Crowdfunding: Fertighausfirma Elk kämpft mit Problemen
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
„Wir mussten die Transaktion in ein Private Placement umwandeln“, sagte Finnest-Geschäftsführer Jörg Bartussek am Montag. Anstatt sich breit an Kleinanleger zu wenden, haben Finnest und Elk nun gezielt Investoren, zum Beispiel Stiftungen und Fonds, angeschrieben. Wieviel diese bereit waren herzugeben, dürfe er nicht sagen, so Bartussek. Die einmonatige Kampagne ist am Wochenende zu Ende gegangen.
Der niederösterreichische Fertigteilhausanbieter Elk wollte seine Expansion in Großbritannien ursprünglich über einen vierprozentigen Lohnverzicht der rund 720 Mitarbeiter in Schrems finanzieren. Nach heftigen Protesten von Betriebsrat und Gewerkschaft ruderte das Unternehmen aber im April zurück und versuchte sein Glück nun bei der Crowd, also kleinen Investoren.
Nachrangige Darlehen
Bei ihnen wollte Elk mindestens 500.000 Euro über nachrangige Darlehen einsammeln. Eine Untergrenze gab es bei Finnest aber nicht. Auf der Plattform können interessierte Anleger ihr eigenes Finanzierungsangebot machen und den von ihnen gewünschten Zinssatz nennen. Bei Elk lag die Höchstgrenze bei 5 Prozent im Jahr, potenzielle Geldgeber konnten zwischen 5.000 und 100.000 Euro zur Verfügung stellen.
Solche Finanzierungen ohne aufwendigen Kapitalmarktprospekt sind erst seit dem Inkrafttreten des neuen Alternativfinanzierungsgesetzes (AltFG) mit 1. September möglich. Erst ab einem Emissionsvolumen von 5 Millionen Euro braucht es den vollen Prospekt, zwischen 1,5 und 5 Mio. Euro gilt lediglich die - von Anlegerschützern kritisierte - Prospektpflicht light.
Offene Fragen
Bei Elk tat sich jedoch eine noch offene Frage auf, auf die Finnest von seinen Anwälten hingewiesen wurde, wie Bartussek sagte. „Elk ist aufgrund einer EU-Empfehlung aus dem Jahr 2003 kein mittelständischer Betrieb.“ Elk hat insgesamt mehr als 1.300 Mitarbeiter, die EU-Grenze liegt laut Bartussek bei 250. Das habe der österreichische Gesetzgeber beim Crowdfunding-Gesetz, das auf mittelständische Unternehmen abstelle, nicht bedacht.
Erfolgreich zu Ende gegangen ist indes die parallel zu Elk auf Finnest gelaufene Kampagne für Biogena. Der Salzburger Nahrungsergänzungsmittel- und Mikronährstoffhersteller bekam in einem Monat rund eine halbe Million Euro zusammen. Der Großteil der Investoren (70 Prozent) kam aus Österreich, der Rest aus Deutschland (25 Prozent) und anderen EU-Ländern. Im Schnitt wurden 15.000 Euro investiert. Biogena verspricht sechs Prozent Zinsen für ein qualifiziertes fünfjähriges Nachrangdarlehen. Jene, die Biogena auch für weniger Gewinn unterstützt hätten - zum Beispiel drei Prozent -, bekommen trotzdem sechs Prozent. Diejenigen, die nur bei einer neunprozentigen Verzinsung eingestiegen wären, haben am Wochenende eine Absage bekommen. „Das waren ganz wenige“, so Bartussek.
Das Risiko für die Anleger: Wenn das Unternehmen in der Laufzeit des Darlehens insolvent wird, werden die Crowd-Anleger am Schluss befriedigt. „Wir versuchen das Risiko zu minimieren, indem wir uns jedes Unternehmen ganz genau anschauen“, so Bartussek. Finnest will noch heuer mit zwei weiteren Kampagnen starten: Ein Unternehmen komme aus dem Bildungssektor, eines aus der Gastronomie, kündigte Bartussek an.
Kommentare