Neue Details zu Russlands Social-Media-Krieg vor US-Wahl
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In einem ausführlichen Beitrag widmet sich die New York Times der massiven Einflussnahme, die russische Quellen auf die US-Präsidentschaftswahl 2016 ausübten. Als eines der Beispiele dafür, welche Taktiken dabei angewendet wurden, schildert das Medium den Fall von Melvin Redick. Der Mann trat 2016 als Gründer der Webseite DC Leaks in Erscheinung, auf der Beutestücke von Hackern veröffentlicht wurden, mit welcher die Kandidatin Hillary Clinton diskreditiert werden sollten.
Nicht-existente Person
Redick wies ein vollständiges Facebook-Profil auf und gab zwei US-Hochschulen als Ausbildungsstätten an. Wie das IT-Sicherheitsunternehmen FireEye herausfand, konnten jedoch nirgendwo Hinweise auf eine tatsächliche Existenz des Mannes gefunden werden. Keine der angegebenen Hochschulen hatte jemals einen Studenten namens Melvin Redick. Die Fotos auf Facebook, die u.a. Redick mit seiner Tochter zeigen sollten, stammten offenbar von einem Brasilianer.
Hashtag-Verbreitung mit Bots
Social-Media-Auftritte wie jener von Redick wurden 2016 als Ausgabestelle für Falschnachrichten benutzt, die Donald Trump nutzen und seiner Gegnerin im US-Wahlkampf schaden sollten. Auf Twitter wurden so genannte "Warlists" entdeckt. Dabei handelt es sich um Twitter-Bots, die hunderte bis tausende Fake-Profile auf Twitter betreiben. Beim Ausspielen von Postings werden diese Warlists teilweise alphabetisch abgearbeitet. Ein Stakkato von Beiträgen soll unter anderem dazu dienen, um bestimmte Hashtags, etwa "#WarAgainstDemocrats" schnell zu verbreiten.
Besserung versprochen
Ironischerweise sind es gerade US-amerikanische Unternehmen, die solcherart Einmischung von russischer Seite zugelassen und bereitwillig geduldet haben. Bei der Behandlung von Fake News galt es lange Zeit als einträglicher, Postings möglichst wenig zu zensieren. Nun kündigen Facebook und Twitter allerdings an, künftig verstärkt gegen die Verbreitung von Falschmeldungen vorzugehen. "Wir wissen, dass wir aufmerksam bleiben müssen, um im Rennen gegen Leute, die unsere Plattform missbrauchen wollen, vorne zu bleiben", schreibt etwa Facebooks Sicherheitschef Alex Stamos und beteuert: "Wir wollen die Integrität des öffentlichen Diskurses bewahren." Die Social Networks wollen künftig auch den legalen Kauf von Werbung von Webseiten unterbinden, die Fake News verbreiten.
Informationskrieg
Russlands Staatschef Wladimir Putin bleibt angesichts der Anschuldigungen, Russland habe den US-Wahlkampf entscheidend beeinflusst, gelassen. "IP-Adressen können einfach erfunden werden", sagt er etwa zu einem Anhaltspunkt für russische Quellen der Falschnachrichten-Flut. Tatsächlich ist es schwierig, stichhaltige Beweise für die Urheber solcher Botschaften zu finden. Das Arsenal Russlands im "Informationskrieg" ist vielfältig. Neben Bots und falschen Personen kommen bezahlte, aber als Personen real existierende Internet-Trolle zum Einsatz - und überzeugte Russland-Anhänger, die nicht von Russland bezahlt werden, beteiligen sich ebenfalls bereitwillig am Social-Media-Kampf.
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