Geldnot

TU Wien: Platzbeschränkung bei Informatik

Die Informatik-Fakultät der Technischen Universität (TU) Wien zieht aus Angst um die Qualität in Lehre und Forschung die Reißleine: Sollte es kein zusätzliches Budget geben, können ab Herbst nur noch 420 Informatik-Studienanfänger pro Jahr betreut werden, kündigte die Fakultät am Mittwoch in einer Aussendung an. Nach einem Monat sollen Studienanfänger in jeder Lehrveranstaltung über den Stoff aus den ersten vier Wochen geprüft werden. Nur wer positiv ist, darf mit dem jeweiligen praktischen Teil beginnen. Gleichzeitig will die Fakultät mit der Initiative „Schlüsseltechnologie Informatik" auf ihre Unterfinanzierung aufmerksam machen.

Überlastung
„Unser System steht kurz vor dem Kollaps und nur das große Engagement der Lehrenden und die hohe Flexibilität und das Verständnis der Studierenden machen einen Betrieb noch möglich", begründet Dekan Gerald Steinhardt die angekündigte „Anpassung der Studierendenzahlen an die vorhandenen Ressourcen". Auch an anderen Unis gebe es Methoden zur Aufteilung des knappen Platzes. So existiere an der Uni Wien ein System, bei dem Studenten Punkte auf Lehrveranstaltungen verteilen müssen und nur jene mit den meisten Punkten einen Platz bekommen.

Politik wird gefordert
Die Kapazitätsgrenzen seien seit Jahren überschritten: Die Lehrenden müssten unter permanenter Überbelastung mehr als die Hälfte aller Informatik-Studenten des Landes ausbilden, obwohl das Studium in Österreich an sechs weiteren Standorten angeboten werde. Aus Steinhardts Sicht ist nun das Wissenschaftsministerium am Zug. Immerhin habe es den gesetzlichen Auftrag, die Unis ausreichend zu finanzieren.
Derzeit gibt es an den sieben Instituten rund 8.000 Studenten, das sind laut Aussendung bis zu dreimal mehr als an internationalen Informatikfakultäten vergleichbarer Größe. Die mehr als 1.000 Studienanfänger pro Jahr würden einen großen Teil der Lehrressourcen binden. Schon bisher hat die Fakultät versucht, durch Studieninformationsveranstaltungen und seit dem Sommersemester 2011 durch Studieneingangsgespräche - eine Art Anleitung zur Selbstselektion -, die Studentenströme besser zu lenken.

Fehlendes Personal
Um die Qualität in Forschung und Lehre sicherzustellen, würden jedoch 180 Lehrende fehlen. Auch durch Forschungsprojektgelder aus Industrie, Wirtschaft und unabhängigen Forschungsförderungsinstituten könne die seit Jahren bestehende Unterfinanzierung nicht aufgefangen werden. Gleichzeitig gebe es einen IT-Fachkräftemangel in Österreich, der sich auch dadurch ausdrücke, dass Studenten noch während des Studiums von Wirtschaft und Industrie abgeworben werden.

Unternehmen sollen investieren
Im Rahmen der Initiative „Schlüsseltechnologie Informatik" wirbt die Fakultät künftig auch um konkrete finanzielle Unterstützung, denn: „In der jetzigen Situation hilft jeder Euro, mehr Studierende ausbilden zu können." Unternehmen sollen „Studienpatenschaften" übernehmen, dabei können diese 5.000, 10.000 oder 20.000 Euro investieren.

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