Science

Warum fliegen wir überhaupt zurück zum Mond?

Eigentlich sollte am Montag die große NASA-Mission „Artemis 1“ zum Mond starten und den Beginn einer neuen Raumfahrt-Ära markieren. Der Start musste aber aufgrund von Triebwerk-Problemen abgebrochen werden.

Schon im Vorfeld gab es kritische Stimmen zur Mission, die sich jetzt noch lauter melden. Denn das Projekt ist mit enormen Kosten verbunden und jetzt würde die Riesen-Rakete nicht einmal fliegen, sticheln Kritiker*innen.

Ein Start kostet 4,1 Milliarden Dollar. Die Entwicklungskosten für das Orion-Raumschiff und die SLS-Rakete sollen bis 2025 auf 93 Milliarden Dollar ansteigen (mehr dazu hier). Statt Probleme auf der Erde zu lösen, tritt die USA erneut einen politischen Wettlauf gegen andere Nationen an und verbrennt Milliarden, die man in Bildung, Gesundheit oder Soziales investieren könnte, so der Vorwurf.

Auch die europäische Raumfahrtagentur ESA muss sich das gefallen lassen. Ihr Budget beläuft sich 2022 auf 7,15 Milliarden Euro, davon knapp 50 Millionen aus Österreich. Zusätzlich erhält die Raumfahrtagentur Zahlungen von Vertragspartnern. Pro Service-Modul, das im Orion-Raumschiff verbaut ist, erhält die ESA 301 Millionen Euro von der NASA.

Vom Mond zum Mars

Die ESA ist auch am „Lunar Gateway“ beteiligt. Die Raumstation soll im Mondorbit als Forschungslabor, Lager und Zwischenstopp für Raumschiffe funktionieren. ESA, NASA, CSA (Kanada) und JAXA (Japan) wollen spätestens 2025 das erste Modul der neuen Raumstation in Betrieb nehmen. Dort sollen sich Astronaut*innen monatelang aufhalten können. Langfristig könnten von dort aus auch Menschen zu benachbarten Planeten aufbrechen.

Bevor man von dort aus zum Mars fliegt, müssen aber die Auswirkung der kosmischen Strahlung auf den Körper erforscht werden. Anders als die Internationale Raumstation ISS wird sich Lunar Gateway außerhalb des schützenden Magnetfelds der Erde befinden. Personen sind dort also der Strahlung ausgesetzt. Sie ist eine der gefährlichsten Hürden, die es bei der bemannten Raumfahrt zu überwinden gilt. Sie kann das Krebsrisiko erhöhen, das Sehvermögen beeinträchtigen und Strahlenkrankheit auslösen.

Das Lunar Gateway soll Forschungsstation und Raumschiff-Bahnhof werden

Deshalb sollen bei Artemis 1 die Puppen Helga und Zohar im Orion-Raumschiff mitfliegen. An ihnen wird gemessen, wie stark sich die Strahlung auf dem Flug um den Mond auf Menschen auswirkt. Um eine Mondbasis aufzubauen und neue Planeten zu erkunden, muss ein effektiver Schutz gefunden werden. Diesen erhofft man durch die Artemis-1-Mission zu entwickeln.

Raumfahrt und Alltag

Der erste Start zum Mond markiert also nur einen winzigen Schritt nach vorn. Ob er das Geld wert ist, ist eine Grundsatzfrage. Blickt man zurück auf die Geschichte der Raumfahrt, zeigt sich, dass die meisten großen Investitionen die Menschheit auch auf der Erde nach vorne gebracht haben. Die Entwicklung von Solarzellen, wie sie heute weltweit für die Stromgewinnung eingesetzt werden, hat etwa ihren Ursprung in der Notwendigkeit, Satelliten und Raumschiffe mit Strom zu versorgen.

Wie bei allen Großprojekten im Weltraum lässt sich im Vorhinein schwer sagen, warum eine Investition wertvoll ist. Ohne die Apollo-Mission gäbe es vielleicht heute keine Smartphones mit winzigen Kameras, keine LED-Lampen, Wasser- und Luftfilter oder Sneakers. Sie wurden für die Reise zum Mond entwickelt und werden heute von allen genutzt. Zum Start der Mission konnte man das aber noch nicht wissen.

Mit Artemis schreitet etwa die Forschung zu 3D-Druck-Verfahren voran. So forscht die ESA, wie man Baumaterial aus Mondgestein drucken kann. Dabei steht Nachhaltigkeit im Fokus, wovon wir auf der Erde profitieren könnten.

Fragt man, ob sich große Investitionen lohnen, oder ob das Geld sinnvoller eingesetzt werden kann, muss man auch fragen, ob wir in den Fortschritt der Menschheit investieren oder stillstehen wollen.

Frag die futurezone

In der Rubrik "Frag die futurezone" recherchieren und beantworten wir ausgewählte Fragen zu Tech-Themen für euch.

Stellen könnt ihr sie mit einer E-Mail an die Adresse redaktion@futurezone.at - Betreff: "Frag die futurezone", ihr könnt uns aber auch gern via Social Media (Facebook, Instagram, Twitter) kontaktieren

Klicken Sie hier für die Newsletteranmeldung

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

mehr lesen