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Deutsche Telekom verkauft Scout24 an US-Investor

Die Deutsche Telekom hat ihre Internettochter Scout24 mehrheitlich an den US-Finanzinvestor Hellman & Friedman verkauft. Die Transaktion über die Abgabe von 70 Prozent an dem Unternehmen belaufe sich auf ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro, teilte das Unternehmen am Donnerstag in Bonn mit. Der Vollzug werde für das erste Quartal 2014 erwartet. Vor knapp 10 Jahren hatte die damalige Telekom-Tochter T-Online die Handelsplattform von der schweizerischen Beisheim Holding für 180 Millionen Euro übernommen. Mit mehr als 10 Millionen Besuchern monatlich gehört Sout24 zu den größten Marktplätze im Internet unter anderem für Autos, Immobilien, Finanzprodukte und Reisen.

Optimistische Bewertungen

Scout24 werde insgesamt mit rund zwei Milliarden Euro bewertet. Das wäre Finanzkreisen zufolge das 20-Fache des operativen Gewinns. Das liegt deutlich über den Preisen, die bei Private-Equity-Deals zuletzt gezahlt wurden. Das vom Geschäftsmodell her vergleichbare britische Immobilienportal Rightmove wird aktuell mit dem 22-Fachen des erwarteten operativen Gewinns bewertet. Selbst solche Bewertungen stellen für Beteiligungsfirmen momentan kein Hindernis dar. Seitdem die Notenbanken ihre Schleusen weit geöffnet halten, sind Kredite so günstig wie noch nie. „Es ist so viel billiges Geld da draußen, dass Investoren nicht mehr so umsichtig agieren“, sagte ein Telekom-Aktionär, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Auf Investoren-Treffen müssten mittlerweile Extra-Stühle geholt werden. Manche Private-Equity-Häuser warnen bereits vor einer Übertreibung. Beteiligungsfirmen finanzieren einen Großteil ihrer Zukäufe mit Schulden, die sie dann den gekauften Firmen auflasten. Obermann dagegen kann sich über die willkommene Geldspritze freuen. Denn der Netzausbau in Deutschland und in den USA verschlingt Milliardensummen. Allein für vier Milliarden Euro will die Telekom ihr Mobilfunknetz in den USA modernisieren - weitere sechs Milliarden Euro sollen in den Breitband-Ausbau in Deutschland fließen. Allerdings dürfte dem Manager, der Ende Dezember nach sieben Jahren das Ruder an Finanzchef Tim Höttges abgibt, die Verkaufs-Entscheidung aus strategischer Perspektive nicht leicht gefallen sein.

Zu teuer für Springer

Denn Internetgeschäfte wie Scout24 sollten eigentlich dazu beitragen, die Umsatzdelle im alten Telefongeschäft auszugleichen. Zu der Scout-Gruppe gehören die Anzeigenseiten Immoscout24, Autoscout24, TravelScout24 sowie Friendscout24. Die Telekom hatte Scout 2004 für rund 180 Millionen Euro von der Schweizer Beteiligungsfirma Beisheim erworben. Danach baute der Konzern das Geschäft durch kleinere Zukäufe aus. Ins Schaufenster wurde die Anzeigengruppe schon vor einiger Zeit gestellt. Vor allem Finanzinvestoren waren interessiert, weil das Unternehmen stabile Einnahmen verspricht. Nach Reuters-Informationen waren neben Hellman & Friedman zuletzt noch die Investoren EQT und Silverlake im Rennen. Axel Springer hatte sich wegen des hohen Preises im September aus dem Bieterrennen zurückgezogen. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Jefferies organisieren den Verkauf.

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