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Xiaomi Mi Mix 2 im Test: Es geht auch ohne Notch

Das Xiaomi Mi Mix 2 ist bereits Ende 2017 erschienen, war bisher aber hauptsächlich als Grauimport erhältlich. Jetzt wo Xiaomi offiziell in Österreich angekommen ist, ist es deutlich einfacher dieses Smartphone zu erwerben. Man findet es etwa im Mi Store in der Shopping City Süd bei Wien (499 Euro) oder bei Providern. So hat etwa Drei das Xiaomi Mi Mix 2 ins Sortiment aufgenommen (ab 0 Euro).

Wer günstiger bei Online-Händlern kaufen will (ab 360 Euro) sollte darauf achten, die „Global Version“ zu bekommen, die Google Play zertifiziert ist. Ansonsten bekommt man möglicherweise einen Grauimport mit chinesisch-sprachigen Betriebssystem und ohne Play Store.

Kein Notch

Das Mi Mix 2 ist ein optisch eindrucksvolles Gerät. Die geraden Linien mit den sanft gerundeten Ecken lassen es sehr präsent sein, wenn es am Tisch liegt. Das Glas der Vorderseite und Keramik der Rückseite schließt fast perfekt mit dem Metallrahmen ab. So schön hat das Samsung beim Galaxy S9 nicht geschafft.

Bei aktiviertem Display wird der größte Design-Trumpf des Mi Mix 2 sichtbar. Der Rahmen an der Oberseite ist sehr dünn, obwohl auf den Notch verzichtet wird, der mittlerweile droht zum Industrie-Standard zu werden. Der Rahmen links und rechts ist ebenfalls dünn und in etwa auf dem Niveau des S9, das aber mit gebogenen Rändern etwas nachhilft.

Der dünne Rahmen oben wird durch einen Trick erkauft: Die Frontkamera und Benachrichtigungs-LED wandern in den Rahmen nach unten. Dieser ist dadurch größer als beim Samsung Galaxy S9. Es ist zwar schade, dass der Rahmen unten nicht dünner ist, aber im Alltag fällt das nicht störend auf, da der Blick häufiger in der oberen Hälfte des Smartphones liegt.

Ein kleiner Schönheitsfleck ist die hervorstehende Kamera an der Rückseite. Die goldene Akzentfarbe rundherum ist Geschmackssache – ich hätte Schwarz bevorzugt.

Handling

Die bereits zuvor erwähnten präzisen Übergänge und die sanften Rundungen des Rahmens lassen das Mi Mix 2 angenehm in der Hand liegen. Da fällt auch das eigentlich hohe Gewicht mit 185 Gramm nicht störend auf.

Vorsichtig muss man beim Ablegen des Mi Mix 2 sein. Die Rückseite haftet zwar gut an der Hand (und ist ein Fingerabdruckmagnet), nicht aber auf minimal unebenen Flächen. Dadurch, dass die Kamera erhaben ist, hat das Smartphone wenig Auflagefläche und rutscht auf dem Sofa gerne mal Richtung Abgrund.

Der Fingerabdruckscanner ist gut zu erreichen, ebenso die Lautstärke- und Standby-Taste. Dennoch werden sich User mit großen Händen mit dem Mi Mix 2 leichter tun. Durch das 5,99-Zoll-Display im 18:9-Format gehört es eher zu den großzügig dimensionierten Smartphones.

Display

Der Touchscreen hat die Auflösung 2160 x 1080 Pixel. Die Darstellung ist scharf, die Farben aber auf der blassen Seite – selbst für ein LC-Display. Abhilfe schafft hier das Menü „Kontrast & Farben“ in den Einstellungen. Die Option „Erhöhter Kontrast“ liefert bessere Resultate, erzeugt dafür aber einen leichten Gelbstich, was besonders bei Weiß auffällt. Etwas Weißer wird es wenn „Automatischer Kontrast“ und „Standard“ gewählt wird, dann sind aber wieder die Farben zu blass. Mit „Kalt“ statt „Standard“ gibt es einen Blaustich. Ein richtig schönes Weiß, wie es etwa Sony mit seinem XZ2 schafft, gibt es nicht.

Eine weitere kleine Schwäche ist die automatische Bildschirmhelligkeit. Das Display ist oft zu dunkel. Im Test musste ich häufig manuell nachbessern. Wird die Helligkeit nach oben gedreht, wirken auch die zu blassen Farben lebendiger.

Software

Das Mi Mix 2 nutzt Android 8.0 mit Xiaomis eigener Oberfläche. Optisch bin ich kein Fan davon. Zudem gibt es einige Animationen, die eine Spur zu lange dauern, weshalb das Mi Mix 2 manchmal träge wirkt, obwohl es eigentlich flott ist. Einen App Drawer gibt es nicht, die Apps werden durch Wischen nach rechts am Homescreen angezeigt. Wer das ändern will, muss einen alternativen Launcher installieren.

Es gibt ein paar lästige Kleinigkeiten. So ließ sich bei meinem Testgerät etwa das Wetter-Widget in der Statusleiste nicht deaktivieren. Auch der Guide, der beim Wischen im Homescreen nach links auftaucht und im Grunde eine weniger brauchbare Version des Google Feed ist, lässt sich nicht deaktivieren. Um die Statusbar komplett zu öffnen braucht es zwei Wischer – eigentlich sollten wir diese Smartphone-Phase schon im Jahr 2016 hinter uns gelassen haben. Einige Funktionen sind nicht eindeutig beschrieben bzw. beschriftet. So gibt es etwa im Homescreen die Einstellung „Änderungen nicht zulassen“.

Wühlt man sich durch die Einstellungen, findet man durchaus praktische Sachen, wie etwa den Navigationsball. In Kombination mit dem Ausblenden der unteren Menüleiste ist das eine brauchbare Alternative zur klassischen Bedienmethode. Mit der Funktion „Dual Apps“ kann man eine App doppelt installieren, was etwa sinnvoll ist, wenn Apps keinen vernünftigen Multi-User-Support haben.

Leistung und Ausstattung

Das Mi Mix 2 ist mit einem Snapdragon 835 Prozessor und 6 GB RAM ausgestattet. Das ergibt folgende Benchmarkwerte:

BaseMark 895
3D Mark Sling Shot Extreme 3327
Work 2.0 Performance 7249
Vellamo Metal 2801
Vellamo Multicore 4184
Antutu 209162

Rein von diesen Ergebnissen reiht sich das Mi Mix 2 zwischen die 2017er und 2018er Spitzenmodelle der großen Smartphone-Hersteller ein. Im Alltag ist die Leistung mehr als ausreichend, auch mit aktuellen Games hat das Mi Mix 2 kein Problem.

Der Speicher ist 64 GB groß. In einigen Ländern wird auch eine Variante mit 128 GB angeboten. Es gibt einen Doppel-SIM-Slot. Im Gegensatz zu vielen anderen Smartphones kann der zweite SIM-Slot nicht als Micro-SD-Slot genutzt werden. Geladen wird per USB-C, eine 3,5mm-Klinkenbuchse gibt es nicht. Ein Adapter ist im Lieferumfang enthalten.

Der Akku ist 3.400 mAh groß. Das reichte für mich im Test mit gemischter Nutzung üblicherweise für einen ganzen Tag, auch mit manuell erhöhter Bildschirmhelligkeit.

Kamera

Das Mi Mix 2 setzt auf eine 12-Megapixel-Kamera mit nur einer Linse. Die Resultate sind guter Durchschnitt. Wie bei vielen Smartphones gibt es bei gutem Licht auch gute Fotos. Bei wenig Licht schwächelt das Mi Mix 2. Die Fotos weisen ein stärkeres Bildrauschen als etwa das Samsung Galaxy S9 auf und der Fokus ist weniger präzise.

Die Kamera-App ist für heutige Standards simpel aufgebaut. HDR muss manuell aktiviert werden, eine Automatik-Funktion gibt es nicht. Leider merkt sich die App nicht, dass HDR aktiviert war, wenn sie dazwischen geschlossen wird. Videos können in 4K aufgezeichnet werden. Das sollte man aber eher vermeiden, da auch hier die Qualität eher mittelmäßig ist.

Da die Frontkamera rechts unten im Rahmen ist, sollte man das Smartphone für Selfies auf den Kopf drehen. Ansonsten fotografiert man sich stets von unten, was für die meisten Menschen nicht vorteilhaft ist. Natürlich gibt es die für chinesische Smartphones üblichen Gesichts-Verschönerungsmodi, die die Haut glatter und Wangen dünner machen.

Fazit

Das Mi Mix 2 überzeugt durch das gelungene Design und die gute Performance. Die Schwächen offenbaren sich im Vergleich mit den Spitzenmodellen der großen Hersteller. Um etwa 360 Euro, die das Mi Mix 2 bei diversen Händlern kostet, kann man aber mit der gewöhnungsbedürftigen Software und der mittelmäßigen Kamera leben. Bevor man aber den UVP von 499 Euro zahlt, sollte man sich überlegen, ob man nicht lieber in ein günstigeres Samsung S8 (ab 440 Euro) oder ein aktuelles, aber teureres S9 (ab 590 Euro) investiert.

 

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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