Radioaktive Strahlung in Österreich: So wird sie gemessen
Vergangene Woche wurden über Nordeuropa erhöhte radioaktive Werte gemessen. Der Ursprung war vorerst unklar und stellte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) vor ein Rätsel. Am Freitag hieß es nun, dass die leicht erhöhte Konzentration, die für Menschen und Tiere ungefährlich sei, wahrscheinlich vom Betrieb oder der Wartung eines Atomreaktors stamme.
Um radioaktive Strahlung in der Luft zu registrieren, gibt es auf der ganzen Welt spezielle Messeinrichtungen. Auch in Österreich wird die Umwelt im Rahmen eines Strahlenfrühwarnsystems permanent von 300 Messstationen überwacht. Außerdem wird der Radionuklidgehalt in Luft, Niederschlag und Gewässern sowie in Lebensmitteln und Trinkwasser regelmäßig im Labor untersucht.
Strahlenbelastung in Österreich
Die aktuellen Werte des Strahlenfrühwarnsystems in Österreich kann man hier auch live im Netz verfolgen. Die Daten kommen von 111 Stationen, wie es vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus heißt. Sie seien demnach eine repräsentative und flächendeckende Auswahl in allen Bezirkshauptstädten, Orten in Grenznähe sowie Höhenstationen.
Die Werte werden anhand eines Farbschemas von grün bis rot dargestellt - graue Kästchen sagen aus, dass von der entsprechenden Station aktuell kein Wert vorliegt. Ähnliche Online-Kartenansichten gibt es auch in Deutschland und der Schweiz.
Nanosievert
Gemessen wird die radioaktive Strahlung in Sievert, benannt nach dem schwedischen Wissenschaftler Rolf Sievert. In Österreich liegen die Werte je nach Standort zwischen 70 und 200 Nanosievert pro Stunde (nSv/h). 1 Nanosievert entspricht einem Milliardstel Sievert, also 0,000000001 Sievert.
Zur Einordnung: Die letale Dosis beginnt bei etwa 1 Sievert. Der tatsächliche Schaden hängt davon ab, wie lange man der Strahlung ausgesetzt ist. Beim Reaktorunfall in Tschernobyl waren die Ersthelfer kurzfristig einem Wert von bis zu 16 Sievert ausgesetzt.
Die bei dem Unfall freigesetzte Strahlung reichte bis nach Österreich, so wurde hierzulande an den Messstellen ein Anstieg auf das Zehnfache des Normalwerts gemessen. Österreichischer Boden wurde durch die Tschernobyl-Katastrophe sowie durch atmosphärische Kernwaffentests in den 1950er- und 1960er-Jahren auch mit Cäsium-137 belastet. Auch hier gibt es eine interaktive Karte mit der entsprechenden Bodenbelastung.
Natürliche Strahlung
Abgesehen von derart außergewöhnlichen Ereignissen handelt es sich bei der in Österreich auftretenden Strahlung um eine natürlichen Ursprungs. Dazu zählt etwa Strahlung von radioaktiven Elementen der Umwelt, aber auch kosmische Strahlung. Letztere wird mit zunehmender Höhe stärker. Das ist auch der Grund, wieso man im Flugzeug einer erhöhten Strahlungsbelastung ausgesetzt ist.