Vollformat für Einsteiger: Canon 6D im Test
Canon rühmt sich mit seiner neuen Kamera die kleinste und leichteste Vollformat-Spiegelreflexkamera auf den Markt gebracht zu haben. Mit seinen 770 Gramm (mit Akku) ist die 6D tatsächlich angenehm leicht und auch die Abmessungen sind eine Spur geringer, als die von anderen Vollformat-Kameras. Der Body der 6D misst 145 x 111 x 71 mm und liegt in der Praxis deutlich kompakter in der Hand als der der 5D Mark III, die außerdem knapp 200 Gramm mehr auf die Waage bringt.
In Sachen Verarbeitung gibt es an der 6D wenig auszusetzen. Trotz der Tatsache, dass Canon auf Metallverstärkungen großteils verzichtet (wohl auch aus Gewichtsgründen) fühlt sich die 6D hochwertig und widerstandsfähig an, auch, wenn sie optisch so mehr an ein DLSR-Eisteigermodell erinnert.
Ausstattung und Bedienung
In Sachen Tastenlayout und Bedienung ist die 6D konventionell gehalten, versierte Canon-Nutzer werden demnach keine lange Eingewöhnungsphase benötigen. Anwender mit größeren Händen werden sich bei der 6D aufgrund der kompakten Maße einen Batteriegriff anschaffen müssen.
Auf der Kamera sind zwei Displays vorhanden, das Hauptdisplay auf der Rückseite hat eine Diagonale von drei Zoll und präsentiert sich im Test als kontrastreich und hell genug, um auch im strahlenden Sonnenschein noch genug erkennen zu können. Zusätzlich ist auf der Kameraoberseite noch ein Zweitdisplay vorhanden, das die wichtigsten Einstellungen anzeigt.
Bilder werden auf einer SD-Karte gespeichert, für die ein entsprechender Slot vorhanden ist. Im Gegensatz zu Nikons D600 ist bei der 6D lediglich ein Kartenslot vorhanden, was gerade Profi-Anwender stören dürfte, da man etwa kein automatisches Backup erstellen kann.
Der optische Sucher hat laut Canon einen Bildfeldabdeckung von 97 Prozent und zeigt neben den Autofokuspunkten auch Infos zu Belichtungszeit oder Lichtempfindlichkeit an. Im Test fiel auf, dass der Sucher die Umgebung etwas dünkler darstellt, als etwa bei der Nikon D600. Hier heißt es mit der 6D aufpassen, ohne zu schnell an der Belichtungskorrektur zu drehen.
Herzstück der 6D ist ihr CMOS-Vollformatsensor mit einer Auflösung von 20,2 Megapixel. Auf dem Papier muss sich die 6D damit zwar knapp gegenüber der Mark III (22,3 Megapixel) und der D600 (24,3 Megapixel) geschlagen geben, in der Praxis macht die minimal geringere Auflösung aber nur in den seltensten Fällen einen Unterschied.
Lichtempfindlichkeit und Rauschverhalten
In Sachen Lichtempfindlichkeit spielt die 6D in einer Liga mit der Mark III. Der ISO-Bereich lässt sich von 100 bis 25.600 schrauben, im erweiterten Bereich von 50 - 102.800. Das Rauschverhalten ist dabei äußerst positiv zu bewerten. Bis ISO 3.200 ist kaum eine Beeinträchtigung des Bildes wahrzunehmen und auch danach hält sich das Rauschen in Grenzen. Selbst mit einem Wert von 12.800 lassen sich durchwegs brauchbare Ergebnisse erzielen.
Autofokus
Dass es sich bei der 6D um kein Vollformat-Spitzenmodell handelt, merkt man sehr deutlich an den Autofokus-Spezifikationen. So sind lediglich elf Autofokuspunkte mit einem zentral positionierten Kreuzsensor vorhanden. Die Konkurrenzmodelle können an dieser Stelle mit einem Vielfachen aufwarten. Dieser technische Umstand spiegelt sich natürlich auch in der Performance in der Praxis wider. In Situationen, wo es schnell gehen muss, hat man hier immer wieder Probleme. Das beeinflusst aber nicht die Präzision des Autofokus in Situationen unter besseren Bedingungen. Steht das Motiv still, fokussiert die 6D trotz der mageren Ausstattung flott und genau.
Bildqualität und Funktionen
Bei der Bildqualität muss sich die 6D nicht vor der Vollformat-Konkurrenz verstecken. Der 20-Megapixel-Sensor produziert natürliche und kontrastreiche Aufnahmen, die sich mit freiem Auge nicht von denen einer Mark III unterscheiden lassen. Die Farbdarstellung ist angenehm neutral, ohne dabei blass oder langweilig zu wirken.
In Sachen Software-Funktionen setzt Canon bei der 6D ebenfalls auf Bewährtes. Die verschiedenen Bildmodi und Anpassungsmöglichkeiten hat man alle schon bei früheren Kameras gesehen und bieten keine besonderen Überraschungen. Im Vergleich zur Mark III sind einige Optionen weniger umfangreich ausgefallen, so kann man bei der 6D HDR lediglich ein- oder ausschalten, ohne die Intensität stufenweise zu regeln. Auf ausgefallenere Effekte, wie man sie etwa bei Sonys Vollformat-SLT Alpha A99 findet, verzichtet Canon.
In Full-HD-Auflösung macht die Kamera Videoaufnahmen wahlweise mit 30 fps, 25 fps oder 24 fps. In 1280 x 720 werden die Aufnahmen mit 60 oder 50 fps gemacht.
WLAN und GPS
Die Kamera ist sowohl mit WLAN als auch mit GPS ausgestattet. Mit der GPS-Funktion ist es möglich, die Fotos automatisch mit Geotags zuversehen. Durch den drahtlosen Netzwerkadapter kann die Kamera mittels eines Smartphones mit entsprechender App bedient werden. Das Programm "EOS Remote" ist für iOS und Android verfügbar und kann Bilder von der Kamera direkt auf das Handy übertragen oder auch als Fernauslöser mit Live-View auf dem Handy-Bildschirm genutzt werden. In der Praxis funktioniert das gut und schnell. Hat man das Kamera-WLAN dem Smartphone erstmal angelernt, lässt sich die Verbindung in Sekundenschnelle herstellen und nutzen.
Es ist außerdem möglich, die Kamera direkt mit einem WLAN-Hotspot zu verbinden und Bilder direkt zu Canons iMage Gateway Web Service hochladen. Dazu bekommt man von Canon kostenlos zehn GB Speicherplatz. Die Fotos lassen sich darüber hinaus direkt zu einem DLNA-fähigen TV-Gerät oder zu einer anderen Kamera mit WLAN-Unterstützung übertragen.
Aufgrund der Tatsache, dass das Kamera-WLAN aber auch entsprechend Akku braucht, sollte man nicht vergessen, es nach Gebrauch wieder zu deaktivieren. Im Test hat sich der gelegentliche WLAN-Einsatz nicht dramatisch auf die Akkulaufzeit ausgewirkt, man sollte den Verbrauch aber dennoch im Auge behalten. Besonders aufpassen sollten Anwender, die ihre Kamera nicht regelmäßig ausschalten, sondern sie automatisch in den Sleep-Modus fallen lassen. Sofern das Gerät nämlich mit einem WLAN-Hotspot verbunden ist, wird die Verbindung hier aufrecht erhalten, was kontinuierlich an den Stromreserven saugt.
Fazit: Vollformat-Schnäppchen mit Einbußen
Die 6D liefert eine außerordentlich gute Bildqualität ab, auch unter Lichtverhältnissen, bei denen andere Kameras schon lange aufgeben. Extras wie der WLAN-Adapter und der GPS-Empfänger machen Sinn und ergänzen die DSLR auf eine positive Art und Weise. Auch die kompakten Abmessungen und das geringe Gewicht machen die 6D zu einem idealen Vollformat-Begleiter.
Einbußen muss man jedoch an anderen Stellen machen machen. In Sachen Autofokussensoren hat Canon im Vergleich zur Mark III einen regelrechten Kahlschlag hingelegt und hier drastisch eingespart. Das hat zwar nicht zur Folge, dass man manuell Fokussieren muss, aber bei schnellen Bewegungsabläufen, wie etwa bei Sportveranstaltungen, kann es bei der 6D relativ schnell passieren, dass der Autofokus nicht Schritt halten kann. Hier kommt es natürlich in erster Linie darauf an, was man mit der Kamera machen will - für Porträtfotografie reicht der Autofokus der 6D wieder voll aus.
Die Canon 6D kostet 1.999 Euro (nur Body, UVP) und ist bereits im Fachhandel verfügbar.
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Modell:
Canon 6D
Bildsensor:
20,2 Megapixel CMOS-Vollformat-Sensor
ISO:
100-25.600 (50-102.800 erweitert)
Fokus:
Elf Fokuspunkte, davon ein Kreuzsensor
Serienbilder:
4,5 Bilder pro Sekunde
Video:
1920 x 1080, 30 fps, 25 fps, 24 fps
1280 x 720, 60 fps, 50 fps
Speicher:
SD-Kartenslot
LCD:
3,0 Zoll, 1.040.000 Pixel
Optischer Sucher:
97 Prozent Bildfeldabdeckung
Maße:
145 x 111 x 71 mm
Gewicht:
755 Gramm (Body mit Akku und Speicherkarte)
Preis (UVP, Body):
1.999 Euro
Link:
Alle technischen Daten auf der Webseite des Herstellers