Künstliche Intelligenz soll bald auch Arztbriefe erstellen
Viele Patient*innen, die stationär in einem Krankenhaus behandelt wurden, kennen das: Am Tag der Entlassung will man nichts wie raus - und wartet oft stundenlang auf den Entlassungsbrief. Auf der anderen Seite sitzen Spitalsmitarbeiter*innen, denen neben den Ressourcen auch die Zeit fehlt, die an anderen Stellen dringend benötigt würde. Dazu kommt, dass Gesundheitsdaten zu den am stärksten wachsenden Datenmengen zählen.
Mithilfe von Künstlicher Intelligenz könnten diese Prozesse im Krankenhaus dramatisch verkürzt werden: Forscher*innen des deutschen Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) arbeiten an einem "Arztbriefgenerator", der die ärztlichen Dokumente im Bruchteil der bisherigen Zeit erstellt.
➤ Mehr dazu: Werden wir bald von künstlicher Intelligenz behandelt?
Damit könne KI dabei helfen, "Mitarbeitende zu entlasten, Behandlungsergebnisse zu verbessern und Kosten einzusparen", schreiben die Entwickler in einem jetzt veröffentlichten Whitepaper "Language Processing in der Medizin". Vor allem in der Textverarbeitung gelangen zuletzt große Fortschritte: So können mithilfe von Algorithmen des sogenannten Natural Language Processing (NLP) mittlerweile Texte in natürlicher Sprache durch KI generiert werden.
Das inkludiert Lesen, Verstehen und auch das Schreiben von Texten mit medizinischem Hintergrund wie etwa Befunde, Dokumentationen oder Leitlinien, heißt es vom Fraunhofer-Institut.
Ende 2024 marktreif
Der darauf basierende Arztbriefgenerator soll Ende 2024 auf den Markt kommen und basiert auf einer Kombination aus Algorithmen und Künstlicher Intelligenz. Die KI wertet dafür vorliegende Dokumente aus und erstellt einen Text, der auch für die Patient*innen leicht verständliche Erklärungen enthält. Kontrolliert und ergänzt werden die erstellten Texte von Mediziner*innen, die den Arztbrief dann auch auf Knopfdruck ausdrucken.
Weitere Möglichkeiten
Ein Team des Fraunhofer-Instituts entwickelt derzeit in enger Zusammenarbeit mit medizinischem Personal mehrerer Universitätskliniken in Deutschland verschiedene Möglichkeiten, um Informationen aus Spitalsdokumenten zu extrahieren.
Damit seien noch längst nicht alle Möglichkeiten erschöpft, betont Teamleiter Dario Antweiler. "In naher Zukunft werden Modelle in der Lage sein, multimodal zu arbeiten - also auch Bilder oder tabellarische Daten und nicht wie bisher Texte und gesprochene Sprache zu verarbeiten." Daraus würden sich weitere Möglichkeiten ergeben, um Spitalsmitarbeiter*innen zu entlasten und Behandlungsprozesse weiter verbessern zu können.