbessern der Luftqualität erfolgt durch den HEPA-Filter im Fuß des Geräts. Dieser hat eine Lebensdauer von gut einem Jahr. In der App kann jederzeit die Lebensdauer des Filters in Prozent angezeigt werden. Das Austauschen ist sehr einfach und in weniger als einer Minute erledigt.

Laut Dyson kann der Filter 99,95 Prozent der Partikel, bis zu einer Größe von 0,1 Mikron, aus der Luft filtern. Dazu gehören Pollen, Bakterien, Schimmelpilzsporen, Abgase, Formaldehyd, Treibhausgase, Benzol und Stickstoffdioxid. Dadurch ist der Pure Cool vor allem für User interessant, die Probleme mit Allergien oder den Atemwegen haben.

Einfach nur Einschalten reicht aber nicht, um die Luftqualität zu verbessern. Je höher die Lüfterstärke, desto mehr Luft wird gefiltert. Daher sollte die Automatikfunktion dauerhaft aktiv sein. Alternativ kann man per App vor dem Verlassen des Arbeitsplatzes den Pure Cool auf einer hohen Stufe einschalten, damit die Luft gereinigt ist, bis man zuhause ankommt.

Ventilator

Der Pure Cool kann Luft in zehn Stufen ins Zimmer blasen. Laut Dyson ist die Lautstärke dabei geringer als ein vergleichbarer Ventilator mit derselben Leistung. Im Test nahm ich den Lüfter ab der Stufe 6 als so laut wahr, dass ich die Lautstärke beim TV anpassen musste. Außerdem war zu Beginn des Tests ein störendes Pfeifgeräusch zu hören. Dies begann ab etwa der dritten Betriebsstunde gegen Ende der vierten.

Bei Außentemperaturen von 32 Grad Celsius musste ich mindestens Stufe 8 wählen, um den Luftstrom als kühlend zu empfinden. Bei dieser Stärke ist das Betriebsgeräusch so laut, dass man schon die Stimme erheben muss, damit einem die Person, mit der man das Sofa teilt, noch gut versteht.

Auch muss man sich im Klaren sein, dass der Pure Cool, trotz des hohen Preises, nur ein Ventilator und keine Klimaanlage ist. Der Luftstrom ist bei hohen Innentemperaturen zwar angenehm, aber kühler wird es dadurch im Zimmer nicht. Die Sommerhitze macht die gefilterte und beschleunigte Luft aber dennoch erträglicher.

Fazit

519 Euro sind viel Geld für einen Luftreiniger, selbst, wenn er zusätzlich als Ventilator dient. Für Allergiker und Menschen mit Atemwegsproblemen kann der Pure Cool aber tatsächlich die Wohnqualität erhöhen und im Schlafzimmer platziert für eine angenehmere Nacht sorgen. Die Steuerung per App funktioniert gut, der Automatik- und Nachtmodus sowie das Erstellen von Zeitplänen sind sinnvolle Features.

Wer keine Probleme mit Pollen oder Asthma hat, sich durch hereinziehende Rauch- und Abgasgerüche nicht gesundheitlich belästigt fühlt und keine Kinder vor Schadstoffen in der Luft schützen will, braucht auch keinen Luftreiniger – egal ob von Dyson oder einem anderen Hersteller. Hat man sowieso vor sich einen Dyson-Ventilator zu kaufen, der in der Turmversion 349 Euro kostet und damit kein Schnäppchen ist, kann man gleich ein bisschen mehr investieren und mit dem Pure Cool die Version nehmen, die zusätzlich die Luft reinigt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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