Ein Atomkraftwerk wird als Ursache vermutet (Symbolbild)

Ein Atomkraftwerk wird als Ursache vermutet (Symbolbild)

© APA/AFP/PHILIPPE DESMAZES / PHILIPPE DESMAZES

Science

Radioaktive Strahlung über Europa: Ursprung unbekannt

In Teilen Schwedens, Finnlands und Norwegens ist in den vergangenen Tagen eine leicht erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (CTBTO) erklärte am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter, dieser sei für Menschen ungefährlich.

Sie veröffentlichte eine Landkarte, auf der das mutmaßliche Herkunftsgebiet der erhöhten Radioaktivität markiert ist. Es erstreckt sich über das südliche Drittel Schwedens, die Südhälfte Finnlands, Estland, Lettland sowie den Nordwesten Russlands einschließlich St. Petersburg.

Die von einer schwedischen Messstation der Organisation registrierten Isotope (Cäsium 137, Cäsium 134 und Ruthenium 103) seien "sehr wahrscheinlich ziviler Herkunft", erklärte Lassina Zerbo, Generalsekretär der in Wien ansässigen Organisation CTBTO. Seine Organisation sei in der Lage, die wahrscheinliche Herkunft zu benennen, sei dafür jedoch nicht zuständig.

Der russische Atomkonzern Rosenergoatom erklärte, in seinen Atomkraftwerken Leningrad und Kola seien keine Fehler festgestellt worden. Die Emissionen hätten "im benannten Zeitraum nicht die Kontrollwerte überschritten", sagte ein Sprecher laut russischen Nachrichtenagenturen.

"Aus Richtung Westrussland"

Nach Angaben des niederländischen Instituts für öffentliche Gesundheit und Umwelt "kommen die Radionukleide aus der Richtung Westrussland". Eine genauere Bestimmung erlaubten die Messungen jedoch nicht. Es handle sich um künstliche Nukleide. Ihre Zusammensetzung "kann auf Schäden an einem Brennelement in einem Atomkraftwerk hindeuten", erklärte die niederländische Behörde.

Außer Russland betreiben in der Region auch Finnland und Schweden Atomkraftwerke. Auch dort wurde kein Zwischenfall gemeldet. In den baltischen Staaten sind keine Reaktoren mehr in Betrieb, Litauen hatte sein einziges Akw russischer Konstruktion bei seinem Eintritt in die EU abgestellt.

Vorfall im Jahr 2017

In der Vergangenheit gab es einen ähnlichen Vorfall. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit zog im Herbst 2017 eine mysteriöse, schwach radioaktive Wolke über weite Teile Europas. In detektivischer Forschungsarbeit fand ein Team um den österreichischen Strahlenphysiker Georg Steinhauser den sehr wahrscheinlichen Verursachungsort im südlichen Ural (Russland). Reaktorunfall gab es dort allerdings keinen, berichten sie im Fachblatt "PNAS".

Dass etwa ein abgestürzter Satellit, der Radioisotope an Bord hatte, die Quelle war oder die Belastung gar von einem größerer Reaktorunfall herrührte, sei aufgrund der Daten auszuschließen. Da neben Ruthenium keine anderen radioaktiven Stoffe in erhöhtem Ausmaß registriert wurden, lag für die Wissenschafter der Schluss nahe, dass der Verursacher eine Wiederaufbereitungsanlage gewesen sein muss.

Mehr zu dem Vorfall könnt ihr hier nachlesen.

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