© Jumio/Netswipe

Weltpremiere

Jumio: Revolutionärer Bezahldienst gegen PayPal

Man zückt die Kreditkarte, hält sie vor die Webcam, ein patentiertes System scannt die Kreditkarte, verifiziert sie und durch die Eingabe des dreistelligen CCV-Codes auf der Rückseite der Karte genehmigt der Kreditkartenbesitzer die Transaktion. „Das ist nicht nur eine total einfache, sondern auch total sichere Methode des Bezahlens“, sagt Jumio-CEO Daniel Mattes im futurezone-Gespräch. Im vergangenen Jahr gründete er Jumio und entwickelt seither ein neues Bezahlsystem, dessen Launch eigentlich bereits im März stattfinden hätte sollen. „Normalerweise halte ich mich an die 80/20-Regel“, sagt Mattes. „Wenn 80 Prozent eines Produkts fertig sind, launche ich es. Aber ein Bezahlsystem muss zu hundert Prozent funktionieren.“

CCV-Handel im Web
Problem beim Zahlen im Internet ist heute, dass Kreditkartennummer, Ablaufdatum und CCV (Card Validation Code) ausreichen, um im Web zu bezahlen, solche Daten werden im Web zu Hauf angeboten. Erbeutet werden diese Informationen oft bei Phishing-Attacken erbeutet, bei denen ohne Wissen des Computer-Nutzers Keylogger-Programme installiert werden. Diese speichern mit, was der Computernutzer in seinen Computer tippt, also auch Kreditkartennummern etc. „Bei Netswipe muss man die Karte physisch in Händen halten“, so Mattes, „damit ist Missbrauch so gut wie ausgeschlossen.“ Freilich könnten auch Diebe, die die Karte in Händen halten, das System nutzen, „aber das große Problem beim Bezahlen im Internet ist der Kreditkartendatenhandel im Web“, so Mattes. Um eventuell auf einem Rechner installierte Keylogger auszutricksen, müssen bei Netswipe die CCV-Zahlen auf einer am Bildschirm eingeblendeten Tastatur mit der Maus eingegeben werden.

Die Technologie, mit der die Karte gescannt wird, hat Mattes in Israel entdeckt, die Patente der Entwickler erworben und perfektioniert. Die Fehlerquote liege bei 1:1.000.000. Beim Bezahlvorgang wird die Karte vor die Webcam – jede Cam mit VGA-Auflösung funktioniert - gehalten, der Client erkennt an Hand der Unebenheiten (Schrift, Muster etc.), ob es sich um eine Kopie oder eine echte Karte handelt. Nur dann wird ein sicherer Videostream mit der Netswipe-Zentrale hergestellt. „Es werden keine Fotos von der Karte gemacht, keine Daten gespeichert, das System am Server verifiziert nur die Echtheit der Karte“, so Mattes. Netswipe wird, davon sind Experten überzeugt, Online-Bezahldienste wie etwa PayPal direkt angreifen.

Drei Netswipe-Produkte
Zum Start wird es drei Produkte geben. Bei "Netwipe Start" lässt sich ein Payment-Plug-in in eine Webseite integrieren, so einfach wie ein YouTube-Video. Bei Netswipe Start fallen 2,75 Prozent Provision an. "Netswipe Scanning" ist ein Produkt für Online-Shops, die bereits ein Bezahlsystem haben und die Netswipe-Funktion integrieren wollen; abgerechnet wird per Scan. "Netswipe Processing" ist ein Komplett-System, bei der Jumio auch das Backend-System liefert, hier richtet sich der Preis nach Shop-Größe und Lösung.

Spannend wird es im Herbst, dann soll eine mobile Netswipe-Variante auf den Markt kommen. „Man lädt sich die App auf das Smartphone und kann dann Geld kassieren“, so Mattes. Ob Servicemann, Lieferant oder Nachhilfelehrer.

Die prominenten Teilhaber
An die Netswipe-Idee glauben jedenfalls viele, daher sind auch einige bekannte IT-Größen mit an Bord: Eduardo Saverin, der mit Mark Zuckerberg Facebook gegründet hat, ist bei Jumio genauso dabei wie der ehemalige Google-Manager Zain Khan, der die Infrastruktur des Suchgiganten aufgebaut hat, Mark Britto, der die Online-Bezahlsysteme von eBay und Amazon entwickelt sowie der NASA-Experte Maarten Linthorst, der die ersten zwei Server zum ARPANET, dem Vorläufer des heutigen Internet, zusammengeschlossen hat. Zum sechsköpfigen Advisory-Board gehören noch Bjorn Evers, ein ehemaliger Online-Gaming-Experte und TJP-Manager Thomas Jungreithmeir an.

Der Österreicher Daniel Mattes hatte 2005 mit Roman Scharf den Internet-Telefoniedienst Jajah gegründet und 2009 um 145 Mio. Euro an den spanischen Betreiber Telefonica verkauft. Während sich Scharf in den USA auf sein Kunstprojekt Talenthouse fokusiert, hat Mattes Jumio gegründet. Anstatt das Startkapital für den Bezahldienst Netswipe - 6,5 Mio. Dollar - über einen Risiko-Kapitalgeber aufzustellen, hat Mattes eine „Special Purpose Acquisition Company“ (SPAC) gegründet. Diese kaufte die Anteile und bot sie wiederum reichen Leuten an. Bezeichnet wird dieser „Club der Reichen“ als „Ultra HNWI“, also "Ultra High Net Worth Individuals". Jeder Interessent muss mindestens fünf Millionen Dollar Eigenkapital besitzen und dies auch belegen.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare